Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
dachte Jason. Ich hab mir das hier nicht ausgesucht.
Leander hatte den Gedanken erfasst.
„Aber du bist nun mal in dieser Situation, mein Freund, und jetzt reiß dich zusammen. Immerhin hast du diesen Laurent beseitigt und jetzt solltest du schleunigst deine Hybriden wieder daran gewöhnen, für sich selbst zu sorgen – ohne zu töten! Solange du noch nicht wieder bei Kräften bist, werde ich die Dinge regeln. Ein letztes Mal!“
Der Atlanter wusch dem geschwächten Vampirfürsten ordentlich den Kopf. Jetzt konnte Jason ja nicht mehr so einfach davon laufen.
†
Zwei Tage später saß Anna nachmittags wieder in ihrem Dachzimmer und lernte, als Mrs. Johnson klopfte.
„Ein Anruf aus Deutschland auf dem Festnetz für dich, Anna!“, rief sie durch die geschlossene Tür.
Die Studentin öffnete und ging mit der Hauswirtin in deren überladen wirkenden Wohnraum. Hier standen Vitrinen mit Porzellanfiguren, Tellern und Bildern Seite an Seite und beanspruchten drei der vier Wände für sich. Anna griff nach dem Hörer des altmodischen Telefons. Schnurloses Telefonieren kannte Mrs. Johnson wohl noch nicht. Eine männliche Stimme war am Apparat. Kommissar Ramon Pérez von der Kripo Hamburg, der frühere Assistent ihres Onkels Harald Welsch, machte ihr die Mitteilung, dass man ihre Mutter tot aufgefunden hatte. Sie hätte Selbstmord begangen und sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten. Anna brach ohnmächtig zusammen und Mrs. Johnson konnte gerade noch verhindern, dass sie mit dem Kopf auf den Boden aufschlug.
Die Trauerkarte zum Ableben von Martina Welsch erreichte die abgelegene Gegend in den Cheviot Hills genau einen Tag nach der Beerdigung. Jasons Wunden heilten langsam und der junge Vampirfürst kam wieder zu Kräften. Leander Knight hatte mit Hilfe der drei Musiker die Hybriden wieder darüber informiert, dass die „alten Regeln“ der freiwilligen Spenden wieder galten. Den einen war dies recht, denn so konnten sie ihre Opfer selbst aussuchen und aus einer frischen Quelle trinken. Die anderen bedauerten den Wegfall der bequemen „Fertignahrung“. Dennoch fügte sich diese wohl harmloseste aller Vampirrassen den Anordnungen des Halbengels, der wieder einmal in der Rolle des souveränen Vermittlers auftrat.
Jetzt hielt er die Karte in den Händen
Ob Jason dort wohl hingegangen wäre?, überlegte er.
Anna würde jetzt jemanden brauchen, das stand fest. Und das würde nicht der Mann sein, den sie liebte. Der Halbengel beschloss, sich um Jasons Lebensretterin zu kümmern. Auch das Problem Alexa stand noch im Raum.
Mrs. Johnson kümmerte sich rührend um die Studentin, die gerade aus Deutschland zurückgekehrt war. Die wenigen Habseligkeiten ihrer Mutter hatte Anna eingepackt, die restlichen Möbel an den Nachmieter veräußert. Jetzt versuchte sie mühsam, in ihr altes Leben zurückzukehren. Aber nichts mehr würde so werden wie früher. Ihre Mutter lag nun in dem Grab neben Onkel Harald. Nach Hamburg wollte Anna nicht und hier – in diesem freundlichen aber fremden Land – fühlte sie sich noch nicht zuhause. Außer in diesem kleinen Landhaus an der Grenze.
Als die Klingel an der Haustüre ging, öffnete die emsige Mrs. Johnson in der Hoffnung auf den Briefträger. Aber vor ihr stand ein sehr großer, athletischer Mann von Mitte Dreißig mit schulterlangem, dunkelblondem Haar und einer etwas helleren Strähne auf der rechten Seite. Verdutzt starrte sie den gut gekleideten Fremden an.
„Ich würde gerne Miss Anna Welsch sprechen.“
„Die junge Dame ist in Trauer, Mister …“
„Knight, Leander Knight. Ich bin ein guter Freund der Familie.“
„Oh, das ist natürlich etwas anderes. Bitte treten Sie näher. Sie haben Glück. Anna ist erst gestern aus Hamburg zurückgekehrt. Sie ist noch völlig durcheinander, das arme Kind. Kein Wunder, sie aber auch soviel durchmachen müssen und dann das Studium.“
Die Tirade von Mrs. Johnson hielt an, bis sie mit dem Atlanter vor Annas Zimmertür stand. Auch Anna war nicht weniger erstaunt, Jasons Freund hier zu sehen, dennoch freute sie sich über den unerwarteten Besuch.
„Wie geht es Jason?“, fragte sie direkt.
„Besser, aber ich komme eigentlich wegen dir.“
Gab es wirklich noch jemanden, der sich für sie interessierte? Tränen stiegen in Annas schönen blauen Augen auf. Wortlos reichte Leander ihr ein Taschentuch. E konnte ihre innere Zerrissenheit deutlich spüren. Sie erzählte ihm von den Geschehnissen der letzten
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