Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
wollte. So etwas hätte sie Falken niemals zugetraut. Männer und Frauen. Bi, also. Und dabei machte er so einen biederen Eindruck.
‚Das sind die Schlimmsten‘, dachte sie frustriert.
"Pichler", kam ihr Falken zu Hilfe. "Ja, er ist zu Hause. Er wartet schon auf mich. Schau mal. Da. Gleich wird das Licht im Garten angehen."
"Er kann es kaum erwarten", bemerkte Maren spitz.
"Ja, er erkennt das Motorengeräusch und macht das Gartenlicht an."
Kaum dass Falken den Satz zu Ende gesprochen hatte, wurde der Garten hell erleuchtet.
Falken zog den Zündschlüssel und öffnete Maren höflich die Tür.
Dicht nebeneinander betraten sie den Gehsteig, der zum Haus führte.
"Es wird ihm nicht Recht sein, dass ich mit komme. Oder macht es ihm nichts aus?"
"Pst", flüsterte Falken und zeigte auf den Himbeerstrauch. "Dort hält er sich versteckt. Gleich wird er uns überraschen. Erschrick nicht."
In diesem Augenblick schoss Herr Pichler aus seinem Versteck, sprang auf Falken zu und legte ihm beide Pranken auf die Schultern, so dass er ins Wanken geriet und das Gleichgewicht verlor.
"Oh, oh", jaulte er ergeben. "Verrückter Herr Pichler."
Herr Pichler sprang vor Freude um Falken herum, bellte, jaulte wie Falken und leckte sein Gesicht mit großer Zärtlichkeit.
"Ist ja gut, Herr Pichler", grunzte Falken. "Bist ja mein lieber Freund. Ja doch. Ein braver Hund bist du. Ja, doch. Ich liebe dich auch. Winsle doch nicht wie eine verstimmte Geige. Jetzt ist's aber genug." Sanft löste er Herrn Pichlers Pfoten von seiner Schulter und streichelte ihn liebevoll hinter den Ohren.
Die mausgraue Dogge, ein Rüde, gab sich damit zufrieden, demonstrierte aber noch einmal seine Wichtigkeit, lief wieder, diesmal knurrend, zurück zum Himbeerstrauch und bellte diesen böse an.
Maren stand hinter Falken und klopfte sich zweimal mit geballter Faust gegen die Stirn. Mein Gott. Eine Peinlichkeit jagte ja heute die andere. Warum musste sie auch immer gleich das Schlimmste befürchten, was diesen Mann betraf.
‚Maren, Maren, du bist doch nicht etwa in den Kerl verliebt‘, wies sie sich selbst zurecht. Das durfte sie auf keinen Fall. Sie hatte noch genug von ihrer letzten Beziehung und sich hoch und heilig versprochen, erstmal einige Zeit ihre wieder gewonnene Freiheit in großen Zügen zu genießen und vor allem, beruflich weiter zu kommen.
Sie gingen den geraden Weg zu Falkens Landhaus. Herr Pichler lief artig neben ihnen her. Doch am Haus angekommen, warf er sich mit voller Wucht gegen die Tür, stürmte als erster hindurch, kam laut bellend zurück, schwänzelte zu Maren und lehnte zu Falkens großer Überraschung seinen Kopf an sie, in der Hoffnung, von ihr gestreichelt zu werden.
"Scheint Liebe auf den ersten Blick zu sein", wunderte er sich. "Kraule ihn hinter den Ohren, und du hast einen Freund gewonnen."
„Herr Pichler ist ganz zufällig ins Haus gekommen“, erzählte Falken. „Seine Mutter wurde zwei Tage nach seiner Geburt von einem Auto überfahren und tödlich verletzt. Danach war Metzgermeister Pichler froh, Leute zu finden, die ihm die Welpen abnahmen, denn er sah in seiner Unbeholfenheit nur die Möglichkeit, die Hundebabys einschläfern zu lassen. Als ich davon hörte, nahm ich ihm einen von den dreien ab. Ich zog ihn mit der Flasche auf und ersetzte ihm so die Mutter. Ich nahm den Welpen sogar mit in mein Bett, wärmte ihn mit meinem Körper. Der Kleine steckte vertrauensvoll sein Schnäuzchen in meine Achselmulde und wir schliefen zusammen ein.
Als Herr Pichler größer wurde, entdeckte er sein Reich durch Zufall. Beim Hin - und Herlaufen hatte der Bewegungsmelder auf seine Nähe reagiert und gewitzt, wie Herr Pichler ist, hatte er dies genutzt, wenn er spät nachts auf mich wartete, und empfing mich nun stets bei Licht. Schon bald wurde der Welpe meine große Liebe. Ich war strikt dagegen, den Hund dressieren zu lassen. So etwas ist für die Polizei gut. Aber mein Hund soll sich frei und natürlich entwickeln und selbst entscheiden können, wer Freund und wer Feind ist. Außerdem ist Herr Pichler ohnehin gescheiter als ich selbst.
„Erzähl bitte weiter“, bat Maren, als Falken eine nachdenkliche Pause einlegte. „Das ist ja eine rührende Geschichte.“
„Na, gut, wenn du mich so nett bittest. Also, der Welpe tat alles, was ihm Spaß bereitete, lernte schnell, fast zu schnell, lief schon nach kurzer Zeit täglich über die Straße, sprang dem Postboten, der radelnd daher kam, entgegen, wartete, bis
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