Luzifers Hammer
»Adresse? Telefon?«
Sie runzelte die Stirn, warf einen Blick auf den Caravan und auf die Kameras. Sie betrachtete Hamners teuren Freizeitanzug und seine flache Armbanduhr. »Ich weiß nicht recht …«
»Wir pflegen die Leute zu fragen, bevor wir sie vor die Kamera bringen«, sagte Tim. »Zum Kuckuck. Es ist nicht so gemeint. Ich bin kein echter Profi, nur eine unbezahlte Hilfskraft. Nebenbei der Geldgeber. Und der Mann, der den Kometen entdeckt hat.« Eileen schien bloß erstaunt. »Wie … ach, welch ein Inzest!«
Beide lachten. »Wie haben Sie das alles erreicht?«
»Hab’ mir den richtigen Großvater ausgesucht. Erbte eine Menge Geld und eine Firma, die sich Kalva Soap nennt. Habe etwas von dem Geld in ein Observatorium gesteckt. Hab’ einen Kometen entdeckt. Ich habe die Firma überredet, eine Dokumentation über den Kometen zu unterstützen, um damit angeben zu können. Sehen Sie, das hat alles seine Richtigkeit.«
»Natürlich, jetzt ist alles so einfach, jetzt, wo Sie’s mir erklärt haben.«
»Hören Sie, wenn Sie mir Ihre Adresse nicht geben wollen …«
»Doch, ich will.« Sie wohnte in einem Hochhaus in West Los Angeles. Sie gab ihm auch ihre Telefonnummer. Sie schüttelte ihm kräftig die Hand und sagte: »Ich muß jetzt laufen, aber ich freue mich wirklich, Sie kennen gelernt zu haben. Sie haben mir den Tag gerettet.« Dann war sie weg, und Hamner blieb mit einem betäubten und glücklichen Lächeln zurück.
»Ragnarök«, sagte der Mann. »Armageddon.« Er hatte eine kräftige, überzeugende Stimme. Er trug einen langen Bart, voll und dunkel, mit zwei weißen Streifen am Kinn, und er hatte sanfte, fast kindliche Augen. »Die Propheten aller Länder haben diesen Tag kommen sehen, den Tag des Jüngsten Gerichts. Den Kampf zwischen Feuer und Eis haben schon die Alten vorausgesagt. Der Hammer ist aus Eis, und er wird im Feuer kommen.«
»Und was raten Sie?« fragte Harvey.
Der Mann zögerte. Vielleicht befürchtete er, daß ihn Randall zum besten hielt.
»Treten Sie einer Kirche bei, irgendeiner, an die Sie glauben können. ›In meines Vaters Haus gibt es viele Wohnungen‹. Wer wirklich glaubt, ist niemals verloren.«
»Was würden Sie tun, wenn der Hamner-Brown die Erde verfehlt?«
»Das wird er nicht.«
Harvey gab ihn an Mark und an die Formulare weiter und gab Charlie ein Zeichen zum Aufbruch. Das war kein schlechter Tag gewesen. Sie hatten ein paar Szenen im Kasten, die sie brauchen konnten, und Harvey hatte einiges über die Stimmung seiner Zuschauer erfahren.
Mark kam mit dem Formblatt. »Das ist gutgegangen, nicht wahr? Du wirst gemerkt haben, daß ich den Mund gehalten habe.«
»Das hast du. Es ist gutgegangen.«
Hamner kam und grinste über etwas, was nur er allein wußte.
Er verstaute sein Aufnahmegerät im Wagen und kletterte hinein.
»Habe ich etwas versäumt?«
»Ragnarök wird kommen. Die Welt wird in Feuer und Eis untergehen. Er hatte den schönsten Bart, den ich je gesehen habe. Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«
»Ich habe ein Formular eingeholt«, sagte Tim. Und auf dem ganzen Rückweg war dieses merkwürdige Lächeln auf seinem Gesicht.
Von der NBS fuhr Tim Hamner zu Bullocks. Er wußte, was er wollte. Von dort fuhr er zu einem Blumengeschäft und dann in eine Apotheke. Inder Apotheke besorgte er sich Schlaftabletten.
Ihm standen anstrengende Stunden bevor.
Er warf sich in voller Montur aufs Bett. Tim schlief tief und fest, als das Telefon gegen halb sieben läutete. Er drehte sich um und tastete nach dem Hörer. »Hallo?« »Hallo, ich möchte bitte Mr. Hamner sprechen.«
»Am Apparat. Eileen? Tut mir leid, ich war eingeschlafen. Ich wollte Sie gerade anrufen.«
»Nun, da bin ich Ihnen zuvorgekommen. Tim, Sie verstehen es wirklich, die Aufmerksamkeit eines Mädchens auf sich zu ziehen. Die Blumen sind wunderhübsch, aber die Vase – ich meine, wir haben uns doch eben erst kennen gelernt!«
Er lachte. »Wie mir scheint, mögen Sie also Steuben-Kristall.
Ich habe selbst eine hübsche Sammlung.«
»Oh?«
»Ich besitze einen ganzen Zoo.« Tim setzte sich auf. »Ich habe … lassen Sie mich nachdenken … einen Blauwal, ein Einhorn, eine Giraffe von meiner Großmutter im älteren Stil. Und den Froschkönig. Haben Sie den Froschkönig gesehen?«
»Ich kenne Bilder von Seiner Majestät. He, Tim, lassen Sie sich zum Essen einladen. Da gibt es was Besonderes, das Dar Magreb.«
Normalerweise dürfte es einem Mann die Sprache verschlagen, wenn ihn
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