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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Sessel in der Bibliothek und las in alten Geschichtsbüchern. Eine Katze lag entspannt vor dem offenen Kamin. Es herrschte eine trügerische Stille. Der erste Herbststurm hatte sich angekündigt.
    Die Anspannung in Rabea war deutlich auf ihrem schönen Gesicht zu lesen. Trotzdem gab sie sich äußerlich ruhig. Sie kannte noch nicht die Taktik ihrer Gegner, und die Bewährungsprobe kam doch ganz anders als erwartet. Seit geraumer Zeit waren die schwarzen Engel vor dem Schloss abgerückt. Sonst hatten sie jede Nacht dort regungslos gewartet, sich aber niemals auf Kämpfe eingelassen. Jetzt waren sie verschwunden. Kein gutes Zeichen!
    Ein Schatten am Fenster ließ Rabea von ihrem Buch aufschrecken. Doch es war nur der Ast eines Baumes, der sich im heftigen Wind wiegte. Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken wieder frei zu bekommen und blickte erneut zum Fenster.
    Und dann sah sie ihn, kniend auf dem breiten Fenstersims, beide Hände seitlich an den Rahmen gestützt. Nach endlosen Jahrhunderten blickte sie in die Augen, die sie einst so geliebt hatte. Sie erinnerte sich, damals waren sie noch von einem tiefen Violett gewesen. Heute sah sie in zwei funkelnde Smaragde, in denen ein Feuer loderte. Sie erschrak und doch trat sie langsam näher an das Fenster heran.
    Die Sonne war längst untergegangen, doch das blasse Gesicht ihres ehemaligen Geliebten dort war deutlich zu erkennen. Schwarzes, gelocktes Haar wehte um sein Antlitz, das einem griechischen Gott zu gehören schien.
    „Er ist so schön“ , dachte Rabea und bald trennte sie nur noch die dünne Glasscheibe, doch Nolan machte keinerlei Anstalten, diese einzuschlagen.
    „Du musst mich hereinbitten.“
    Rabea hörte seine Stimme in ihren Gedanken, weich und lockend. Das Mal auf ihrer Stirn pulsierte als Mahnung vor ihrem Gegner. Sie war in Versuchung, ihn hineinzulassen, und wie unter Zwang tastete ihre Hand wie in Zeitlupe nach dem Fenstergriff.
    Im gleichen Augenblick flog die Tür zur Bibliothek auf und Kendra stürmte mit zwei weiteren Wächtern hinein. Sie riss Rabea vom Fenster weg. Diese sah sie nur erschocken an, als würde sie aus einem Traum erwachen. Nolan war verschwunden. Doch sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf. „Ich bin immer in deiner Nähe.“
    Kendra packte die noch erstarrte Rabea und sah sie fest an. Fast schüttelte sie ihre Herrin, um diese aus dem Bann aufzuwecken „Ihr könnt ihn in Euren Gedanken hören, nicht war?“
    Rabea atmete tief durch und nickte. „Ja, und spüren. Sogar in meinen Träumen.“ Rabea senkte den Kopf. Traurigkeit erfasste ihr Herz, als sie das ganze Ausmaß ihres Fluches erkannte. Sie wandte sich von ihrer Vertrauten ab und zog sich resigniert in ihr Gemach zurück.
     
    Die Verbindung zwischen den beiden Seelen von Rabea und Nolan war durch diese Begegnung in Menschengestalt erneut geschaffen worden, und so unzertrennlich sie im Schicksal waren, so erbittert würden sie sich von nun an bekämpfen müssen. Oder sollte es doch noch eine andere Lösung geben?
    Rabea fasste in dieser schlaflosen Nacht einen Entschluss. Sie spürte seit ihrem unverhofften Wiedersehen, dass sie Nolan niemals würde töten können. Sie fühlte sich zu stark zu ihm hingezogen. Von nun an würde sie lieber auf der Flucht sein wie eine Beute, die vor ihrem Jäger floh, durch die Ewigkeit. Immer nur für kurze Atempausen am Tage und dann weiter hetzen. Fliehen vor dem Geliebten, um die Krone des Lichtes zu behalten. War das nicht auch eine Art der Verdammnis? Ertrug sie nicht das gleiche Schicksal wie Nolan, der sich von menschlichem Blut ernähren musste und sein Leben in der Dunkelheit führen? Er dagegen würde bestimmt nicht zögern, sie in sein Reich zu holen, sollte er ihrer habhaft werden können.
     
    Kendra ahnte die Gedanken ihrer Königin. Sie würde sie nur eine begrenzte Zeit begleiten können, war sie doch eine Sterbliche. Sie seufzte. All die Anstrengungen, Rabea zu einer Kriegerin zu machen, waren umsonst gewesen.
    Sie hatte damals schon Zweifel angemeldet, als der alte Druide ihr den Vorschlag machte, ein Lichtwesen zu Hilfe zu holen, um die Menschen von dieser Bedrohung zu erlösen. Aber sie hatte vor allem die Macht unterschätzt, die zwei Liebende verbindet. Sie konnte froh sein, wenn Rabea dem Fürsten der schwarzen Engel widerstehen konnte und zwar so lange, bis vielleicht eine Nachfolgerin für sie gefunden war. Und Kendra spürte, dass dies rasch geschehen musste. Sie musste unbedingt mit dem Druiden sprechen

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