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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dabei brandschatzte,
     raubte und hängte. Er hat nicht erwartet, dass wir bis vor seine Mauern ziehen. Er hat auch nicht erwartet, dass diese Mauern
     fallen werden.«
    Als sollte sie das Gewicht dieser Worte hervorheben, donnerte aus dem Graben mit ohrenbetäubendem Getöse eine schwere Kanone
     los, die Kugel schlug in die Mauer und wirbelteStaub auf. Im selben Moment schwang der Wurfarm eines Trébuchets, und ein Hagel halbzentnerschwerer Steine ging auf die Stadtmitte
     nieder. Das in Position gebrachte Katapult schickte zielgenau ein brennendes Teerfass in die Stadt, denn sogleich schlug Rauch
     aus den Dächern.
    »Der Herr übt sein Gericht mit Feuer aus«, verkündete mit pathetischer Stimme der bei diesem Gespräch anwesende Prediger Markolt.
     »Und mit dem Schwert wird er alle Leiber strafen, so dass viele von ihnen vom Herrn erschlagen werden.«
    »Amen«, setzte Prokop hinzu. »Diese Überfälle, diese Angriffe, dieser
bellum cottidianum
kostet Böhmen zu viel. Plauen und die anderen brennen die Felder ab, stehlen die Früchte, und Prag hungert. Das muss ein Ende
     haben. Daher statuiere ich ein Exempel des Schreckens.«
    »Nach der Erstürmung«, erklärte er, auf seinem Schnurrbart kauend, »gebe ich die Stadt zur Plünderung und die Bevölkerung
     zum Abmurksen frei. Die Gottesstreiter wetzen schon ihre Messer.«
    »Auch dann«, fragte Scharley mit einem leichten Lächeln, »wenn sie Lösegeld zahlen?«
    »Auch dann.«
    »Besonders«, mischte sich Markolt wieder ein, »da sie bisher nichts gegeben haben
. . .
«
    »Ich werde die Streiter nicht zurückhalten«, unterbrach ihn Prokop. »Die würden mich umbringen, wenn ich es versuchte. Ich
     weiß, warum du zu mir kommst, Medicus. In Plauen haben viele Flüchtlinge Zuflucht gefunden, du vermutest, dass sich unter
     ihnen auch dein Fräulein befindet. Aber ich kann da nichts machen. So ist der Krieg.«
    »Hetman
. . .
«
    »Kein Wort mehr.«
    Scharley und Samson zogen Reynevan mit sich fort. Sie hielten ihn zurück, als er dazu ansetzte, über die Stadtmauer zu klettern.
     Nur mit großer Mühe überzeugten sie ihn davon, dass dies Selbstmord wäre.
    Kurz nach der Mittagsstunde schwiegen die Bombarden. Die Bliden und die Trébuchets hörten auf, ihre Geschosse hinüberzuschicken.
     Ein dröhnendes Hornsignal ertönte. Kriegsgeschrei erklang. Fünftausend Taboriten setzten zum Sturm auf Plauen an.
    Zwei Stunden später war alles vorbei. Die Mauern waren mithilfe von Leitern gestürmt worden, die Tore mit Rammböcken aufgesprengt.
     Der Widerstand war gebrochen, die Verteidiger ausgemerzt. Pardon wurde nicht gegeben.
    Gegen drei Uhr wurde die Burg eingenommen, alle Verteidiger kamen durch das Messer um. Kurz darauf fiel auch das Dominikanerkloster,
     die letzte Verteidigungsstellung.
    Und dann begann das Töten.
    Noch bevor es dunkelte, stand Plauen in Flammen, zischten Ströme von Blut in den Gassen im Feuersturm. Brände machten die
     Nacht zum Tag. Das mörderische Tagewerk endete nicht, die Schreie der Opfer verhallten bis zum Morgengrauen nicht.
    Reynevan, Scharley, Samson und Rixa warteten am Fluss, auf dem Damm an der Straße, die nach Süden in Richtung Oelsnitz und
     Eger führte, weil sie vermuteten, dass die Flüchtlinge diese benutzen würden. Sie hatten richtig vermutet, denn kurz darauf
     erschienen die Flüchtenden, rußgeschwärzt, verwundet, in Aufruhr und vor Angst wie von Sinnen. Rixa und Scharley sahen sich
     um, Reynevan und Samson riefen. Vergeblich. Jutta war nicht unter denjenigen, denen es gelungen war, aus Plauen zu flüchten.
    Reynevan verschloss sich allen Argumenten. Er riss sich von seinen Freunden, die ihn zurückhalten wollten, los und marschierte
     in die Stadt. Mit einem festen Entschluss. Er ging zwischen den immer noch brennenden Häusern hindurch, versuchte, in den
     verstopften Gassen vorwärtszukommen. Das, was er dort sah, veranlasste ihn, umzukehren. Er gab auf. Es waren zu viele Leichen.
     Die meisten von ihnen waren schon verkohlt und verwandelten sich mit der gesamten Stadtzu Asche. Jutta konnte in dieser Asche sein, dachte er entsetzt.
    Es blieb ihm nur die Hoffnung, dass sie nicht darunter war.
     
    Am nächsten Tag brach ein Schneesturm los, so gewaltig, dass an ein Weiterreiten nicht zu denken war. Sie mussten Zuflucht
     suchen. Dass sie eine Schäferhütte fanden, grenzte schon an ein Wunder.
    Gegen Morgen klarte es auf. Der Himmel wurde heller, so dass sie die Rauchsäulen, die sich darauf abzeichneten,

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