Lux Aeterna (German Edition)
Der Bassist löste sich in einem kalten, grün leuchtenden Feuerball auf. Die Menge begann zu johlen, sie hielt das für einen der pyrotechnischen Showeffekte. Jason und seine Bandkollegen aber sahen sich entsetzt an. Alles war so schnell geschehen, dass niemand von ihnen hätte eingreifen können. Wie auch? Das Zeug hätte auch sie vernichtet. Die Band verließ die rasch Bühne und anschließend den Club durch den Hinterausgang.
Von diesem Zeitpunkt an war ihre Existenz in Gefahr. Leander hatte den Vorfall aus der Ferne beobachtet. Er ahnte, dass es nun mit einem friedlichen Zusammenleben mit den Menschen vorbei sein würde. Es galt zu handeln.
Miriam Cole konnte nicht glauben, was sie da auf dem Videoband sah, das sie immer und immer wieder auf dem Monitor vor sich abspielte. Weder der Betreiber des Clubs noch die Plattenfirma waren dazu bereit, ihr ein Interview zu geben. Sie spürte nur, dass dies eine einmalige Story geben würde. Seltsamerweise kam es zu keinen polizeilichen Ermittlungen nach diesem spektakulären Konzert. Auch das war verwunderlich. War da nicht ein Mensch gestorben? Oder war das Ganze wirklich nur ein Showtrick? In der Presse wurde berichtet, dass der Bassist aus der Band hatte aussteigen wollen und so einen publikumswirksamen Abschied gewählt hatte. Sollte man das glauben? Die Journalistin beschloss, Nachforschungen anzustellen und mit dem Bandleader zu sprechen.
Aber der schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Einige Wochen blieb es ruhig. Verdächtig ruhig.
Eines Abends brachte Leander Knight dem zurückgezogen lebenden Jason Dawn einige Zeitungen, auch aus dem Ausland, mit. Er legte sie auf den Tisch.
„Schau mal genau hin. Fällt dir was auf?“, fragte der Atlanter.
Jason blätterte durch die teilweise schon älteren Ausgaben in allen Sprachen. Dann blickte er den Mentor erstaunt an.
„Was soll das?“
Leander rupfte mit einem Griff den Immobilienteil einer Zeitung heraus. „Leere Wohnungen. Mit jeder Woche wächst die Anzeigenmenge für leerstehende Wohnungen. Ich habe ein paar Ermittlungen betrieben. Es sind größtenteils Wohnungen von ehemaligen Hybriden.“
Jason zog die Augenbrauen hoch.
„Ehemalig?“, hakte er nach.
Leander nickte. „Sie sind verschwunden oder - besser gesagt - wurden vernichtet. Außerdem wurde eure Versorgung mit Kunstblut drastisch reduziert. Dass heißt, die Regierungen wissen, dass es immer weniger von euch gibt – oder geben wird! Jeder, der dieses Blut bezieht, ist schließlich registriert.“
Der Fürst der Neuzeitvampire war besorgt. „Und was können wir tun? Wenn wir offen kämpfen, weiß die ganze Welt bald von uns und es gibt einen Krieg zwischen den Rassen.“
Auch Leander schien keine Patentlösung parat zu haben. „Auf dieser Welt habt ihr keine Verbündeten. Da kann euch nicht mal euer Kommissar in Hamburg helfen.“
Jason wollte etwas sagen, doch der Halbengel unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Ja, ich weiß davon. Ich weiß viele Dinge, liegt an meiner Abstammung.“ Dann fügte er noch leise hinzu. „Du hättest besser ein Mensch bleiben sollen, als du noch die Gelegenheit dazu hattest.“
Jason blickte zu Boden. Die Erinnerung lastete schwer auf ihm. Unsterblichkeit bedeutete leider auch ewiges Erinnern, und schon das kann eine Qual sein.
Ein paar Tage später bekam Jason erneut Besuch in dem abgelegenen Landhaus. Zwei Besucher in einer Woche waren ziemlich viel für diese Gegend.
Miriam Cole betätigte gerade die Türglocke zum zweiten Mal, als Jason bereits öffnete. Er konnte die tausend Fragen lesen, die in ihren Gedanken herumwirbelten. Ein Lächeln umspielte seinen Mund.
Die Journalistin sah ihn mit ihren moosgrünen Augen an.
Es war stürmisch in den Cheviot Hills. Rotbraune, widerspenstige Locken wehten um ihr schmales Gesicht, das kein Make-up nötig hatte. Ihre ungezähmte Schönheit wurde durch einige Sommersprossen noch hervorgehoben. Für einen kurzen Augenblick musterten sich die beiden stumm und mit einem gewissen Interesse aneinander. Wie bei vielen Frauen war die Anziehungskraft des Vampirs auch bei Miriam deutlich zu spüren, doch ihr rationaler Verstand sträubte sich gegen diese faszinierenden, dunklen Augen.
Und genau das reizte Jason wiederum. Es gab wenige Frauen, die einem Vampir widerstehen konnten. Diese hier schien einen eisernen Willen zu besitzen. Irgendwie erinnerte sie ihn an Rita.
Jason bat die Besucherin herein. „Ich glaube, ich könnte Ihnen
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