Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Flöte, und das hatte, ganz eindeutig, eine sexuelle Doppelbedeutung.
Aber selbst die meisterliche Kunst der holländischen Maler reichte nicht aus, um ihr den Wunsch nach Bewegung auszutreiben. Auf einmal wollte sie nichts lieber, als alleine zu sein, fernab von allen Leuten hier in diesem Haus.
Sie wollte draußen sein, unter dem Nachthimmel, alleine ... zum ersten Mal seit über einem Jahrhundert.
Sie hatte genug davon, irgendwo in einem Versteck zusammengekauert auszuharren.
Narcises ausgeprägtes Gehör und ihr ebenso hervorragender Geruchssinn ermöglichten es ihr, verschiedenen Dienern sowie anderen Hausbewohnern des Bordells erfolgreich aus dem Weg zu gehen, darunter auch Chas, dessen Stimme von hinter einer Tür im ersten Stock zu ihr driftete. Die leisen, melodiösen Antworten kamen wohl von der irischen Inhaberin, und Narcise verharrte dort nicht lange genug, um das Thema ihres Gesprächs zu erhaschen.
Sie fand den Weg zu einem Seitenausgang und schlüpfte hinaus.
Ihr Haar war immer noch feucht, aber trotz der leichten Brise, die in der Luft lag, war es Narcise nicht kalt. Sie war frei !
Diese kleine Gasse lag still und dämmrig vor ihr, aber jenseits der Gasse vernahm Narcise die Geräusche vom Rest der Welt. Als sie sich auf das Ende des schmalen Durchgangs zubewegte, zwischen dicht aneinander stehenden Häusern, spürte sie, wie die Luft um sie herum sich veränderte. Das sanfte Streicheln der Brise trug ihr auch den Duft von etwas Vertrautem und Angenehmen zu ... feuchte Wolle und Zeder. Es erinnerte sie an Giordan, und sie hielt inne, eine Hand an eine von Efeu überwucherte Ziegelwand gelehnt.
Das Herz schlug ihr im Hals, und sie lauschte, hob ihre Nase, um besser an der Luft reichen zu können ... aber das Aroma war so schnell entschwunden, wie es gekommen war, und sie hörte nichts. Eine eingebildete Erinnerung, ein Hirngespinst, vielleicht, oder ein anderer Mann, der auch Wolle trug, und den Geruch von Zeder.
Als sie sich schließlich rasch weiterbewegte, fiel aus dem Efeu ein kleiner Schauer von Tropfen auf ihre Schulter und ihren Kopf herab, und sie trat auf die Straße.
Von vorne erhob sich Rubeys Etablissement, so hoch und so unnahbar wie die Residenz eines Duc in Paris, mit vielen Fenstern und einem respekteinflößenden Eingang. Narcise hatte erfahren, dass die Inhaberin selbst in einem kleineren Haus in der Nähe wohnte, und sie wunderte sich über eine Frau, die es sich leisten konnte, gleich zwei solcher Häuser zu unterhalten.
Dann lief sie rasch an dem Freudenhaus vorbei, ohne ein bestimmtes Ziel im Sinn zu haben, und war sich aber durchaus bewusst, dass sie noch niemals in einer Stadt mutterseelenallein spazieren gegangen war. Und dass sie hierfür auch niemandem Rede und Antwort stehen musste.
Eine freudige Erregung trieb sie an, und sie trank die Nachtluft in vollen Zügen und wurde sich allmählich ihrer Umgebung immer mehr bewusst, es fiel ihr kaum auf, dass sie die einzige Fußgängerin war, die nicht einen Umhang oder eine andere Überkleidung für den Abend trug. Kutschen rollten an ihr vorüber, Pärchen flanierten vereinzelt oder in Grüppchen, Hunde lungerten am Eingang der Gassen herum und leuchtende Katzenaugen erschienen im Dunkel der länger werdenden Schatten.
Narcise lief und lief, durch die wohlhabenden Wohngebiete, wo sich das Rubey’s befand und, nach vielen Abzweigungen und nachdem sie zwei kleine Plätze überquert hatte, kam sie auf eine Straße voller Geschäfte, die jetzt aber für die Nacht geschlossen waren. Sie kam an einem Theater oder einem Haus vorbei, das eine ähnliche Form der Zerstreuung versprach, bemerkte, dass hier viele Kutschen auf Kundschaft oder Herrschaft warteten, und die Nachtwächter, die gemächlich ihre Runden drehten.
„Ja was, wenn das nix für Vatters Sohn is.“
Narcise blieb stehen, als ein großer Klotz von einem Mann aus der Dunkelheit zwischen zwei Gebäuden hervortrat, um ihr den Weg abzuschneiden. Sie stellte reichlich spät fest, dass sie in eine Durchgangsstraße eingebogen war, die menschenleer war, bis auf eine weit entfernte Gestalt am Ende der Straße, die aber gerade um die Ecke in eine andere Straße bog. Es war eine schmale Straße, mit einem Abwasserkanal auf einer Seite, und auf der anderen Seite befand sich eine Häuserzeile, darunter auch Läden mit verriegelten Fenstern – entweder standen sie leer, oder es lagen schlummernde Bewohner darin.
Etwas bewegte sich hinter ihr, und aus dem Augenwinkel
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