Lux Aeterna (German Edition)
Fürsten zu akzeptieren.
Es hatte sich in ihren dunklen Kreisen rasch herum gesprochen, dass der Neuzeitfürst ihnen gestattete, menschliche Opfer anzuziehen, die sich ihnen freiwillig hingaben, und sie als Wirte zu nutzen, unter der strengen Auflage, niemanden zu töten.
Die Hybriden wie auch die Grenzgänger wussten, dass es eine neue Art von Gerichtshof gab, der ihre diesbezüglichen Vergehen ahnden würde. In diesem Jahr – 2009 – würden die Vampire zum ersten Mal ihr Dasein in vollen Zügen genießen können - im wahrsten Sinne des Wortes. Und alles begann an Halloween …
* * *
Nach dem offiziellen Teil der Releaseparty von Jason Dawn & Band in der Cathedrale Noir in Hamburg mit Auftritten und Interviews schien die Stimmung plötzlich umzuschlagen. Es herrschte eine Atmosphäre wie kurz vor dem Entladen eines Gewitters. Eine emotionale Spannung lag in der Luft wie Elektrizität. Auch Celeste konnte sich dem nicht entziehen. Sie trug ihr langes Haar hochgesteckt, eine schwarze Bluse mit romantischen kleinen Rüschen um den spitz zulaufenden Ausschnitt und einen langen schwarzen Samtrock, dazu ein eng anliegendes viktorianisches Halsband und lange Ohrringe mit kleinen silbernen Fledermäusen daran. Jeder hier war mehr oder weniger der halloweenmäßig gekleidet.
Bis vor wenigen Minuten hatte auch Jason noch neben ihr gestanden und sich mit einigen der Presseleute unterhalten. Jetzt schien er wie vom Erdboden verschluckt. Wieder einmal hatte er sie allein gelassen!
Die Disco hatte bereits begonnen und die monumentalen Elektroklänge der Band E Nomine pulsten aus den schweren Boxen. „Mysteria“, wurde angespielt.
Schwarzlicht verwandelte die Tanzfläche in eine unwirkliche Szene. Celeste konnte nicht wissen, dass dieses Licht auf die Untoten eine ganz andere Wirkung hatte. Sie sahen dabei nicht nur durch sonst weißen, jetzt bläulich transparenten Stoff. Sie sahen durch zarte Haut, unter denen warme Adern im Rhythmus der Musik schlugen. Trockeneisnebel stieg langsam von der Tanzfläche hoch, umhüllte Paare, die sich zuvor gar nicht kannten und sich jetzt eng umschlungen im Takt wiegten.
Die hübsche Frau spürte eine seltsame Hitze in sich aufsteigen und den Drang, sich mitten hinein in das schwarze Meer der Tanzenden zu stürzen. Eine kräftige, ihr unbekannte Hand hielt sie gerade noch davon ab und riss sie in einen der säulenbewehrten Seitengänge, in denen sich die kleinen Stehtische befanden.
Verblüfft starrte Celeste in die nachtschwarzen Augen von Shane, dem Gitarristen, dessen hüftlanges, schwarzes Haar jetzt im Nacken von einer breiten silbernen Spange gehalten wurde. In diesem Licht wirkte er noch größer als sonst. Sein bleiches, schmales Gesicht, in dem nur die Augen vom Kajal betont wurden, schaute sie fast mitleidig aber gleichzeitig auch überheblich an. Er trug den Stolz eines Raubtieres in seinem Blick. Fasziniert konnte Celeste sich nicht mehr von dem übergroßen Vampir abwenden. „Es ist besser, du gehst jetzt nach Hause“, forderte er sie mit seiner markanten, tiefen Stimme auf.
Celeste schüttelte stumm den Kopf. Sie wirkte wie eine Drogensüchtige auf einem Trip. Der Boden bebte durch die hämmernden Bässe unter ihren Füßen. Die treibenden Beats peitschten ihren Puls in ungewohnte Frequenzen. Neugierig wandte sie ihren Blick zur Tanzfläche. Schemenhaft konnte sie erkennen, wie die weißen Zähne der echten Vampire zärtlich in die Hälse ihrer menschlichen Tanzpartner eindrangen, was diese auch noch hemmungslos zu genießen schienen!
Auch Lejla und die anderen Mitglieder der Band waren darunter. Die blonde Musikerin hatte sich eine der jungen Fotografinnen geschnappt, der sie jetzt am Hals hing. Ihre nun durchdringend kobaldblauen Augen starrten Celeste am Rande der Tanzfläche geradewegs ins Gesicht, und sie zwinkerte ihr dabei auch noch unverschämt zu.
Celeste war angewidert. Dennoch konnte die junge Frau keinen Blick von dieser schrecklich-schönen Szenerie abwenden. Schlimmer noch – sie wollte endlich ein Teil davon werden! Sie drehte sich wieder zu Shane um, der um jeden ihrer Gedanken zu wissen schien. Der Blick aus ihren grünbraunen Augen war fast flehend.
Ohne weiteres Zögern riss der Gitarrist ihre schlanke Gestalt fest an sich heran, mit einer Hand löste er das Halsband in ihrem Nacken und suchte mit seinen Lippen den aufgeregten Pulsschlag dicht unter ihrer Haut. Celeste überließ sich mit geschlossenen Augen jeder seiner
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