Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
dass der Mann eine Beteiligung an seinem nächsten Gewürzschiff nach China dringend genug wollte, um hier anstandslos den Rückzug anzutreten.
Sein Bedarf an frischem Opium war wohl Beweggrund genug.
Aber dann wiederum: Cezar Moldavi musste immer die Kontrolle über alles haben, und ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte, wie den hier mit Giordan, würde ihn unterlegen aussehen lassen.
Als die männlichen Gerüche verblasst waren, und er wusste, sie waren jetzt alle verschwunden, drehte er sich also wieder zu Narcise um. Sie beobachtete ihn misstrauisch, und soweit er sehen konnte, hatte sie sich nicht von der Stelle gerührt.
„Wie möchten Sie es jetzt haben, Cale?“, fragte sie ein drittes Mal. „Sie haben nur bis zur Morgendämmerung.“ Die Ränder ihrer vollen Lippen waren weiß vor Anspannung.
„Weder noch. Ich werde nicht Hand an Sie legen“, sagte er.
Eine angespannte Stille legte sich über den Raum.
„Sind Sie verrückt?“, flüsterte sie. Ihre Hand hatte sich bewegt, und er konnte sie schwach zittern sehen, als Narcise sie an ihren Hals legte. Ihr Gesicht hatte jetzt ein bisschen Farbe.
„Nur ein bisschen.“ Giordan konzentrierte sich auf etwas anderes als sie und sagte, „gibt es in dieser Folterkammer auch etwas zu trinken?“ Blutwhisky würde ihm die Sinne etwas vernebeln.
Narcise antwortete nicht; vielleicht hatte sie auch Angst, die Stimme würde ihr versagen. Aber sie ging zu einem kleinen Kabinettschränkchen, der ihm bislang noch nicht aufgefallen war und holte eine Flasche hervor, von – den Schicksalsgöttinnen sei Dank – Brandy oder Whisky. Kaum hatte sie den Korken entfernt, breitete sich der warme, beißende Geruch in der Luft aus, der Giordan verriet, obwohl Cezar hier nicht seinen besten Whisky bereitstellte, war es immer noch um Längen besser als das, was man in den meisten Schenken Englands bekam. Der bernsteinfarbene Strahl des Getränks, wie er sich in das Glas ergoss, war vorerst das einzige Geräusch in dem Zimmer. Sie schenkte noch ein weiteres Glas ein, was ihn etwas überraschte, und drehte sich dann, um ihn wieder anzusehen. Eines der beiden Gläser ließ sie auf dem kleinen Tisch stehen und entfernte sich, während sie selbst an ihrem Glas nippte.
„Ihr Name ... er ist nicht französisch“, sagte sie unvermittelt. Obwohl sie sich bereits miteinander unterhalten hatten, hatte Giordan nicht wirklich das wunderbar tiefe, rauchige Timbre ihrer Stimme wahrgenommen. Aber jetzt schlängelte sie sich in herrlichen Kringeln um ihn, und sein Bauch erschauerte zuckend in Erwiderung.
„Nein, das ist er nicht, außer er wäre eine Abkürzung für irgendeinen Namen oder einen Ort. Oder mein Vater war einfach ein Engländer. Ich weiß nicht viel über meine Herkunft. Ich bin ziemlich sicher, meine Eltern stammen vom Lande“, sagte er und folgte bereitwillig der vorgegebenen Ablenkung, denn es war ihm selbstverständlich ernst damit gewesen, als er sagte, er beabsichtige nicht, sie anzufassen. Abgesehen davon würde diese Unterhaltung seinem pochenden Gaumen etwas Erleichterung verschaffen, die seine Zähne rausdrängten und auch die Ausbuchtung in seinen Hosen etwas beruhigen.
Er ging durch das Zimmer, um sein Glas zu holen, wobei er sich fragte, ob sie es dort gelassen hatte, um wieder die Oberhand zu erlangen, oder ob sie ihm nicht genug vertraute, um sich ihm so weit zu nähern, dass sie es ihm reichen konnte. „Sie zogen später dann in die Stadt, und ich weiß nicht, was dann passiert ist. Wir waren arm. Ich erinnere mich verschwommen an meine Mutter, aber nichts wirklich Greifbares.“
„Aber Sie sind nicht mehr arm. War das...“, sie zögerte und schaute ihn jetzt mit verzweifelten Augen an. „Hat Er Ihnen Reichtümer versprochen?“
Giordan wusste genau, was sie sagen wollte. „Luzifer erschien mir, nachdem ich schon auf bestem Wege war, so reich wie der König selbst zu werden.“ Das alte unangenehme, bohrende Gefühl stellte sich wieder in seiner Magengrube ein. „Er versprach mir lediglich, dass die Dinge sich nie ändern würden und dass ich mich bis in alle Ewigkeit unermesslicher Reichtümer erfreuen würde. Und ich ... und ich hatte ja auf der Straße, in den Gassen und unter Abwasserbrücken geschlafen. Wenn du einmal fünf Jahre lang jeden Tag hungrig warst, und über ein Jahr lang keine Schuhe oder kein sauberes Hemd gesehen hast, dann tust du aus Verzweiflung alles, um das nie wieder erleiden zu müssen. Zumindest ... habe ich es
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