Lux Aeterna (German Edition)
Ein einziger tiefer Atemzug würde einige der Spitzen in sein Herz treiben. Xavier verringerte seine Körperfunktionen auf das absolute Minimum, bis er den Status eines Bären im Winterschlaf erreichte. Er bekam gerade noch mit, dass sein tödliches Gefängnis bewegt wurde, dann dämmerte er hinüber in das Vergessen eines Grabes.
* * *
V. Verdammte Herzen
Die Nacht duftete nach Patchouli und wilden Rosen. Duftende Kerzen tauchten die beiden nackten Körper auf dem zerwühlten Bett in einen Hauch von goldenem Licht. Leiser Regen prasselte an die Fensterscheiben. Celeste kuschelte sich wohlig an Jason, der gerade mit dem Zeigefinger ihre geschwungene Rückenlinie nachzeichnete. Sie war glücklich, ihn wieder bei sich zu haben.
Er war urplötzlich in ihrer Zweizimmerwohnung in Hamburg aufgetaucht und das an dem Tag, an dem Clement sie gefeuert hatte. Der Franzose hatte seit einigen Wochen nichts mehr von seinem Boss gehört und keine Lust mehr, seine Zeit in Hamburg oder mit verrückten Künstlern zu verbringen. Also machte er die Agentur kurzerhand dicht und entließ alle Angestellten.
Wütend war Celeste zunächst an der Hafenpromenade entlang gelaufen und hatte versucht, einen klaren Gedanken in Sachen Zukunft zu fassen. „Alles läuft schief, seit ich diese verdammte Band kennen gelernt habe“, fluchte sie leise und kickte wütend einen kleinen Stein über die Hafenmauer ins Wasser. Insgeheim meinte sie damit weniger die Band als Jason Dawn selbst.
Dann fuhr sie nach Hause, öffnete eine Dose Cola und wollte sich gerade bequem vor den Fernseher setzen, als ihr Besuch eintraf. Am liebsten hätte sie leere Dose nach ihm geworfen, stattdessen warf sie ihm lieber ihre ganze Enttäuschung an den Kopf.
Jason wehrte lachend ab. „Moment, Moment. Ich habe mit der Band gesprochen. Sie sind damit einverstanden, dass du weiterhin unser Management übernimmst. Du hast also wieder einen Job, wenn auch keinen so gut bezahlten.“
Celeste stockte der Atem. Sie durfte bei ihm bleiben! Allerdings hatte Jason einen kleinen Hintergedanken bei diesem Vorschlag gehabt. Seine Leute sollten auch auf Celeste aufpassen, denn sie wusste nun über die dunklen Engel mehr, als für einen normalen Menschen gut war. Und Sicherheit ging vor in diesen unsicheren Zeiten. Deshalb hatte er ihr auch bislang verschwiegen, dass die gesamte Band aus Seelenlosen bestand.
Strahlend war ihm Celeste um den Hals gefallen, und Jason hatte ihr eine Nacht geschenkt, die sie nicht so schnell vergessen würde, die aber gleichzeitig ihr Verlangen gesteigert hatte, ihn für immer bei sich zu wissen. Ein törichtes, absolut menschliches und weibliches Verlangen! Das wusste sie genau, doch was konnte sie gegen ihre Natur als Frau schon machen? Diesen Wunsch würde Jason ihr niemals erfüllen, ihre Welten waren zu verschieden. Sie seufzte leise.
Jason blickte seine Freundin fragend an.
Ihr hübscher Mund kräuselte sich zu einem Lächeln. „Und du lässt mich wirklich nicht für immer bei dir sein?“, fragte sie hintergründig. Es klang fast wie Hohn in seinen Ohren, denn er hatte der Versuchung nur schwer widerstanden, seine Zähne in ihre weiche Haut zu schlagen. Er hatte diesen Instinkt nur betäuben können, indem er vor seinem Besuch bei ihr künstliche Nahrung zu sich genommen hatte.
Es war ihr ehrlicher Wunsch, in seine Welt einzutauchen, das konnte der Vampirfürst spüren. Sie konnte aber nicht einmal ahnen, was es bedeutete, wenn es daraus kein Zurück mehr gab. Vielleicht wäre eine Vampirin doch eine leichtere Wahl als Gefährtin an seiner Seite? Für eine Sekunde schoss ihm dieser Gedanke durch den Kopf, den er nun auf den linken Arm stützte.
Jason blickte Celeste lange schweigend an. Sie war wirklich bildhübsch. Wie sich das kastanienfarbene Haar als dunkler Strom in die Kissen ergoss. Einige Härchen an ihrem Stirnansatz waren immer noch verschwitzt von ihrem wilden Liebesspiel. Die gleichfarbigen Augenbrauen schwangen sich in zartem Bogen über die großen, jetzt katzenhaft wirkenden Augen, die im Kerzenlicht grünlich schimmerten. Und diese Augen ließen ihn nicht los, bis sie eine Antwort erhielt.
„Du kennst die Gründe“, sagte Jason. Seine rechte Hand ruhte in dem Tal ihrer Taille und folgte langsam dem Schwung ihrer Hüfte. „Außerdem haben wir ein Abkommen mit den Menschen, keine neuen Vampire zu wandeln“, fügte er hinzu.
„Aber das gilt doch nur für... naja, nicht für Freiwillige, oder?“, hakte
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