Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Dannbindest du sie noch enger an dich. Hast dann die Garantie, dass sie mit keinem anderen davonläuft. Und wenn, dann nicht lange.
     Bis sie sich mit einem Eisen verletzt
. . .
«
    »Kundrie.«
    »Ich sage ja gar nichts mehr. Perferro hab’ ich, aber nur wenig, nur eine Dosis, die für eine Person reicht. Wende dich an
     den Bischof, ich weiß, dass er einen Vorrat hat. Und auf der Sensenburg hast du schließlich Skirfir und seine alchemistischen
     Atanore.«
    »Der Bischof würde nie zugeben, dass er welches hat. Und zum Sensenberg zu reiten, passt mir jetzt nicht.«
    »Ich denke, man verfolgt mich«, erklärte er, als er sah, dass sie ihre Brauen fragend nach oben gezogen hatte. »Ich kann mich
     nicht einmal mehr auf meine Todesrotte verlassen. Das ist ein zusammengewürfelter Haufen
. . .
«
    »Ein zusammengewürfelter Haufen von Wirrköpfen«, fügte sie hinzu. »Ein Gesindel aus lauter Lumpen, Schurken, Massenmördern
     und Sittenstrolchen. Deine schwarzen Reiter. Die unterstehen deinem Befehl, denn nur die hast du anwerben können. Und mit
     denen ziehst du los. Alles, was recht ist, du musst schon sehr verzweifelt sein.«
    »Gibst du mir jetzt das Perferro oder nicht?«
    »Ich gebe es dir. Und ich lege noch etwas dazu. Etwas ganz Spezielles. Es sollte dir bei deiner Suche gute Dienste erweisen.«
    Sie öffnete das Köfferchen, das auf dem Tisch lag, und nahm etwas heraus. Der Mauerläufer unterdrückte nur mit Mühe seinen
     Ekel.
    »Toll, was?«, kicherte die Neuphra. »Du aktivierst es mit einem Spruch. Der übrigens aus dem ›Al-Azif‹ stammt und den die
     Nephandi und italienische Nekromanten verbessert haben. Das Zirpen von Nachtinsekten und das Geräusch ihrer Flügel
. . .
Es hat zwei Funktionen. Es soll sagen, wo sich Bielau aufhält oder sein Mädchen.«
    »Und die zweite Funktion?«
    »Wende es an, wenn es nötig sein sollte, jemanden umzubringen. So umzubringen, dass ihm ganz deutlich bewusst wird, dass er
     sterben muss.«
    »Leb wohl, Kundrie.«
    »Bleib gesund, Söhnchen.«
    Auf das Dach prasselten die ersten Regentropfen.
     
    Ein Blitz zerriss den Himmel, kurz darauf grollte der Donner, lang anhaltend und laut, als zerrisse eine Stoffbahn mit einem
     lauten Knall. Der Wolkenbruch wurde noch stärker, eine Wasserwand hüllte die Welt vollkommen ein.
    »Als hätte sich jemand gegen uns verschworen.« Reynevan schüttelte sich das Wasser vom Kragen. »Die Zeit drängt, und da hast
     du’s, ein Wolkenbruch. Das ist ja eine wahre Sintflut.«
    Sie warteten das Gewitter im Wald ab, in einem dichten Gebüsch, das ihnen allerdings nur einen Moment lang Schutz gewährte,
     denn jetzt goss es gleichmäßig auf sie hernieder. Die Pferde schüttelten die Mähnen und ließen die Köpfe hängen.
    »Der Regen lässt nach.« Rixa wischte sich über ihre feuchte Nase. »Das Gewitter geht weg. Es ist gleich vorüber, und dann
     sausen wir los, im Galopp, der Wind wird uns schon trocknen. Und er bläst die bösen Gedanken aus dem Kopf.«
     
    Der Wolkenbruch hatte aber doch nicht so rasch nachgelassen, und der aufgeweichte Weg unter den Hufen der Pferde ließ auch
     keinen Galopp oder andere Anstrengungen zu, und so nahm denn der Weg viel mehr Zeit in Anspruch, als sie dafür eingeplant
     hatten. Nach Liegnitz, der Stadt, die als zweitwichtigste Stadt Schlesiens nach Breslau galt, kamen sie erst nach zwei Tagen,
     genau in dem Moment, als die Glocken von allen siebzehn Kirchen die zehntausend Einwohner zur Messe riefen. Rixa fühlte sich
     auch in Liegnitz ganz wie zu Hause und führte sie, ohne sich auch nur einmal zu verlaufen. Sie kamen an der imponierenden,
     neu erbauten und erst vor Kurzem geweihtenKirche Zum Heiligen Grabe vorbei, die zum Kollegiatstift gehörte, kämpften sich über den von Menschen überlaufenen Markt und
     den nach dem Regen teuflisch schlammigen Gemüsemarkt. Sie kamen an den Läden der Kannengießer und Nadelmacher vorbei. Hinter
     den Läden hielt Rixa ihr Pferd an und stieg ab. Sie waren am Eingang zu einem Gässchen, aus dem ein starker Geruch nach Räucherwerk,
     Kräutern und Gewürzen drang.
    »Ich habe hier etwas zu erledigen«, erklärte sie. »Ich kann allein gehen, dann würde ich dich bitten, in der Wirtschaft dort
     an der Ecke zu warten. Wir können aber auch gemeinsam gehen, um unsere auf gegenseitigem Vertrauen basierende Zusammenarbeit
     zu festigen.«
    »Gestatten wir ihr doch, sich zu festigen. Schauen wir mal, was dabei herauskommt.«
    »Also gehen wir. Ich

Weitere Kostenlose Bücher