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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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begegnet«, stotterte Jutta demütig, »ist ein edler Ritter, edler Ritter. Es gibt Leute, die
     das andere Geschlecht nicht achten
. . .
«
    »Und meine Schwester und ich, wir haben es eilig«, schaltete sich Veronika mit bittender Stimme ein. »Edler Herr, erlaubt
     uns
. . .
«
    »Eilig? Sicher wollt ihr zu euren Liebsten, was? Die warten sicher schon sehnsüchtig? Und verlangen nach euren Küssen?«
    »Wir haben es eilig, zu Vater und Mutter zu kommen
. . .
Nach Hause
. . .
«
    Er blickte von der Höhe seines Streitrosssattels auf sie herunter, ein hinterhältiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
     »Die Fräulein sind so freundlich, mit mir zu kommen. In mein Zelt. Ich stelle einen Geleitbrief aus. Der ist von Nutzen, wenn
     euch jemand behelligen will.«
    Das Innere des weiß-blauen Zeltes barg neben einer kompletten Mailänder Rüstung, die auf einem Gestell ruhte, einen Tisch,
     einen Faltstuhl und ein Feldbett. Der Herr auf Burg Drachenstein kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Zeit zu bezahlen, Mädchen.« Er lächelte wollüstig und deutete auf das Bett. »Du zuerst. Los, zieh dich aus. Runter mit deinen
     Klamotten.«
    »Edler Herr
. . .
«
    »Soll ich meine Knechte rufen, damit sie euch helfen?«
    Veronika blickte Jutta flehend an. Jutta seufzte und zuckte mit den Achseln. Veronika begann mit zitternden Fingern, die Knöpfe
     zu öffnen. Gers von Streithagen heftete seine Augen auf ihr Dekolleté. Jutta aber riss von der Mailänder Rüstung den Armschutz
     mit dem Handschuh herunter und schlug ihm damit direkt auf die Nase. Als er sich ins Gesicht griff, trat sie ihm mit aller
     Kraft in den Schritt.
    Gers von Streithagen krümmte sich und sank dann schwer auf das Feldbett, das unter seinem Gewicht zusammenbrach. Veronika
     versetzte ihm eins mit dem Klappstuhl. Jutta hingegen schob ihre Hand in den Panzerhandschuh, ballte die Faust und holte aus.
     Dann schlug sie mit aller Kraft zu, so heftig, dass etwas in ihrer Schulter knirschte.
    Sie traten aus dem Zelt, als wäre nichts gewesen; die Hellebardenträger blickten nicht einmal zu ihnen her, so interessiert
     verfolgten sie den nächsten Streit auf der Brücke.
    Gleich darauf saßen sie im Sattel. Und galoppierten, so schnell es ging, nach Westen.
    Zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
     
    Am nächsten Tag brach ein Schneesturm los, der sie zwang, langsamer zu reiten. Reynevan verzehrte sich in hilfloser Wut. Rixa
     war unruhig, sie befürchtete, der vor den Augen seiner Leute gedemütigte Pfleger könnte sie verfolgen. Scharley hielt dies
     für sehr unwahrscheinlich; das Erpressergeschäft auf der Brücke war viel zu einträglich, als dass man es aufgeben würde. Und
     selbst wenn, der Schneesturm würde auch eventuelle Verfolger hindern. Also ritten sie vor sich hin, nahmen Wind und Schnee
     hin oder bargen sich irgendwo, wenn der Schneesturm das Weiterreiten überhaupt nicht zuließ.
    Das Wetter besserte sich erst nach einigen Tagen wieder. Und das Heulen des Windes konnte jetzt nicht mehr den Lärm der Bombarden
     übertönen, der irgendwo von Westen her zu ihnen drang und sich wie Donnerhall über alles hinwegwälzte. Sie beeilten sich,
     orientierten sich an dem immer deutlicher und lauter werdenden Kanonendonner und sahen bald darauf sowohl die Kanonen sowie
     auch deren Ziel.
    »Stadt und Burg Plauen.« Scharley deutete darauf.
    »Wer belagert sie? Tábor oder die Waisen?«
    »Lasst uns nachsehen.«
     
    Wie sich erwies, führte Tábor, die Feldarmee unter Prokop dem Kahlen und Jakub Kroměšín, die Belagerung durch. Es dauerte
     etwas, bis sie sich, immer wieder von Wachposten angehalten, durch die Brandstätten der Vorstadt hindurchgearbeitet hatten
     und schließlich zu den Hauptleuten gelangten. Prokop klagte, o Wunder, diesmal nicht über Schmerzen und befahl Reynevan auch
     nicht, ihn zu behandeln. Er ließ Reynevan auch gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Dort liegt Plauen«, er deutete auf die nach dem Beschuss in Rauchschwaden gehüllte Stadt, »der Sitz Heinrich von Plauens,
     des Anführers des Pilsener Landfriedens. Es gibt für uns Böhmen kaum Namen, die wir noch mehr hassen als diesen. Von hier
     sind die Angriffe auf unsere Grenzgebiete ausgegangen, bei denen sich die Soldaten Plauens zu unaussprechlichen Grausamkeiten
     hinreißen ließen. Heinrich von Plauen hat das Wort vom
bellum cottidianum
, vom täglichen Krieg, geprägt. Er hat dieses Wort auch zur Tat werden lassen, indem er nahezu täglich einfiel und

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