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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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seid verflucht.«
     
    Draußen war es ruhig geworden. Kroměšín hatte Befehl gegeben, das Niedermetzeln einzustellen, die Unterhauptleute und die
     Hundertschaftsführer hatten alle Mühe gehabt, die rasenden Taboriten zu bändigen. Es war nicht ohne das Eingreifen der Reiter
     von Mikuláš Sokol abgegangen, die die ärgsten Mörder mit Stockschlägen, Knüppeln und Dreschflegeln zur Ordnung prügelten.
     Die derart gezügelten Gottesstreiter widmeten sich nun nur mehr der Plünderei. An seinen mit liturgischen Gewändern verzierten
     Wagen gelehnt, beobachtete Kroměšín zufrieden, wie die Beutestücke zum Marktplatz gebracht und dort aufeinandergestapelt wurden.
    »Na, wie sieht es aus, Medicus?« Otíka z Lozy, der seine Krieger antrieb, hatte Reynevan erblickt. »Hast du die Frau des Bürgermeisters
     gefunden? Hast du von ihr etwas erfahren?«
    »Ich muss schnellstens in die Lausitz. Ins Kloster St. Marienstern.«
    »Ihr?« Kroměšín runzelte die Stirn. »Du kannst gehen, wohindich dein Verlangen treibt, ich brauch’ dich nicht. Aber deine Kameraden dienen im Heer, und das Heer zieht nach Sagan. Ich
     gebe gleich den Befehl zum Abmarsch.«
    »Warte noch mit dem Befehl, Hetman.«
    Diese Worte hatte ein junger Mann gesprochen, der das Barett eines Scholaren und ein schwarzes Wams trug und einen schwarzen
     Hengst ritt. Rixa Cartaphila de Fonseca begleitete ihn. Und ein Bewaffneter in einem Brustpanzer über dem Hacqueton aus Pikee.
     Ihre Pferde schnaubten, sie witterten das Blut, die Ankömmlinge mussten absitzen. Der Hetman blickte sie von unten herauf
     an.
    »Wer seid ihr? Worum geht es?«
    »Schickt die Unbeteiligten weg.«
    Kroměšín wedelte mit einer Handbewegung alle fort, nur Carda und Otíka z Lozy blieben bei ihm. Reynevan, der sich auch entfernen
     wollte, wurde von Rixa zurückgehalten. Dies entging Kroměšíns Aufmerksamkeit nicht.
    »Dich habe ich, glaube ich, schon mal gesehen.« Er maß den jungen Mann mit dem Barett mit einem Blick. »Bei Prokop. Du heißt
     Peter Preischwitz und bist Stadtschreiber von Bautzen. Angeblich bist du einer von unseren Spionen. Rede, ich höre. Was sollst
     du mir mitteilen?«
    »Ich soll mitteilen: Dies ist keine gute Zeit, um Sagan zu überfallen.«
    Václav Carda lachte schallend. Otíka z Lozy prustete. Kroměšín zeigte keine Regung.
    »Siehst du«, er wies mit einer weiten Bewegung seines Armes auf die Toten, das Blut auf dem Pflaster und das Feuer und den
     Rauch auf den Dächern, »was ich mit dieser Stadt getan habe? Ich habe mich gerächt. Für die Schlacht bei Kratzau. Die Lausitzer
     und die Schlesier werden überheblich, aus unserer Niederlage bei Kratzau haben sie ein Symbol zur Stärkung ihres Mutes gemacht.
     Daher habe auch ich ihnen ein Symbol gegeben. Eines, das, wird auch nur das Wort »Kratzau« ausgesprochen, auch noch ihre Enkel
     vor Angst in die Hosen scheißenlässt. Zittau, Bautzen, Görlitz, Cottbus, Kamenz und Guben werden dafür bezahlen, auch für sie wird die Zeit kommen. Und Sagan
     zahlt jetzt gleich. Herzog Johann von Sagan und sein Bruder Heinrich waren bei Kratzau dabei, ihnen klebt böhmisches Blut
     an den Händen. Dieses Blut schreit nach Rache. In Sagan werde ich keinen Stein auf dem anderen lassen.«
    »Die Herzöge Johann von Sagan und Heinrich von Glogau«, sagte Peter Preischwitz langsam und eindringlich, »haben sich an den
     König von Polen gewendet und um Schutz gebeten, sie haben geschworen, dem Königreich Polen treu zur Seite zu stehen und es
     bei allen Unternehmungen zu unterstützen. In Krakau weilt derzeit eine böhmische Delegation. Prokop der Kahle, der Engländer
     Peter Payne, Bedřich ze Strážnice und Vilém Kostka z Postupic. Sie beraten dort über ein Bündnis, bezeigen guten Willen und
     Freundschaft, und du, Bruder Kroměšín willst ein Herzogtum verwüsten und verbrennen, das Jagiełłos Schutz untersteht? Mir
     wurde aufgetragen, Folgendes zu übermitteln:
director
Prokop befürwortet die Idee nicht, über das Herzogtum Sagan herzufallen. Er schlägt vor, das angebotene Lösegeld anzunehmen.«
    »Mir ist kein Lösegeldangebot aus Sagan unterbreitet worden.«
    Preischwitz sah Rixa an, dann den Bewaffneten mit dem Brustpanzer. Der Bewaffnete trat vor. Und sprach.
    »Der edle und hochberühmte Herzog Johann,
illustrissimus dux
und Herr über Sagan, übersendet durch mich diese Botschaft. Er ist bereit
. . .
«
    »Achthundert rheinische Gulden«, unterbrach ihn Kroměšín schroff. »Zahlt

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