Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
wollte, das Herz schlug ihr wild. Das hier gefiel ihr gar nicht. Das hier gefiel ihr ganz und gar nicht, Empfindungen krochen wie Würmer über sie hinweg. Die Hässlichkeit, diese schreckliche Erinnerungen, die sich in ihr Bewusstsein drängten.
Und dann änderte sich die Erinnerung irgendwie ... da war eine Schockwelle Energie, etwas Schwarzes, Schnelles. Glühende, rote Augen. Fäuste schnellten hervor, Gewalt, und sie war plötzlich mittendrin, konnte nicht weg...
Und dann war sie in Sicherheit. Weit entfernt. In einer Kutsche.
Mit Corvindale.
Im Dämmerlicht ihres Zimmers stand Maia nur da und atmete tief, stoßweise. Der Bauch tat ihr weh, ihr verschwitztes Haar klebte an Hals und Nacken. Ihr Gesicht erstarrt und so bleich wie ihr Nachthemdchen, wurde geisterhaft aus dem Spiegel zu ihr zurückgeworfen.
Sie brauchte Antworten.
# # #
„Mylord, da ist eine gewisse Person, die mit Ihnen zu sprechen wünscht.“
Dimitri schaute von dem vermaledeiten Buch auf, das Wayren ihm da aufgeschwatzt hatte. Jede Entschuldigung war ihm recht, um die Lektüre von dieser Geschichte einer Schönen und ihrem Biestergastgeber in einem natürlich malerischen Schreckensschloss zu unterbrechen.
Die Tatsache, dass es schon nach Mitternacht war, und jemand ihn zu sprechen wünschte, störte ihn kein bisschen, und sein Butler Crewston wunderte sich schon lange nicht mehr über derlei. In Blackmont Hall ging es nach Sonnenuntergang so lebhaft zu wie tagsüber.
So war eben das Leben eines Drakule.
„Wer ist es?“, fragte er und erhob sich von seinem Schreibtisch.
„Es ist eine weibliche Person“, erklärte Crewston. Sie wartet draußen in einer Kutsche. Sie bat mich, Ihnen dies zu geben.“ Er hielt ein Taschentuch in den Händen.
Aber Dimitri musste den Fetzen Stoff nicht an sich nehmen, er konnte sie bereits riechen, kaum hatte sein Butler es vor ihm geschwenkt. Lerina.
Sein Wutanfall ebbte auch gleich wieder ab. Sie würde ihn nicht noch einmal überlisten, und er hatte nicht das Bedürfnis, noch irgendwelche Energie oder auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden. Aber er war dennoch neugierig zu erfahren, warum sie ein Wiedersehen mit ihm riskierte.
Anstatt Crewston zu antworten, zog er sich seinen Überrock an und ließ einen schmalen Holzpflock in die Tasche darin gleiten. Er vermutete, sie war hier, um Frieden zu schließen, aber der Frau konnte man natürlich nicht über den Weg trauen.
Draußen in der spätsommerlichen Wärme schnupperte Dimitri an der Luft, als er die drei Stufen hinab ging. Ihre Kutsche hatte man dort in dem Halbkreis der Auffahrt abgestellt. Die Luft war schwül und schwer von dem Duft der verblühenden Rosen und Lilien, unterlagert von dem Gestank nach Londoner Abfall und seinen Abwässern. Die Tür des Gefährts öffnete sich, als er unten an den Stufen angelangt war, aber er ging nicht weiter.
„Du bist vor mir sicher, mein lieber Dimitri“, sagte sie und schaute aus der Öffnung zu ihm. „Kein Rubin weit und breit.“
„Bitte verzeih, wenn ich deinen Worten keinen Glauben schenke“, entgegnete Dimitri ihr. „Ich kann mir nicht vorstellen, was wir deiner Meinung nach noch zu bereden hätten, aber wenn du es wünschst, dann musst du schon aussteigen.“
„Es war ein Missverständnis, Dimitri, Liebling“, sprach Lerina, als sie anmutig aus der Kutsche stieg, wobei ihre Frisur und ihre Kleider recht hübsch um sie wippten.
Er wartete ab, ob er die Anwesenheit des einen oder anderen Rubins spüren würde. Oder ein Dutzend davon. Er spürte nichts und hatte es auch nicht erwartet. Er roch auch niemanden sonst in der Umgegend, außer ihrem Kutscher.
Lerina war vielleicht nicht die intelligenteste aller Personen, aber sie hatte anscheinend einen ausgezeichnet funktionierenden Selbsterhaltungstrieb. Sie wusste, er würde ihr nichts tun – außer sie provozierte ihn.
„Wenn jene Episode ein Missverständnis war, kann ich mir gar nicht vorstellen, was der Zwischenfall in Wien gewesen sein soll. Ein Picknick? Lass uns keine Spielchen spielen, Lerina. Du hast versucht, mich zu entführen, das ist dir nicht gelungen, und jetzt bist du hier ... warum eigentlich? Du begreifst doch wohl hoffentlich, dass du das Überraschungsmoment nicht mehr auf deiner Seite hast?“
Sie schmollte. „Aber ich bin immer noch in dich verliebt, Dimitri.“
„Du hast eine merkwürdige Art, das zu zeigen.“
„Ich war dumm. Das war ich schon immer.“
„Wie
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