Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
ihr Zimmer wie eine gefangene Raubkatze abschritt, wobei sie dem schmalen Streifen Licht von der untergehenden Sonne aus dem Weg ging, fragte sie sich auch, was genau nun unter ihrer Beziehung zu Chas zu verstehen war.
Drakule hatte einfach andere Formen von Beziehungen als Sterbliche. Denn schließlich: die Ewigkeit war eine recht lange Zeit. Zu heiraten war sinnlos – zumindest, was eine Heirat mit einem Sterblichen betraf, der lange vor dem Drakule sterben würde, ganz zu schweigen davon, dass er altern und körperlich verfallen würde, während der Vampyr ewig jung bliebe. Und weibliche Drakule waren nicht in der Lage Kinder zu bekommen – zumindest nicht auf die Art, wie es ihre sterblichen Geschlechtsgenossinnen taten.
Und was die Liebe betraf... Narcise war zu dem Schluss gekommen, dass Liebe ein Konzept der Sterblichen war. Ein Fluch der Sterblichen. Drakule liebten nicht wirklich, denn zu lieben bedeutete, die Bedürfnisse und das Glück von jemand anderem an erste Stelle zu setzen.
Und das tat ein Vampyr schlichtweg nicht. Niemals. Und selbst wenn man so etwas einmal in Betracht ziehen sollte oder es gar tat, dann brannte und tobte Luzifer durch die pulsierenden Fesseln, die man auf dem Rücken trug, und bekehrte einen – wenn man es so formulieren wollte – dazu, wieder auf den rechten Weg zurückzukehren: an sich zu denken und sonst niemanden. Natürlich kreiste das Leben eines Drakule ausschließlich um Leidenschaft und Lust und Begierde, und wenn man zufällig auch Lust bereitete, in dem Moment, in dem man die eigene befriedigte, dann gut. Daher hatte das, was zwischen ihr und Giordan existiert hatte, gar keine Liebe sein können. Ganz und gar nicht.
Seit über drei Wochen waren sie und Chas bei ihrer Flucht vor Cezar nun Partner gewesen, und Liebhaber seit jenem Morgen, an dem Chas sie geküsst hatte. Und an dem Tag hatte Chas ihr gesagt, dass er etwas für sie zu empfinden begann, und auch, wie er es hasste, dass dem so war. Und das Band zwischen ihn beiden war seither stärker geworden.
Es war nicht mehr lediglich aus Lust und Begierde geknüpft, da waren nun auch zarte Fäden von Respekt und wachsender Achtung voreinander hineingewoben worden. Sie vertraute ihm, sie wollte bei ihm sein, sie genoss seinen Körper. Aber Narcise hatte dennoch nicht den Eindruck, dass sie Chas liebte.
Sie hatte das Gefühl, dass sie ebenso gut eines Nachts auch aufwachen könnte, nur um festzustellen, dass sie ihn in ihrem Leben nicht wirklich missen würde. Dass sie zwar traurig wäre, wenn er sie verließ, aber keinesfalls ... zerstört.
Das lag womöglich daran, dass ihr eine recht verstörende Sache an Chas aufgefallen war: er hasste – oder vielleicht war es auch schon Furcht zu nennen – ihre Drakule Eigenschaften, und er verachtete sich selbst dafür, sich zu einer Vampyrin hingezogen zu fühlen.
Es war, als würde er mit sich selbst einen Krieg ausfechten: Er wollte, dass sie ihn biss, von ihm trank ... aber er hasste sich selbst, wenn er auf derlei sexuelle Erregung einging.
Und doch empfand er tiefe Gefühle für sie. Er brachte ihr kleine Geschenke – Blumen, Spitze, einen Kamm für ihr Haar. Selbst eine Vorderschließe aus Elfenbein, die vorne exakt an ihr Korsett passte, senkrecht zwischen ihren Brüsten. Nicht breiter als zwei Finger und so dünn wie die Schneide eines Messers und etwa so lang wie ihre Hand, sie war wundervoll verziert mit geschnitzten Blumen und Ranken mit Blättern und selbst einer kleinen Sonne, die dort tapfer schien.
„Weil ich weiß, wie sehr du die Sonne vermisst“, sagte er ihr, als sie die Schnitzereien betrachtete und mit ihren Fingern die kunstvollen Verzierungen nachzeichnete. „So kannst du sie immer nahe bei deinem Herzen tragen.“
Und eben das hatte sie getan. Sie hatte sie in die kleine Tasche an ihrem Korsett gesteckt, und selbst jetzt noch presste sie mit der Hand dagegen und spürte, dort zwischen ihren Brüsten, den stabilen, kleinen Stab.
Dann hörte sie das polternde Geräusch von eiligen Schritten, die die Treppe hochkamen, und dann auch das hastige Scharren, als die Füße oben ankamen, und Narcise erstarrte, wartete. Wenn Giordan aus welchem Grund auch immer mit ihm hierher zurückkam...
Die Tür zum Zimmer wurde aufgerissen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie erst einmal nur jemanden hereinwirbeln sah. Als sie Chas roch und auch erkannte, seine Haare dicht und wild, sein Gesicht angespannt und zornig, erstarrte sie erneut, ihr
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