Lux Aeterna (German Edition)
hatte, was er suchte, und zwar in Form eines alten, in Leder gebundenen Buches, in der das tragische Dasein der „Untoten“ beschrieben wurde. Das Buch war in alter englischer Schrift geschrieben und schwer zu entziffern.
Ein Satz fiel ihm dabei besonders ins Auge, den er sich gleich auf einen Zettel notierte: „Vampir, du findest, was du suchst, wenn du vor den Augen der Engel bestehst, doch wer wird aus freien Stücken sein Blut für dich vergießen?“ Die genaue Bedeutung der Worte verstand er nicht. Doch im letzten Kapitel stand wiederum ein ähnlicher Satz: „Welcher Engel wird für dich eintreten? Der, der seine Seele mit dir teilt, wird mit dir untergehen, wenn du jemals wieder tötest.“
Doch die Art des Rituals, um einen Untoten wieder mit einer Seele zu versehen, stand dort nicht beschrieben. Aber, wo er schon einmal in Schottland war, konnte er genauso gut nach Rita suchen.
Rita Hold übte sich in den Regeln des Linksverkehrs. Manche meinen ja, dass auch Rechts fahren für Frauen schon schwierig sei, doch hier in England das erste Mal mit einem Mietwagen unterwegs zu sein, grenzte für die junge Polizeibeamtin an ein Abenteuer. Gott sei Dank war der Wagen nicht groß, es reichte gerade mal für ihr bisschen Gepäck und sie selbst.
‚Schade, dass die Zeit von Pferd und Kutsche vorbei ist’ , dachte sie so, als sie wieder einmal falsch abbiegen wollte. Hier auf dem Lande gab es zu ihrem Glück wenig Gegenverkehr.
„Ich hätte doch meine Freundin Susanne mitnehmen sollen. Die war immerhin schon mal in Australien und kennt sich mit diesem blöden Linksverkehr aus.“
Rita Hold hatte sich auf die zwei Wochen Bed and Breakfast gefreut, auf die zauberhaften Schlösser und malerischen Ortschaften von Schottland. Jetzt war schon fast eine Woche ihres Urlaubs um.
* * *
Die Kommissarin war auf dem Weg nach Loch Lomond, dem größten Binnensee Großbritanniens und genoss die herrliche Landschaft unterwegs. In der letzten Pension hatte sie noch ihren Picknickkorb füllen lassen. Irgendwo unterwegs wollte sie Rast machen. Das Radio spielte, und Rita summte die Melodie gedankenverloren mit.
Mit der Gestalt ganz in Schwarz dort am Straßenrand hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie bremste etwas zu ruckartig, so dass sie den Motor abwürgte.
Jason Dawn winkte ihr lässig zu. „Kleiner Motorschaden?“, fragte er sarkastisch.
„Was, zum Kuckuck, suchst du hier?“, fragte Rita ihn ärgerlich. Allerdings mehr aus Ärger über das misslungene Bremsmanöver.
„Dich!“, war seine Antwort und ohne zu fragen, stieg er ins Auto ein.
„Ich wollte eigentlich hier Urlaub machen.“ Rita wusste nicht so ganz, was sie von der Aktion halten sollte. Der junge Unsterbliche mit den sanften Gesichtszügen blickte sie ernst an und – wie jedes Mal – machten diese großen, dunklen Augen sie verlegen.
„Vielleicht können wir ja zusammen ‚Urlaub’ machen? Vielleicht kannst du mir aber auch helfen, ein Geheimnis zu entschlüsseln“, meinte er.
Jason die ganze nächste Woche an ihrer Seite zu haben, löste recht zweideutige Gefühle in Rita aus. Seine Art war gefährlich, doch für sie war er auf eine ganz besondere Art gefährlich.
Sie blickte ihn vorsichtig von der Seite an und sah ihn lächeln, obwohl er geradeaus auf die Straße blickte.
‚Hör auf, meine Gedanken zu lesen’ , befahl sie ihm telepathisch.
Das Lächeln verstärkte sich. „Schon gut, ich werd’ es lassen“, versprach er ihr.
Dann erzählte er ihr zunächst zögernd von seinen Nachforschungen und von dem alten Buch in der Bibliothek. Vor Schreck wäre Rita fast wieder auf der falschen Straßenseite gefahren, woraufhin sie beschloss, erst einmal Rast zu machen.
„Wenn ich so darüber nachdenke, hört sich das überhaupt nicht wie ein Ritual an“, sagte Jason zu ihr.
„Sondern wie etwas, das Gott entscheiden wird“, fiel Rita ein und packte den Picknickkorb aus. „Dann bin verloren“, murmelte Jason.
„Bist du sicher, dass du das richtig übersetzt hast?“, fragte sie ihn, um ihm irgendwie wieder Mut zu machen.
„Natürlich, schließlich ist das hier meine Heimat!“
Darauf konnte Rita nichts mehr erwidern.
Allerdings kam sie auch nicht dazu, denn ihr Handy klingelte. Ihr blieb heute auch nichts erspart! Welsch war am Apparat.
„Rita, tut mir leid, wenn ich Ihren Urlaub unterbrechen muss.“
„Da sind Sie nicht der einzige, Chef!“
„Ich brauche Sie hier.“ Die Stimme des Kommissars klang
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