Lux perpetua
gerüstet? Ziehst du in
den Krieg, oder was?«
»Na klar!« Er plusterte sich ein bisschen auf. »Wenn der Befehl kommt, muss man marschieren. Das Vaterland ist in Gefahr.
Wie es scheint, sammeln sich die Hussiten, um einen weiteren Kriegszug zu unternehmen.«
Elencia sah unter den halb gesenkten Lidern zu ihm auf und seufzte. Sie seufzt immer, wenn von den Hussiten die Rede ist,
dachte er. Wohl nicht ohne Grund. Es heißt, die Hussiten hätten dem Mädchen ein Leid zugefügt. Frau Dzierżka hat zwarnie direkt darüber gesprochen, aber da musste wohl was dran sein.
»Mein Weg hat mich über Schalkau geführt«, er richtete sich im Sattel auf und rückte seinen originellen Chaperon zurecht,
»da dachte ich, ich schaue mal herein und erkundige mich nach Frau Dzierżkas Gesundheit
. . .
«
»Vergelt’s Gott«, sagte Dzierżka de Wirsing. »Ich danke dir für deine Fürsorge, junger Herr von Rachenau.«
Sie überwand mit großer Mühe die Schwelle und stütze sich dabei auf eine Krücke. Man sah, dass jede Bewegung sie sehr anstrengte.
Sie war immer noch nicht in der Lage, ihren Rücken gerade zu halten, wie er bemerkte. Es ist ohnehin ein Wunder, dass sie
schon das Bett verlässt, dachte er, seit dem Überfall sind gerade mal zwei Monate vergangen. Schalkau befand sich immer noch
in der Phase des Wiederaufbaus, auf den Dachstühlen der neuen Stallungen fehlten noch immer die Ziegel, die Arbeiten an der
neuen Scheune und am Schuppen waren im Gange.
»Der Vater hat mir aufgetragen, Herrin, Euch zu sagen, dass Ihr keine Furcht hegen sollt.«
Parzival rückte erneut seinen Chaperon zurecht. Die Mutter hatte ihn damit ausstaffiert und er konnte sich überhaupt nicht
daran gewöhnen. »Euch schützt der nachbarliche Landfrieden, wenn es einer auch nur versuchen sollte, bekäme er es mit der
gesamten Ritterschaft im Umkreis zu tun.«
»Großen Dank
. . .
« Dzierżka richtete sich auf, so weit sie es vermochte, und schloss dabei die Augen vor Schmerz. »Und du gehst jetzt, um als
Knappe zu dienen? Darf man fragen, bei wem?«
»Beim edlen Ritter Egbert de Kassel.«
»Dem Herrn auf Seifershau.« Dzierżka kannte fast alle in Schlesien. »Das ist ein kampfeskräftiger Ritter, manchmal sogar zu
kampfeskräftig. Ein Verwandter der Hackeborns auf Priebus.«
»Herr de Kassel«, fügte Dzierżka hinzu, »kennt auch unserenInquisitor, Hochwürden Gregor Hejncze. Sie sind miteinander befreundet. Hast du das nicht gewusst? Na, dann weißt du es jetzt.
Auf was für einem Pferd trittst du deinen Dienst an, Junge? Auf einem friesischen Junghengst? Kein schlechtes Pferd, kein
schlechtes
. . .
Aber eher dazu geeignet, den Packsattel zu tragen. Du sollst ein besseres reiten.«
»Herrin
. . .
Das schickt sich nicht für mich
. . .
«
»Kein Wort mehr. Ich verdanke euch etwas, deinem Vater und dir. Gestatte mir, mich dafür mit einem Pferd zu revanchieren.«
Der Inquisitor Gregor Hejncze zog mit Egbert de Kassel an der aufmarschierten Truppe vorbei und musterte jeden einzelnen Bewaffneten
mit aufmerksamem Blick. Vor Parzival hielt er sein Pferd an.
»Ein Neuer«, sagte de Kassel, die Vorstellung übernehmend. »Der junge Rachenau, der Sohn von Herrn Tristram auf Buchelsdorf.«
»Das hatte ich vermutet.« Der Inquisitor nickte. »Denn die Ähnlichkeit ist verblüffend. Und das Pferd, ha, wunderschön, man
sieht, dass es von echtem andalusischem Blut ist. Vom Schalkauer Gestüt, da wette ich drauf. Von Dzierżka de Wirsing, der
Witwe Zbyluts vom Wappen Leliwa.«
»Das Buchelsdorf der Rachenaus«, erklärte de Kassel, »und Schalkau sind Nachbargüter. Herr Tristram ist der Frau Dzierżka
zu Hilfe gekommen
. . .
Als sich jener Überfall ereignet hat, Ihr wisst schon
. . .
«
»Ich weiß«, unterbrach Hejncze ihn und blickte Parzival direkt in die Augen. »Dzierżka ist schon zweimal dem Tode entronnen
. . .
Und du, Junge, reitest ein Pferd, das du von ihr bekommen hast
. . .
Seltsam, wie manche Schicksale sich ineinander verflechten, seltsam
. . .
Gib Befehl abzumarschieren, Egbert.«
»Jawohl, Euer Hochwürden.«
Wir ziehen in den Krieg, dachte Parzival. In Marschordnung, bewaffnet und gerüstet, mit der Waffe in der Hand, unter strengem
Kommando und nach strenger Kriegsregel. Es genügt, Ritter Egbert und dem Inquisitor ins Gesicht zu sehen, den Knappen und
den Waffenknechten des Inquisitors mit ihren Armbrüsten. Wir ziehen in den Kampf. Gestern Nacht habe ich von Blut und
Weitere Kostenlose Bücher