Lux Aeterna (German Edition)
der Regierungen?“, fragte Jason bei ihrer nächsten Zusammenkunft in dem historischen Jagdschloss, in dem nun die Fürstin auf unbestimmte Zeit residierte.
Sie saßen gemeinsam in dem riesigen, mit antiken Möbeln und Vorhängen ausgestatteten Wohnzimmer, dessen Wände nicht nur die Gemälde der Vorfahren von Ashford, sondern auch zahlreiche Jagdtrophäen zierten. Es roch leicht nach Mottenkugeln und Möbelpolitur.
„Damit würden wir auf Nummer Sicher gehen. Wir bräuchten nicht jedem Gebissenen eine Gedächtnislücke zu verpassen. Wenn die Menschen offiziell von unserer Existenz wüssten und daraus einen – sagen wir - gewissen Nutzen ziehen würden, würde dies unser Dasein sehr erleichtern“, war Leanders Antwort. Er sprach ganz bewusst von „uns“, auch wenn er nicht auf das Blut anderer Lebewesen angewiesen war und lieber menschlicher Nahrung zusprach.
„Die Menschen sind also nach wie vor käuflich“, stellte Lady Alderley mit leichtem Bedauern in der Stimme fest. Sie trug ein schwarz-goldenes bodenlanges Empirekleid mit Schnürung, das ihre elegante Erscheinung noch betonte. Ihr Tonfall hatte immer noch den einer charmanten Plauderei bei Hofe.
„Leider, Mylady, daran hat sich seit biblischen Zeiten nichts geändert“, gab Leander höflich zur Antwort, dann wandte er sich wieder Jason zu.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Vorhaben nur den Hybriden und Grenzgängern sowie der Fürstin nutzt, wenn sie niemanden wandelt. Du bist davon ausgenommen, dein Biss wandelt sofort. – Wenn du nicht aufpasst“, fügte er noch hinzu.
Hätte er diese Warnung schon früher erhalten, wäre ihm so manches Missgeschick erspart geblieben. Dieser Satz stand deutlich in Jasons dunklen Augen zu lesen. Aber er nickte nur zustimmend.
„Ich werde mich also weiter mit Konserven und Tierblut zufrieden geben müssen“, grinste er, worauf er einen mitleidigen Blick aus den veilchenblauen Augen der Fürstin auffing.
„Keine Sorge, Mylady, ich bin daran gewöhnt“, sagte er in ihre Richtung und deutete eine Verneigung an.
Leander runzelte die Stirn. Spott und Zynismus gehörten nicht hierher. Jason spürte die Missbilligung und wurde wieder ernsthaft.
„Lassen wir einen Versuch im Untergrund anlaufen“, schlug er vor.
„Dann könnten die Regierungen sich hintergangen fühlen“, gab Leander zu bedenken. „Und das würde erneut einen Keil zwischen den Beziehungen unserer beiden Rassen treiben.“
„Das Problem ist letztendlich doch die Geschwätzigkeit der Menschen“, warf die Fürstin jetzt ein. „Aber tun sie nicht alles füreinander, wenn sie lieben? Für uns ist es doch ein Leichtes, sie in unseren Bann zu ziehen und kleinere Wunden können wir unsichtbar machen für ihre Augen.“
„Was für eine kluge Frau“ , dachte Leander. „Anstatt die Dinge rein wirtschaftlich zu betrachten, setzt sie auf die menschlichen Gefühle. Das könnte überhaupt die Lösung sein.“
Jason hatte Leanders Gedanken aufgefangen und verkniff sich mit Mühe ein Lachen. „ Make Love, Not War , das hatten wir doch schon mal“ , sandte er telepathisch zurück.
Beide Männer brachen spontan in ein schallendes Gelächter aus, das Lady Alderley mit einem leicht pikierten Blick quittierte. Sie hatte die sechziger Jahre schließlich verschlafen.
„Oh verzeiht uns, Mylady“, versuchte Leander nach einer kleinen Weile wieder zu Atem zu kommen. „Wir lachen nicht über Euren Vorschlag. Ganz im Gegenteil. Ihr seid der Lösung so nahe gekommen, wie niemand von uns zuvor. Ihr habt wirklich ein zauberhaftes Wesen.“
Lady Alderley verbarg ihr hübsches Antlitz hinter ihrem schimmernden schwarzen Fächer. Abwechselnd blickte sie von einem zum anderen. Niemand der beiden Männer ahnte, welch abgründige Gedanken sich hinter ihren strahlendblauen Augen verbergen sollten. Welcher der beiden würde wohl besser in ihre Pläne passen?
Besessen von dieser neuen Idee setzten sich der Halbengel und Jason nun gemeinsam an den großen Schreibtisch aus edlem Teakholz, der direkt am Fenster stand, und Leander griff nach einem Stift, um sich Notizen zu machen.
„Soweit mir bekannt ist, steht in dem Vertrag mit den Menschen nichts über den Einsatz eurer Bannkräfte. Es wurde schlichtweg vergessen. Wir werden ein offizielles Dekret für die Vampire daraus formulieren, damit es nicht zu willkürlichen Übergriffen kommt. Die einzige Bedingung dafür wird sein, dass es weder Tote noch Gewandelte geben darf. Ein Verstoß muss
Weitere Kostenlose Bücher