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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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erfüllen soll? Der Messias und das erwählte Volk, das Bollwerk des Christentums? Du versündigstdich durch deinen Hochmut, Zbigniew, durch deinen polnischen Hochmut. Die Mission, von der du sprichst, kann ebenso gut König
     Witold durchführen.«
    Der Bischof von Krakau steckte seine Hände in die Ärmel seines Pelzmantels.
    »Ein offiziell gekrönter König Witold wird gar nichts durchführen«, erwiderte er. »Ihn interessieren weder die Mission noch
     Rom. Ihn interessiert einzig und allein die Macht. Der Vatikan weiß dies und wird deshalb eine Krönung Witolds nicht gutheißen.
     Der Vatikan weiß, dass er sich im Osten nur auf Polen stützen und nur auf Polen hoffen kann, sowohl im Kampf gegen das Schisma
     wie in dem gegen die Häresie. Wer Polen schwächt und seine Union mit Litauen bekämpft, ist nicht nur ein Feind Polens, sondern
     auch der Kirche.«
    »Dem jetzigen Papst geben die Wahrsager nicht mal mehr ein ganzes Jahr. Und sein Nachfolger könnte die Polen weniger lieben.
     Besonders, wenn er darüber nachdenkt, wer ein wahrer Christ ist. Wer die Ketzer heimlich unterstützt und mit Waffen versorgt,
     und wer sie mit Waffen bekämpft, mit Feuer und Schwert zerstört und dieser häretischen Abscheulichkeit ein für alle Mal ein
     Ende macht.«
    »Aha!«, erriet Oleśnicki sofort. »Ihr bereitet einen Kreuzzug vor. Schon wieder? Habt ihr es denn so eilig, Prügel zu beziehen?
     Denn die Böhmen werden euch auch diesmal das Fell gerben. Auch diesmal werdet ihr in panischem Schrecken und mit Schimpf und
     Schande fliehen, bloßgestellt vor der gesamten christlichen Welt. Fangt doch endlich an zu denken. Damit, dass ihr den Ketzern
     erlaubt, euch durchzuwalken, stärkt ihr sie doch nur.«
    »Ihr stärkt sie. Ihr, die Polen. Indem ihr sie unterstützt. Wenn ihr gemeinsam mit uns einmarschieren
. . .
«
    »Wenn es nach mir ginge«, unterbrach ihn der Bischof von Krakau, »zöge das polnische Heer schon morgen nach Böhmen. Ich hasse
     die Häresie und sähe sie gerne gebändigt. Aber man muss auf die öffentliche Meinung Rücksicht nehmen.Laut öffentlicher Meinung sind die Böhmen Slawen, sind sie Brüder, und in einen Bruderstaat marschiert man nicht mit einem
     Heer ein.
Vox populi, vox Dei,
eine polnische Intervention in Böhmen wäre ein politischer Fehler und hätte schwer voraussehbare Konsequenzen. Daher wird
     es zu einer polnischen Intervention in Böhmen nicht kommen.«
    »Aber in Schlesien wird es dazu kommen, oder?«
    »Nicht solange Jagiełło nicht den Befehl dazu gibt. Ich, der
episcopus Cracoviensis,
werde alles tun, um dies zu verhindern. Ich werde alles tun, um die prohussitische Partei aufzuhalten und zu bändigen. Hilf
     mir dabei, Bischof von Breslau. Wirke auf den Luxemburger ein, damit er aufhört herumzutaktieren. Im Interesse Witolds und
     einer Krone für ihn.«
    »Was wollt ihr eigentlich?« Der Bischof von Breslau hob die Hände. »Witold habt ihr doch schon zur Strecke gebracht. Sehr
     geschickt habt ihr die Gesandten abgefangen, die ihm die Krone bringen sollten. König Sigismund habt ihr zum Narren gehalten.
     Witold hat sich mit dem Drachenorden beschieden und sich damit abgefunden, dass der Titel
magnus dux
den Gipfel seiner Karriere darstellt.«
    »Witold hat sich nicht damit abgefunden und wird sich auch nicht damit abfinden. Der Luxemburger wusste, was er tat, als er
     in Luck die mit Ehrgeiz mehr als gefüllte Büchse der Pandora geöffnet hat. Jetzt wird Witold nicht ruhen, bevor er nicht Litauen
     abgespalten hat. Er ist eine Bedrohung für Polen.«
    »Die größte Bedrohung für Polen«, lachte der Bischof von Breslau, »sind die Polen selbst. Das war schon immer so und wird
     auch immer so sein. Ich bin zu Verhandlungen bereit. Aber zu Verhandlungen
do, ut des,
ich gebe, damit du auch gibst. Und du willst nichts geben, willst auch nicht nachgeben. Wie also wollen wir es dann halten?«
    »Worin sollte ich denn nachgeben? Und was würde ich dafür bekommen?«
    »Du gibst etwas, ich gebe etwas.
Clara pacta, boni amici.
Hör zu, Bischof von Krakau und zukünftiger Kardinal, Seelsorgerdes erwählten Volkes: Wenn du Schlesien in Ruhe lässt, lasse ich dir den Osten, die biblische Mission und die Bekehrung der
     Häretiker. Ich will euer Bollwerk werden. Witold schadet euch tatsächlich, er trennt das auf, was ihr so lange und so fleißig
     gewebt habt. Das heißt, er ist tatsächlich eine Bedrohung und bleibt es auch, solange er lebt. Solange er lebt. Und wenn er
. .

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