Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
Raststelle kam, standen die Fahrer der anderen Autos schon um die Pinie herum und warteten geduldig, an die Reihe zu kommen, sich an der Quelle erfrischen zu können.
Die Männer sahen wirklich sehr erschöpft aus. Die Rast würde ihnen gut tun. Er selbst würde die Gelegenheit nutzen, sich die Zähne zu putzen, um endlich den scharfen Geschmack des Knoblauchs, den er in der letzten Rasstätte reichlich mit gebratenen Eiern gegessen hatte, loszuwerden. War doch voll ekelig, immer diesen scharfen Geschmack im Munde zu haben.
"Warst du schon mal hier?" Werner hatte sich neben Sanders gestellt und schöpfte mit beiden Händen Wasser in seinen Mund. "Mann, hab ich nen Durst. Das tut gut. Reines Quellwasser."
"Hm", brummte Sanders.
"Ehrlich, Alter." .
"Was, ehrlich."
"Ob du schon mal hier warst. Mann."
"Bestimmt."
"Sag doch mal."
"Vielleicht in einem früheren Leben."
"Scherzkeks. Blöder. Sag doch mal."
"Weiß ich wirklich nicht, Werner. War nur so eine Eingebung. Ist schon seltsam." Nachdenklich starrte Sanders auf die Quelle, aus der ununterbrochen kristallklares Wasser sprudelte. "Es muss so sein. Ich muss schon mal hier gewesen sein. Woher sollte ich sonst wissen, dass hier eine Quelle ist? Ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern."
"Das fängt ja früh an." Werner lachte unfroh. "Verscheißern kann ich mich selbst."
"Ich kann es mir ja auch nicht erklären."
"Und die Pinie?" Werner schüttelte verständnislos seinen Kopf. "Mir ist so etwas noch nie passiert", sagte er nachdenklich.
"Na, du wirst schon wissen, was du tust. So. Die halbe Stunde ist um", wandte er sich den Männern zu. "Wir müssen weiter."
Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Viel Zeit durften sie nicht mehr verlieren, wenn sie rechtzeitig ans Ziel gelangen wollten. Eine Reifenpanne hatte sie vorgestern auch schon viel zu lange aufgehalten.
Am nächsten Vormittag erreichte der Konvoi ohne weitere Zwischenfälle Teheran. Und das in einer Rekordzeit.
Werner lieferte die Fahrzeuge unbeschädigt ab und flog dann, wie ausgemacht, am nächsten Morgen zurück nach München.
Sanders blieb noch, um mit Sadik ein Geschäft zu machen, wie er sich ausdrückte.
Sadik hatte Sanders gebeten, für seinen Bruder in München eine Ladung Teppiche mitzunehmen und Sanders hatte zugestimmt, obwohl er der Fahrerei müde und froh gewesen wäre, zurückfahren zu können.
Doch das Angebot war zu verlockend.
Sadik bot ihm Kurzurlaub, Hotelaufenthalt und eine nicht unerhebliche Prämie. Die konnte er gut gebrauchen. Wo er doch in seinem Schreibloch steckte.
Am Nachmittag duschte er sich im Hotelzimmer im kleinen Bad, rasierte sich gründlich vor einem winzigen Spiegel und fiel danach völlig erschöpft in sein Hotelbett.
Am nächsten Tag stand er erst gegen Mittag auf, fühlte sich aber etwas erholt.
Als er sich die Zähne putzen wollte, vermisste er seine Zahnbürste. Na, so was. Bestimmt hatte er sie an der Wasserquelle unter der Pinie liegen lassen. Also mussten seine Finger den Dienst der Zahnbürste übernehmen.
Danach kleidete er sich sorgfältig an und ging in die Stadt, die ihn sofort in seinen Bann zog. Er drang bis zum Zentrum vor und befand sich schon bald auf dem Firdowse-Platz, bestaunte die wunderschönen Moscheen, die herrlichen Paläste. In dem Golestanpalast sollte sich ein Museum mit berühmten persischen Sammlungen befinden. Dieses Museum würde er später unbedingt besuchen.
Jetzt kaufte er in einem Geschäft, was er noch so brauchte für die Tage, die er hier bleiben würde.
Drei Unterhemden, drei Slips, drei T-Shirts, drei Oberhemden vom Feinsten und etwas sehr teure Kosmetika.
Es war gerade Mittagszeit und die Straße, in der sich Sanders befand, sehr belebt. Die Menschen schienen alle Zeit der Welt zu haben. Also schlenderte auch er lässig mit der Menge. Schaute ab und an in ein wunderschön dekoriertes Schaufenster und ging weiter.
Vor einem Schaufenster verweilte er etwas länger. Es war ein antiquarisches Geschäft voller Ramsch und einem chaotischen Durcheinander. Langweilig.
Enttäuscht wollte er weiter gehen, als er einen Säbeltänzer erblickte. Das war ein Stück. Ein ganz besonderes. Das sahen seine in solchen Dingen geübten Augen sofort.
Ein Kunstwerk von eigenartiger Schönheit.
Wie kam dieses Prachtstück zwischen all den Ramsch, dachte er fasziniert, während sein Herz einige Takte schneller schlug.
Der Säbeltänzer war aus selten feinem Holz geschnitzt, und je länger er ihn
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