Luzifers Hammer
einen Lincoln, der in der Nähe des Schlammbergs parkte. »Achsenbruch, nehme ich an.«
»Hast du noch Benzin?« fragte der Anführer.
»Kaum.«
»Immerhin, wir versuchen’s, wenn’s dir nichts ausmacht.«
Der große Mann zuckte die Achseln. Die anderen aber zapften kaum mehr als einen Liter Benzin aus dem Lincoln. Ihre Autos waren bereits hoffnungslos überladen. Da war einfach kein Platz mehr da. Der Expeditionsleiter zögerte. Er schaute sie an, wie man Todgeweihte anschaut. »Hier hast du deine Plastikplane und deinen Pulverkaffee«, sagte er. Er sprach leise, und als er keine Antwort bekam, wandte er sich ab. Sie fuhren los, bergab durch den Regen.
Nun saßen sie zu sechst ums Feuer. Tim, Eileen und … »Ich heiße Brad Wagoner«, sagte der Große. »Das sind Rosa, Eric und Concepcion. Den Buben habe ich nach meiner Familie benannt, das Mädchen nach Rosas Familie. Wir hätten es vielleicht nicht so weit geschafft, wenn wir noch mehr hätten.« Er war anscheinend froh, jemanden zu haben, mit dem er sprechen konnte.
»Ich bin Eileen, und das hier ist Tim. Wir sind …« Sie unterbrach sich. »Natürlich sind wir nicht besonders erfreut, Sie zu treffen, aber ich glaube, daß es gesagt werden muß. Immerhin danken wir für den Kaffee.«
Die Kinder verhielten sich still. Rosa Wagoner hielt sie im Arm und sprach in sanftem Spanisch auf sie ein. Sie waren sehr klein, höchstens fünf oder sechs, und sie klammerten sich an sie.
Sie trugen gelbe Windjacken und Tennisschuhe.
»Sie sind gestrandet«, sagte Tim.
Wagoner nickte. Er sagte immer noch nichts.
Der ist zweimal so groß wie ich, dachte Tim. Und er hat eine Frau und zwei Kinder. Besser, wir verkrümeln uns, bevor er mir den Hals umdreht und mir meinen Wagen nimmt. Tim hatte Angst, und gleichzeitig schämte er sich, weil die Wagoners weder etwas gesagt noch getan hatten, was Mißtrauen erweckt hätte. Nur daß sie eben da waren …
»Wir können nirgendwo hin«, sagte Wagoner. »Wir sind aus Bakersfield. Wir hätten vielleicht in die Berge gehen sollen, aber wir glaubten, in der Stadt etwas Vorräte mitnehmen zu können. Wir sind gerade noch davongekommen, als der Damm brach.«
Er blinzelte nach dem steilen Hang über seinem Kopf. »Wenn dieser Regen aufhören würde, könnten wir vielleicht etwas ausmachen, wo wir hingehen können. Was haben Sie vor?« Er konnte den bittenden Ton seiner Stimme kaum unterdrücken. »Ich weiß nicht recht.« Tim starrte in das ersterbende Feuer.
»Ich glaubte, jemanden dort oben zu kennen, einen Politiker, dem ich eine Menge gespendet habe. Senator Jellison.« So. Das mußte reichen. Und was würden sie jetzt machen?
»Jellison«, murmelte Wagoner. »Ja. Ich habe für ihn gestimmt. Glauben Sie, daß das was ausmacht? Wollen Sie immer noch versuchen, dort hinzukommen?«
»Das ist so ungefähr alles, worauf ich hoffen kann.« Tims Stimme klang nicht sehr zuversichtlich.
»Was wollen Sie tun?« fragte Eileen. Ihr Blick haftete immer noch auf den Kindern. Wagoner zuckte die Achseln. »Ich muß mir etwas ausdenken und dann losfahren.« Er lachte. »Ich habe Hochhäuser gebaut und eine Menge verdient – aber ich habe keinen so guten Wagen wie Sie.«
»Sie würden staunen, wenn Sie wüßten, was er mich gekostet hat«, sagte Tim.
Das Feuer war am Erlöschen, es wurde Zeit. Eileen ging zum Wagen, und Tim folgte ihr. Brad Wagoner saß da mit seiner Frau, und seinen Kindern.
»Ich halte das nicht aus«, flüsterte Tim.
»Ich auch nicht.« Eileen nahm seine Hand und drückte sie.
»Mr. Wagoner. Brad …«
»Ja?«
»Los, steigen Sie schon ein.« Eileen wartete, bis sie eingestiegen waren, die Großen auf den Rücksitz, die Kinder auf dem Boden dahinter. Sie wendete und fuhr bergab. »Ich wollte, wir hätten eine gute Karte der Gegend.«
»Karten habe ich genug«, sagte Wagoner. Er, zog ein zerweichtes Blatt Papier aus seiner Jackentasche. »Vorsicht, es reißt leicht, wenn es naß ist.« Es war eine Autokarte vom Tulare County, viel besser als die Karte von Chevron, die sie hatten. Eileen hielt an und studierte die Karte. »Die Brücke da – ist es die, die kaputt ist?«
»Ja.«
»Schau, Tim, wenn wir zurückfahren und uns nach Süden wenden, da gibt es eine Straße in die Berge.«
»Und das ist immer noch besser, als noch mehr Zeit am Southern Pacific zu verschwenden.«
»Southern Pacific?« fragte Rosa Wagoner.
Tim gab keine Erklärung. Sie fuhren nach Süden, bis sie eine geschützte Stelle an der Straße
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