Luzifers Hammer
wahr? Und nun ist es an der Zeit, objektiv zu sein. Einst hatten wir ein Raumfahrtprogramm, das sich sehenlassen konnte. Sergej Korolew war ein Genie wie irgendeiner, der je gelebt hat! Er hätte unseren Arm im Weltraum zum größten Instrument des Wissens in der Welt machen können, aber die Herren im Kreml wollten immer nur Eindruck schinden! Chruschtschow ordnete kosmische Zirkusvorstellungen an, um die Amerikaner zu beschämen, und anstatt unsere Fähigkeiten zu entwickeln, haben wir der Welt artistische Leistungen geboten! Wir sollten die ersten sein, die drei Mann in eine Kreisbahn schickten – indem alle Instrumente ausgeräumt wurden und ein dritter, ein sehr kleiner Mann in eine Kapsel für zwei Personen gepfercht wurde, für eine einzige Erdumkreisung! Zirkus, nichts als Zirkus! Wir hätten die ersten auf dem Mond sein können, und jetzt liegt das immer noch vor uns.«
»Genossin Malik!«
Sie zuckte die Achseln. »Ist das was Neues? Nein, ich glaube nicht. So boten wir unsere Vorstellungen, verpaßten unsere Gelegenheiten, um Schlagzeilen zu machen, und heute ist der beste Pilot der Sowjetunion nicht in der Lage, sein Raumschiff an ein Objekt anzukoppeln, das so groß ist wie eine komfortable Datscha! Und Sie bieten uns ein Geschenk an, ein Gerät, das sich die besten Ingenieure der Sowjetunion nicht selber bauen oder kaufen können! Es ist beschämend!«
»He, ich wollte Sie nicht beschämen«, sagte Johnny Baker begütigend. »Und was den Zirkus betrifft, Miß Malik, haben wir auch nicht wenig dazu beigetragen.«
Jakow machte noch eine Bemerkung auf russisch und wandte sich dann angewidert ab. Delanty schüttelte mitfühlend den Kopf. Was war nur in Leonilla gefahren?
Sie waren still und von formvollendeter Höflichkeit, bis sie sich in die Sojus zurückzog. Baker und Delanty tauschten Blicke aus. Es bedurfte keiner Worte. Johnny Baker begab sich in jenen Winkel, wo Jakow beschäftigt war. »Ich möchte etwas klarstellen«, sagte Johnny leise.
»Ja?«
»Sie werden ihr keine Schwierigkeiten machen, nicht wahr? Ich meine, Sie brauchen nicht über alles zu berichten, was hier oben gesagt wird.«
»Natürlich nicht«, stimmte Jakow zu. Er zuckte die Achseln.
»Wir sind alle von dieser Welt. Und wir wissen, daß Frauen von Zeit zu Zeit unberechenbar werden. Welcher verheiratete Mann weiß das nicht?«
»Tja, das wird’s wohl sein«, sagte Johnny Baker und tauschte einen weiteren Blick mit Delanty.
»Der Staat nahm sie an Kindes Statt an«, sagte Jakow achselzuckend. »Sie war noch sehr jung, als ihre Eltern starben. Kein Wunder, daß sie sich unser Land fortschrittlicher wünscht, als es ist.«
»Sicher.« Sicher, dachte Rick Delanty. Scheibenkleister.
Wenn sie Schwierigkeiten mit ihrer Periode hatte, so hätte sie es rechtzeitig dem russischen Bodenpersonal mitgeteilt, und die hätten jemand anderen raufgeschickt. Hätte sie das getan? Und ich hätte ihnen was über meine Raumkrankheit verraten, wenn ich nur gewußt hätte, daß ich sie kriege? Ich hätte ganz bestimmt … Lüg dir nicht in die Tasche, Rick, sagte er sich.
Wie nun ihr Problem aber auch aussah, es war ratsam, Leonilla Malik während der nächsten Tage mit Samthandschuhen anzufassen. Zum Teufel! Und dabei war der Hammer-Brown so nahe!
Barry Price hängte den Hörer ein und blickte freudig erregt auf.
Dolores war soeben mit dem Kaffee gekommen. »Rate mal, was nächsten Dienstag passiert!« rief er triumphierend aus.
»Ein Komet wird die Erde treffen.«
»Wie? Nein, dies ist kein Scherz. Wir werden die Anlage in Betrieb setzen! Ich habe alle Genehmigungen in der Tasche, das letzte Gerichtsurteil wurde verworfen – das Atomkraftwerk San Joaquin wird voll in Betrieb genommen.«
Sie sah nicht so glücklich aus, wie er es erwartet hatte. »Ich nehme an, daß es da irgendwelche Feierlichkeiten geben wird«, meinte sie.
»Nein, wir machen es in aller Stille. Warum?«
»Weil ich wahrscheinlich nicht da sein werde. Zumindest nicht, wenn du mich nicht unbedingt brauchst.«
Er runzelte die Stirn. »Ich brauche dich stets unbedingt …«
»Du gewöhnst dich besser daran«, sagte sie. Sie tätschelte ihren Bauch. Es war zwar nichts zu sehen, aber er wußte sofort Bescheid. »Immerhin will ich Dr. Stone in Los Angeles aufsuchen. Ich dachte, ich werde rüberfahren und Mutter besuchen und Dienstag Abend zurück sein.«
»Natürlich. Dee?«
»Ja?«
»Du willst doch das Kind behalten?«
»Ja. Ich denke schon.«
»Dann sollten
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