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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Näschen. »Zeigt
     mal, wo denn.«
    »Nein!« Parzival fuhr hoch.
    »Man darf sich nicht selbst rühmen«, fügte er schnell hinzu. »Ein Prahlhans ist nicht würdig, die Schwertleite zu erhalten.«
    »Aber Ihr habt Euch geschlagen?«
    »Das habe ich.«
    »Also seid Ihr mutig? Und kühn?«
    »Man darf sich nicht selbst rüh
. . .
«
    »Wir werden ja sehen, ob Ihr wirklich so kühn seid.« Ofka beugte sich über den Graben. »Oh! Fangt diesen Frosch für mich.«
    »Den Frosch?«
    »Sag ich doch. Den großen da. Danke. Und jetzt esst ihn.« »Was?«
    »Esst ihn. Dann werden wir ja sehen, ob Eure Kühnheit dazu ausreicht.«
    Parzival barg das Fröschlein in seiner Faust. Er schloss die Augen. Und öffnete den Mund.
    Ofka von Baruth fasste seine Hand, entriss ihm den Frosch und warf ihn ins Wasser. Dann wurde sie rot wie eine Kirsche.
    »Verzeiht bitte.« Sie senkte den Kopf. »Das wollte ich nicht
. . .
Überhaupt nicht. Sie sagen die Wahrheit, wenn sie meinen, ich sei unbedacht
. . .
«
    »Das seid Ihr nicht
. . .
«, Parzival musste laut schlucken, »Ihr seid nicht unbedacht, mein Fräulein. Ihr seid
. . .
«
    Ofka hob den Kopf. Ihre nussbraunen Augen wurden noch größer als vorher.
    »Ihr seid schön.«
    Ofka sah ihn lange an. Dann lief sie davon.
    Die Beratungen wurden wieder aufgenommen, der scheinbar unlösbare Konflikt der Bischofsheimer mit den Sterz’ wurde schließlich
     gütlich beigelegt.
    Parzival hörte nur mit halbem Ohr hin. Er war in einer anderen Welt. Er träumte am helllichten Tage.
    »Ich, Heinrich von Landsberg, Scholastiker am Kollegiatstift von Falkenberg, tue allen, die sich zu Christus bekennen und
     zu denen diese Urkunde gelangt, bekannt und zu wissen, dass Burchard Menzelin, Verwalter des Gutes Niefnig, das Herrn Gunther
     von Bischofsheim gehört, durch Dieter Haxt, den Waffenknecht des Herrn Wolfher von Sterz, seines Lebens beraubt wurde. Um
     dieses Verbrechen zu sühnen, haben der Herr von Sterz und Dieter Haxt eingewilligt, der Familie des Getöteten ein Wehrgeld
     in Höhe von vierzig Mark zu zahlen, was durch die anwesenden Herren Ritter bekräftigt wurde. Darüber hinaus erhält die Pfarrkirche
     in Niefnig die Summe von fünf Mark. Der herbeigerufene Chirurgus erhält nichts, weil seine Hilfe keinerlei Wirkung hatte.
     Als Zeichen dieser gütlichen Einigung wird am Ort des Verbrechens auf Kosten des erwähnten Waffenknechtes Dieter Haxt ein
     Sühnekreuz errichtet, welches die bei diesem Verbrechen verwendete Waffe, also eine Axt, zeigt. Damit ist dies eine Übereinkunft
     zwischen dem, der dieses Verbrechen gegangen hat, und der Familie des Getöteten, wie auch den genannten Herren Rittern. So
     gegeben am sechsten Tage des Juli im Jahr der Gnade vierzehnhundertneunundzwanzig.«
    »Parzival! Ich rede mit dir! Schläfst du, oder was?«
    Er hob den Kopf, aus tiefen Träumen gerissen. Und bekam es mit der Angst zu tun. Sein ganz eindeutig wütender Vater befand
     sich in der Gesellschaft von zwei Rittern, eines älteren und eines jüngeren. Den jüngeren, dessen scharf geschnittenesGesicht eine weiße Schramme aufwies, kannte Parzival nicht. Der ältere war der edle Albrecht von Hackeborn, der Herr auf Priebus,
     Susannas Vater. Ich bin verratzt, schoss es Parzival durch den Kopf, mit mir ist es aus. Gleich werden sie mich verloben.
     Und bald darauf verheiraten. Leb wohl, schöne Ofka
. . .
    »Ich übergebe dich«, Herr Tristram von Rachenau sprach näselnd, wie immer, wenn er unzufrieden war, »Herrn Egbert de Kassel
     auf Seifershau als Knappen. Herr Egbert ist ein Ritter, und der Krieg mit den Hussiten steht kurz bevor. Diene treu, schlage
     dich tapfer, verteidige die Ritterehre, dann wirst du mit Gottes Hilfe den Schwertgurt und die Waffen empfangen. Pass auf,
     du Schlingel, dass du mir und der Familie keine Schande machst.«
    Parzival musste schlucken. Man hatte ihm schon vor langer Zeit gesagt, dass er bei Herrn Puta von Czastolovice in Glatz mit
     seinem Freund Spatz von Baruth als Knappe dienen sollte. Er kannte seinen Vater jedoch so gut, dass er wusste, jener würde
     weder mit einem Wort noch mit einem Wimpernzucken seine Meinung darüber zum Ausdruck bringen. Er verneigte sich tief vor dem
     Ritter mit der Narbe.
    »In fünf Tagen«, sagte Herr Egbert de Kassel knapp, »stellst du dich auf Seifershau ein, mit Pferd und Waffen. Verstanden?«
    »Jawohl.«
     
    »Oooh!« Elencia klatschte in die Hände, als sie ihn sah. »Parzival! Zu Pferd? Und von Kopf bis Fuß

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