Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Jacques-Louis Davids von Paris und Helena . Es war ein Gemälde, das Giordan speziell für diesen Salon in Auftrag gegeben hatte und für das er einen fast unverschämt hohen Preis bezahlt hatte, wegen der Änderungen, um die er gebeten hatte.
Und es war überaus passend, dass Narcise sich zu einem Gemälde von eben jener legendären Frau hingezogen fühlte, mit der Giordan sie schon verglichen hatte.
Der würzige Haschischduft, der an ihm hing, der ihm in die Nase stieg und sich in seinem Kopf zusammenrollte – er gestattete seinem Mund ein kleines Lächeln, als er sich näherte ... und überlegte sich, wie er sie ansprechen sollte.
Obwohl sie seine Gegenwart spüren musste, als er sich näherte, gab Narcise kein Zeichen.
Das wiederum verschaffte Giordan einen weiteren Moment der Bewunderung – die elfenbeinfarbene Kurve ihres Halses und der nackten Schultern, die dichte Masse von blauschwarzem Haar, in dem blassblau Topase funkelten, die vollkommene Linie ihres Nasenrückens und der Nasenspitze, und der volle, dunkelrosa Mund.
Er brauchte dann noch einen Moment, um seinen Atem ruhig zu halten und um seinen Gaumen unter Kontrolle zu bringen ... das Anschwellen dort und dann auch noch anderswo. Denn, wahrhaftig, dieser Frau so nahe zu sein, ließ ihm den Kopf restlos leer werden und seinen Magen erzittern.
Wie er dort stand, neben und etwas hinter ihr, wobei er sich zwang, zusammen mit ihr das Gemälde anzustarren, stieg in Giordan Verärgerung hoch, und auch ohnmächtige Wut angesichts seiner mächtigen Reaktion auf sie. Er verstand es nicht, aber es gefiel ihm nicht sonderlich, wie er sich dabei fühlte.
Und dennoch, er blieb stehen. Neugierig, ihr restlos verfallen.
„Ist es das Talent des Malers, das Sie derart verzaubert?“, sagte er schließlich, und trat in ihr Gesichtsfeld. „Oder lediglich Ihr Bedürfnis, sich von den anderen abzusondern?“
Da drehte sie sich zu ihm um, bedeckte ihn mit ihren tiefblauen Augen, die seinem Magen seltsame Verdrehungen bescherten. Bei den Schicksalsgöttinnen, er fühlte sich wie ein dämlicher Schuljunge. Nicht, dass er je einer gewesen wäre. Ein Junge, ja. In der Schule, nein.
„Nun, Monsieur Cale, ich muss Ihnen eine recht originelle Variation zugute halten.“ Ihr Französisch reichte nicht einmal an das ihres Bruders heran, war kaum passabel zu nennen, und trotz der leuchtenden Färbung ihrer Augen war der Ausdruck darin nichtsdestotrotz kühl und distanziert. Und – vielleicht – ängstlich.
„Wirklich? Ich dachte, er wäre eigentlich wie aus dem Leben gegriffen“, erwiderte er, wobei er nur zum Versuch ins Englische wechselte.
Narcise drehte sich nun wieder zu dem Gemälde. „Monsieur David macht sich gerade einen guten Namen“, erwiderte sie und folgte seinem Wechsel in die englische Sprache. Hier kannte sie sich mit der Sprache offensichtlich besser aus. „Und mit gutem Grund. Er ist sehr begabt. Solch eine wunderbare Ausführung im Detail und bei der Darstellung der Oberflächen.“
Giordan fühlte sich absurd erfreut, dass sie bereit war, mit ihm zu reden und Gedanken problemlos aneinanderfügen konnte – nicht allen Frauen gelang das. Diejenigen, denen es nicht gelang, stellten sich als Bettgefährtinnen und Gesellschaft immer als recht langweilig heraus.
Und der stumpfe Blick in ihren Augen war verschwunden. Wachsamkeit lauerte da noch, aber damit würde er zurande kommen.
Er lächelte. „Und ist es aber nicht eine feine Ironie, dass ein Bild für den Bruder des Königs in Wirklichkeit eine recht abschätzige Aussage zur Oberflächlichkeit der königlichen Familie liefert? Den kurzen, vergänglichen Vergnügungen sei der Vorzug vor den Pflichten gegenüber dem eigenen Land zu geben?“
„Monsieur David hat es sehr klug angestellt”, erwiderte Narcise. „Aber das hier ist nicht das gleiche Gemälde wie das von d’Artois in Auftrag gegebene.“
„Und Sie haben Recht“, erwiderte Giordan und fragte sich, bei welcher Gelegenheit sie wohl das Original gesehen hatte. „Das erste Paris und Helena war für meinen Geschmack etwas zu blumig – dieser fließende, rosafarbene Stoff zu weich und zu feminin für dieses Zimmer. Und ihm fehlen auch ein paar wichtige Details, nicht wahr?“ Er lächelte zu ihr hinab, ließ seine Augen spitzbübisch aufblitzen.
„Hmmm ... ja, ich erinnere mich nicht, dass Paris in dem vorhergehenden Gemälde seine langen Eckzähne gezeigt hätte.“ Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich etwas, und die draus
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