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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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der gebundenen Bücher erkannte Catherine die roten Wappen der
    Päpste.
    »Du kennst dich hier gut aus«, sagte sie zu Ben.
    Er zuckte mit den Achseln. »Nicht annähernd so gut, wie ich es gerne
    täte. Pater Dominico kennt das Archiv sehr gut, und auch Kardinal Ciban
    verbringt hier einiges an Zeit. Ich habe viel von ihnen gelernt, aber noch lange nicht genug.«
    Dann erzählte er ihr vom ›Turm der Winde‹, der nahe dem Petersdom
    lag. Catherine kannte die fünfhundert Jahre alte Geschichte zwar schon,
    hörte ihm aber gerne noch einmal zu. Die Geschichte des Turms ging bis
    auf Papst Gregor XIII. zurück, der ein nahe gelegenes Observatorium für
    seine Himmelsbeobachtungen und seine Kalenderreform benötigt hatte.
    Aufgrund von Papst Gregors Sternbeobachtungen und Berechnungen
    wurde schließlich der gregorianische Kalender mit seinen bis auf den
    heutigen Tag geltenden Schaltjahren eingeführt.
    Momentan beherbergte der Turm jahrhundertealte politische und
    spirituelle Geheimnisse, genauer jenen Teil des vatikanischen
    Geheimarchivs, der so gut wie noch nicht erforscht und ebenso wenig
    katalogisiert war. Nur der Papst und einige wenige Kardinäle hatten zu
    dem über eine schmale Treppe zugänglichen Archiv Zutritt. Seit knapp
    vier Monaten gehörte auch Ben zu ihnen, weil Ciban im Rahmen so
    manch verborgener Ermittlungsarbeit dafür Sorge getragen hatte.
    Catherine erinnerte sich, gehört zu haben, dass der quadratische Turm
    vor allem Informationen hütete, die nur von Papst zu Papst
    weitergegeben wurden. Darius hatte ihr einmal anvertraut, in Wahrheit
    hüte der Turm auch Mysterien, von denen viele Heiligkeiten nie auch nur
    das Geringste erfahren hatten. Manche davon gingen nur von
    Großinquisitor zu Großinquisitor.
    Nachdem sie weitere lange und düstere Flure entlang Tausender dicker
    Bände auf Metallregalen passiert hatten, betraten sie einen Raum, der
    mehr einem Gelehrtenzimmer glich als dem Büro des Stellvertreters des
    Präfekten in den Archiven. Der alte Pater, der sich vom Schreibtisch
    erhob, musste Dominico sein. Fast bis zur Karikatur glich er den
    Archivmäusen, die Catherine von diversen Internet-Cartoons her kannte.
    Vermutlich hatte Dominicos Äußeres für diese Zeichnungen sogar als
    Vorlage gedient. Nicht wenige der in Umlauf befindlichen
    Vatikan-Cartoons hatte Schwester Thea in ihrer Freizeit unter
    Pseudonym geschaffen, wie Catherine inzwischen erfahren hatte. Sie
    hatte sich gefragt, ob Ciban davon wusste. Wenn ja, ließ er es sich nicht anmerken und trug es mit Fassung. Schwester Thea hatte jedenfalls
    gemeint, sein gutes Verhältnis zu ihr habe nicht weiter darunter gelitten.
    Was immer das auch heißen mochte.
    Ben zog ein Schreiben des Präfekten aus seiner Robe, eine Vollmacht,
    die wiederum auf einer Art Generalvollmacht des Papstes beruhte.
    Dominico warf nur einen kurzen Blick darauf, denn er kannte das
    Schriftstück und Ben bereits von diversen Besuchen. Dann ging der alte
    Bibliothekar zu seinem Schreibtisch und kehrte mit einem Registerband
    und zwei Taschenlampen zurück, was Catherine daran erinnerte, dass es
    im ›Turm der Winde‹ keinerlei elektrische Beleuchtung gab.
    »Danke, Pater«, sagte Ben, öffnete das Gästebuch und trug sich und
    Catherine vor den Augen des alten Archivars als Besucher ein.
    Dominico reichte ihnen die beiden Taschenlampen und ging ihnen voran.
    Durch einen der dunklen Gänge, erneut vorbei an unzähligen Regalen
    von Akten und Registerbänden, betraten sie das Erdgeschoss des ›Turms
    der Winde‹. Eine steile, schmale Wendeltreppe führte zu den obersten
    Regionen des geheimsten aller Archive. Auch hier schlug Catherine
    wieder der modrige, staubige und feuchte Geruch alter Pergamente und
    Akten entgegen. Papstanweisungen, Prozessakten, Prophezeiungen, nicht
    offiziell genehmigte oder anerkannte Heilige Schriften, jahrtausendealte Kirchengeschichte lagen hier seit ewigen Zeiten unter Verschluss.
    Catherine, Ben und der Pater kamen zu einer schweren, alten Eichentür.
    Dahinter, im obersten Stock, lagerten die geheimsten aller Geheimnisse.
    Der Archivar schloss die Eichentür auf, und die beiden Besucher
    betraten den Raum, während der alte Bibliothekar draußen wartete.
    Zwei Wände waren mit Fresken versehen, die Winde als Götterfiguren in
    weiten, wehenden Roben. Ein Bodenmosaik zeigte den Tierkreis von den
    Fischen bis zum Wassermann. In der Mitte der Decke hing ein
    Windmesser, der die Strömungen der Luft anzeigte und mit

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