Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Königlichen hatte man den Wunsch nach weniger Opulenz und ostentativem Reichtum verspürt, welche die herrschende Klasse zuvor allen aufgezwungen hatte.
Der neue Stil begrüßte daher die Schlichtheit der Griechen und Römer und symbolisierte damit auch zugleich den Aufstieg des Bürgertums, die damit der Stadt ihren Stempel aufprägte.
Der Duft von Frühlingsrosen und Lilien flog auf der Brise mit, als er an sehr gepflegten Gärten vorbei um den nächsten Häuserblock lief. Es gab da eine schmale Gasse zwischen den beiden Häusern, die an das von Moldavi grenzten, und er ging hinein – immer noch mit seinem Paket in Händen.
Die Gasse war vollkommen leer, und er lief zielstrebig zum Hintereingang von Moldavis Haus. Wenn irgendjemand ihn sah, dann wollte er eben nur ein Päckchen für Monsieur Tournedo abliefern – und könnte ihm nicht jemand den Weg zu dem Haus zeigen, das wohl jenem Herren gehörte, s’il vous plaît ? Wenn niemand ihn fragte, dann konnte er einfach ungestört den hinteren Teil des Hauses auskundschaften.
Die beste Zeit, um in einen Vampyrhaushalt einzubrechen war während der Stunden, in denen die Sonne schien, denn dann würde ein Großteil der Haushaltsangehörigen schlafen. Er musste nur die richtige Zeit finden.
Und wie das Glück es so wollte, bot sich eine Gelegenheit. Im Rückblick musste Chas sich sagen: er hätte es nicht besser planen können.
Auf einmal hörte man einen lauten Krach und Krawall, der von der Straße vor Moldavis Haus kam. Das panische Wiehern eines Pferdes, gefolgt von einem Schrei und dann viel Geschrei. Mehr Wiehern und dann auch noch ein grausiger spitzer Laut schrecklicher Schmerzen von einem der Tiere. Was auch immer geschehen war, das verhieß nichts Gutes – sehr wahrscheinlich würde man das Pferd töten müssen. Aber es war auch eine todsichere Ablenkung für alle, die sich gerade in der Nähe befanden.
Und so war es: Als Chas um die Ecke lugte, zu dem Durcheinander dort auf der Straße, sah er einen Menschenauflauf. Genau wie Hinrichtungen, so zogen auch Unfälle Schaulustige und Neugierige magisch an. Und das hieß dann recht häufig, schlichtweg jeder aus der Nachbarschaft kam herbeigelaufen.
„Es war eine Katze! Sie rannte vor mich, und ich konnte nicht mehr anhalten!“, schrie einer der Kutscher.
„Aber du hättest die Augen aufhalten müssen!“, tobte ein anderer. „Sieh her, was du angerichtet hast!“
Aus den Häusern strömten Leute herbei, die mit ermutigenden Worten und Befehlen um sich warfen, oder in Schock und Entsetzen aufschrien. Hunde bellten und winselten, und Warnglocken begannen zu läuten. Es löste sich sogar ein Schuss, was Chas kurz so neugierig machte, dass er fast hingegangen wäre, um das zu untersuchen.
Aber nein ... er hatte wesentlich wichtigere Dinge, um die er sich kümmern musste, die ihm wesentlich mehr Befriedigung verschafften als Gafferei. Verdammter, verfluchter Kindersauger. Er freute sich schon auf den Anblick dieses Mannes, wie er sich in Todesangst zusammenkauerte, und wusste, dass nur ein Pflock zwischen ihm und der ewigen Verdammnis stand.
Seine Lippen verzerrten sich zu einem wüsten Grinsen, das niemand sehen konnte, und er bewegte sich vorsichtig wieder rückwärts, zum hinteren Teil des Hauses. Wenn irgendjemand im Haushalt von Moldavi wach war, konnte man sicher sein, dass sie gerade vorne hinausschauten oder auf dem Treppenaufgang zum Haus standen. Chas bot sich hier die perfekte Gelegenheit, und er musste rasch handeln.
Da die Bäume hier Schatten spendeten und so auch für Schatten sorgten und damit zugleich auch sicherstellten, dass die Sonne durch ein Fenster ins Haus schien, vermied er die Fenster in der Nähe der großen Eiche, die auf der Nordseite des Gebäudes wuchs. Es war besser, durch ein Fenster einzusteigen, das nicht zum Zimmer eines Drakule gehörte. Und je höher das Zimmer, desto unwahrscheinlicher wäre es, dass es bewohnt war, wenn der Herr des Hauses unter der Erde wohnte. Er nahm ein Fenster im dritten Stock in Augenschein und betrachtete den stabilen Ziegelvorsprung an seinem Spitzgiebel.
Genau da, schoss ein blonder Streifen Fell um die Ecke des Hauses. Es war eine Katze mit hellem Fell und schien auch die zu sein, die den ganzen Schlamassel vor dem Haus verursacht hatte. Als sie sich erst einmal unter einer Eibe in Sicherheit gebracht hatte, kam sie zum Stehen und blickte an ihm hoch, mit starren, graublauen Augen.
„ Merci “, murmelte Chas leise zu dem Tier,
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