Lux Aeterna (German Edition)
für einige Zeit gab er seinem Zorn nach. Als schöner Engel der Nacht machte sich Jason Dawn wieder auf die Jagd nach frischem, jungem Blut, ganz gleich, ob es unter der Haut einer hübschen Frau oder eines aparten jungen Mannes pulsierte. Erst als er genug von seinem Blutrausch hatte, kehrte er zurück nach Hamburg und machte sich wieder auf eine andere Suche – der Suche nach Erlösung!
Teuflische Nächte
„Ganz egal, ob Sie mich segnen oder verfluchen“, sagte Jason Dawn zu Hauptkommissar Welsch, „aber ich kann an dieser Situation nichts mehr ändern.“
Die beiden ungleichen Männer standen gemeinsam am Grab von Rita Hold, der Mitarbeiterin des einen und der Geliebten des anderen. Sie waren sich zufällig hier begegnet. Jason nahm die Sonnenbrille ab und sah dem ergrauten Kommissar in die Augen.
„Aber ich wünschte, ich könnte es!“
Und das meinte Jason durchaus ernst. Das Schicksal hatte ihn bereits zum zweiten Mal zu einem Vampir gemacht. Das zweite Mal geschah es aus Liebe zu Rita, doch diese hatte zur gleichen Zeit beschlossen, ihn mit ihrem Selbstmord freizugeben. „Unsere beiden Rassen gehören eben nicht zusammen!“, behauptete Jason jetzt.
Harald Welsch nickte nur. Seine ehemals so geordnete Welt hatte sich mit der Erkenntnis über die Existenz der Neuzeitvampire grundlegend geändert, und es fiel dem Mittfünfziger schwer, sich an diese neue Realität zu gewöhnen.
Jason konnte seine Gedanken lesen. „Ich weiß, dass Sie denken, ich sollte eigentlich längst in einem Grab liegen, und damit haben Sie recht“, sagte der junge, attraktive Mann mit den halblangen, dunklen Haaren jetzt leise. Dann wandte er sich ab und ging.
Der Kommissar setzte seinen Hut auf und ging mit langsamen, schweren Schritten über den Friedhof zurück zu seinem Wagen.
Auch Jasons Dasein hatte sich verändert. Seine Macht war gewachsen durch die zweimalige Transformation zum Vampir. Langsam hatte er begriffen, dass er zum ersten Fürsten der Neuzeitvampire geworden war. Dass er seinesgleichen anzog wie ein Magnet, war ihm zunächst nicht einmal bewusst geworden. Doch seine Anhängerschaft wuchs. Er spürte, dass er durch seine neu gewonnene Stärke auch in der Lage sein würde, es mit den alten Vampirmeistern aufzunehmen. Ein außergewöhnliches Schicksal hatte ihn auserkoren, eine neue Ära für die schwarzen Engel einzuläuten. In Zukunft würde es an ihm liegen, wie sich das Zusammenleben der beiden Rassen auf dieser Erde gestalten würde.
Der Traurigkeit und dem Zorn in seinem Herzen, die seit dem Tod seiner Geliebten in ihm tobten, machte er in neuen Songs Luft. Er hatte bereits Erfahrung in der Musikbranche sammeln können und war recht erfolgreicher Sänger einer Gothic-Rockband gewesen. Später hatte er als freier Musikredakteur gearbeitet und jetzt startete er seine neue Karriere. An seiner Seite war Lioba, eine noch junge Hybridvampirin, die eigentlich Schuld an seiner jetzigen Wandlung hatte, denn es war ihre Intrige gewesen, durch die er erneut zum Vampir geworden war.
Lioba Olsen war Fotografin und betätigte sich jetzt zusätzlich noch als Managerin für Jason. Das einzige Problem für ihn war ihre rasende Eifersucht. Ein kleines Label hatte den ehemaligen Leadsänger von The Damned unter Vertrag genommen und eine neue CD mit Jason Dawn aufgenommen. Eine brisante Mischung als Rock ’n’ Roll und Balladen mit dunklen Texten. Lioba konnte es manchmal nicht ertragen, dass Teenager und sogar ältere Frauen „ihren“ Jason anhimmelten, wenn er auf der Bühne stand oder Autogramme gab. So waren heftige Diskussionen vorprogrammiert. Jason hasste diese ewigen Streitereien.
Am Ende verließ Jason Lioba und hinterließ in ihrem Herzen eine Welle von Verzweiflung und Hass.
Mit seiner neuen, vierköpfigen Band Rouge et Noir , die diesmal allerdings wirklich nur aus seinen Artgenossen bestand, ging er schließlich auf Tournee in Deutschland und in seiner ursprünglichen Heimat England. Wie bei jeder erfolgreichen Band reisten ihnen hartnäckige Fans hinterher. Einer davon war Diana Graham, halb Amerikanerin, halb Deutsche, Tochter aus gutem Hause oder besser gesagt, reichem Hause. Und wie alle Mädchen, die von Beruf „Tochter“ sind, glaubte auch die Achtzehnjährige, dass Geld ihr alle Türen öffnen würde. Auch die in dem Hotel, in dem die Band logierte.
Diana war der Faszination des jungen Vampirfürsten hoffnungslos verfallen, nachdem sie seine ersten Songs
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