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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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denn freigekauft?«
    »Ha, ha! Na der, der auch euch freigekauft hat. Der uns jetzt hinbringen lässt!«
    »Wer soll denn das sein?«
    »Gebhard Ungerath. Der Sohn von Kaspar Ungerath
. . .
Wisst ihr das denn nicht? Na, das ist gut, he, he! Ich seh’ schon, dann muss ich euch das erklären!«
    Kaspar Ungerath, erläuterte der Taborit, sei ein Breslauer Kaufherr, geradezu unanständig reich, der sich nach Herrenart so
     stolz und aufgeblasen gebe, dass er sich in Gnichwitz bei Breslau eine Burg gekauft habe und auf dieser wie ein Adeliger throne;
     er begehre auch einen Adelstitel, bemühe sich bereits um ein Wappen, ha, ha. Deshalb habe er seine Söhne Gebhard und Gilbert
     dazu veranlasst, als Söldner in das Heer des Bischofs einzutreten. Bei einem Scharmützel an der Grenze hätten die Taboriten
     von Odrau Gilbert gefangen genommen. Rasch seien sie darauf gekommen, dass ihnen hier ein Huhn indie Hände gefallen war, das goldene Eier lege, und sie hätten für den Gefangenen ganze fünfhundert Schock Groschen Lösegeld
     verlangt.
    »Das ist ein hübsches Sümmchen, ha, ha, das ist kein Pappenstiel! Versteht ihr jetzt, was Sache ist? Ungerath, der alte Geizkragen,
     hat es so eingefädelt, dass er die Angelegenheit erledigen kann, ohne bar zahlen zu müssen. Für Gilbert werden böhmische Gefangene
     ausgetauscht, Utraquisten, die die Schlesier gefangen genommen haben. Ungerath hat Bekannte, er hat Beziehungen, er hat Schuldner,
     und er hat sich schnell diese Gefangenen besorgt. Also uns, ha, ha. Es läuft darauf hinaus, dass wir, diesen Halbtoten hier
     mit eingerechnet, etwa achtzig Schock
per capita
, allgemein bilanziert, wert sind. Ich würde sagen, dies ist ein guter Durchschnitt. Es sei denn, einer der Herren schätzt
     sich höher ein?«
    Keiner erwiderte etwas darauf. Hlas z Libočany ließ ein perlendes Lachen hören.
    »Sie bringen uns an den Austauschort, meine Herren. Also, Kopf hoch, ha, ha, nicht mehr lange währt unsere Gefangenschaft,
     nicht mehr lange!«
    Die Enge und der Mangel an frischer Luft im Packwagen bewirkten, dass Schläfrigkeit die Gefangenen bezwang, sie schliefen
     fast ununterbrochen.
    Wenn Reynevan nicht schlief, dachte er nach.
    Wer hatte ihn in Breslau verraten?
    Den blinden Zufall einmal beiseite gelassen, und in solchen Fällen musste man den Zufall beiseite lassen, blieben nicht viele
     Möglichkeiten. Die Zeiten hatten die Menschen verändert, Achilles Czibulka hätten die unter dem Fußboden der Apotheke verborgenen
     Goldstücke verleiten können, die Gier, sie zu besitzen, hätte eine unwiderstehliche Versuchung sein können. Was sollte er
     da erst von Allerdings denken, den er gar nicht kannte und den er mit gutem Grund für einen bestechlichen Bösewicht halten
     konnte?
    Der Hauptverdächtige aber blieb nach wie vor Pater Felician,Hans Gwisdek, genannt die Laus, ein Mensch, bei dem Lüge, Verrat und Unterschlagung zur zweiten Natur geworden waren. Allerdings
     hatte Reynevan gewarnt, aber dieser hatte die Warnung und die ungünstigen Prophezeiungen missachtet.
    Jedem Priester ist die Habgier zu eigen, an dieses Sprichwort erinnerte er sich, aber Pater Felician war kein Verräter aus
     Geldgier; wenn er ihn verraten hätte, wären die hundert Gulden futsch gewesen. Damit hatte er Allerdings jedoch nicht überzeugen
     können.
    Allerdings hätte recht behalten können, dachte Reynevan verzweifelt. Pater Felician mochte sein Leben mehr wert sein als hundert
     Gulden, er hätte ihn aus Angst, es zu verlieren, verraten können. Er hätte ihn verraten können, um sich Gunst und bedeutend
     kostbarere Vorteile für die Zukunft zu sichern.
    Ja, vieles deutete darauf hin, dass Pater Felician der Verräter war. Und wenn es so war
. . .
    Wenn es so war, dachte Reynevan verzweifelt, dann war sein ganzer geheimnisvoller Breslauer Plan dahin. Die Chancen, rasch
     mit der Suche nach Jutta beginnen zu können, waren vertan, die Hoffnung vergebens. Wieder wusste er nicht, was er beginnen
     und wo er anfangen sollte. Wieder war er in einer schwierigen Situation. Wieder mal war er am Ausgangspunkt. Wenn es überhaupt
     einen Ausweg gibt, dachte Reynevan. Der fröhliche Hlas konnte sich irren. Vielleicht tauschen sie uns gar nicht aus? Vielleicht
     ist es so geplant, wie es sich auf Burg Troský ereignet hat – man kauft Utraquisten, um sie später zur Hebung der Moral der
     Bevölkerung auf dem Scheiterhaufen zu Tode zu quälen.
    Und darauf, dass ihn erneut eine geheimnisvolle,

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