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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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seltsamen Dingen wimmelt, ist eine Deutung wert. Einen Brief, den man bekommen hat
. . .
Wie hieß doch gleich noch mal dieser kluge Rabbiner? Ich fürchte, ich würde seinen Namen entstellen
. . .
«
    »Hisda.«
    »Einen Brief, den man erhalten hat, muss man lesen, wie dieser Rabbi Hisda lehrt. Aber hier gibt es, wenn ich mal so sagen
     darf, zwei Briefe. Da haben wir es mit einem Traum im Traum zu tun. Dir, edle Frau, hat von einem Traum des Herzogs von Sagan
     geträumt. Da wäre es doch interessant zu wissen, ob der Herzog von Sagan selbst auch geträumt hat
. . .
«
    »Er hat nicht geträumt.« Rixas Stimme war zu entnehmen, dass sie sich ihrer Sache absolut sicher war. »Das ist ja das Problem.
     Man muss ihm unbedingt von diesem Traum berichten.«
    »Ich schlage vor«, fügte sie mit Nachdruck hinzu, »sich damit und mit der Bitte um Hilfe an die hiesigen Franziskaner zu wenden.
     Sie sollen die Nachricht ihren Confratres in Glogau übermitteln, denen von St. Stanislaus. Mit der Bitte, sie möchten ihre
     Brüder in Sagan verständigen.«
    Meister Zbrosław senkte den Kopf.
    »St. Stanislaus in Glogau untersteht nicht der sächsischen Kirche. Das Kloster in Glogau untersteht der Erzdiözese Gnesen.
     Und daher werden sogleich alle in Krakau davon wissen.«
    »Das schadet nichts.«
    »Ich verstehe.«
    Der Meister führte sie zum Ladentisch, an dem das schöne schwarzhaarige Mädchen immer noch die getrockneten Frösche abstaubte.
     Selbst wenn du Zbrosław heißen solltest, dachte Reynevan, sie heißt ganz gewiss Rebekka.
    »Was ist das?« Ein Gegenstand auf dem Tisch zog plötzlich seine Aufmerksamkeit auf sich. »Was ist denn das? Doch nicht etwa
. . .
«
    »Das hier?« Der Meister hob eine Schnur hoch, an der ein weiß geäderter Stein in der Farbe und der Form eines menschlichen
     Auges hing. »Das Amulett Viendo. Kastilisch, direkt aus Burgos importiert. Ich gebe es euch für drei Groschen. Nehmt ihr es?«
     
    »Keine Panik«, wiederholte Rixa. »Wir schaffen es bis Bunzlau. Raabe hat sich möglicherweise hinsichtlich des Beginn des Kriegszuges
     geirrt. Ich bezweifle zudem, dass er den Termin genau kannte.«
    »Er hätte sich auch auf andere Weise irren können.« Reynevans Gesichtszüge verhärteten sich. »Der Kriegszug könnte nämlich
     auch schon früher beginnen. Und ich weiß, wie rasch sie marschieren können. Sechs, sogar sieben Meilen pro Tag, auch durch
     unwegsames Gelände. Und ich weiß auch, was sie zustande bringen, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Ich war in mehreren Städten,
     die sie erobert haben. Unter anderem in Haynau, nicht weit von hier. Verdammt noch mal, wir müssen uns beeilen!«
    »Und nachts reiten? Das ist absurd. Wir übernachten
. . .
«
    »Um morgen noch jemanden über den Kriegszug der Hussiten zu informieren, ja? Rixa, Tybald hat uns vertraut. Er verlässt sich
     darauf, dass wir es nicht in ganz Schlesien herumposaunen. Aber du
. . .
«
    »Reynevan«, Rixas Katzenaugen blitzten auf, »belehr mich nicht. Und misch dich nicht in meine Angelegenheiten.«
    »Möge unsere auf gegenseitigem Vertrauen basierende Zusammenarbeit wachsen und gedeihen.«
    »Nimm bitte zur Kenntnis, dass ich weiß, was ich tue. Und dass ich auf deiner Seite bin. Das habe ich dir schon mehrmals versichert.
     Und ich bin es leid, das ständig zu wiederholen. Als ich Sagan vor der Gefahr gewarnt habe, war ich auch auf deiner Seite.
     Ähnlich wie im März in Ratibor, als ich mit deiner Hilfe dem zögernden Wołoszek geholfen habe, sich zu einer Entscheidung
     durchzuringen.«
    »Trotzdem möchte ich wissen
. . .
«
    »Du weißt so viel, wie du wissen musst«, unterbrach sie ihn schroff. »Und du weißt gar nicht wenig; du hast Augen, du hast
     Ohren, und du bist nicht dumm. Lassen wir es dabei.«
    Sie schwiegen. Von unten her, vom großen Raum des Gasthofes, drangen Rufe, Gelächter und das Geräusch von Lustbarkeiten.Die Mäuse raschelten und fiepten auf dem Dachboden, die Kerze flackerte.
    »Reynevan?«
    »Ja?«
    »Ich habe nicht ohne Grund darauf gedrungen, hier zu übernachten. Ich möchte auch morgen unser Tempo ungern verringern. Hast
     du eine Medizin für Weiberkram?«
    »Das heißt für die Monatsregel?«
    »Das heißt, hast du was oder hast du nichts?«
    Er nahm die Büchse mit den Arzneien aus seiner Tasche und freute sich darüber, dass er sich vorsichtshalber in der Apotheke
     »Zum Erzengel« eingedeckt hatte.
    »Nimm das.« Er reichte Rixa ein Elektuarium in einer Kapsel. »Nimm es

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