Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
gerichtet.
„Aber natürlich nicht, nein, sonst hätte ich dieses Wissen schon längst selbst eingesetzt. Niemand kennt Moldavis Schwäche. Aber weil er sich derart von der Außenwelt abschirmt, nimmt man gemeinhin an, dass es etwas sehr Weitverbreitetes sein muss.“
„Und die Schwester? Narcise? Kennst du ihre Asthenie?“
„Nein.“
„Sabbanti, der arme Bastard starb vor fünfzehn Jahren“, warf Brickbank hier ein. „Seine war Piniennadeln. Er hat nicht einmal fünfzehn Jahre als einer von uns überlebt, bevor man ihn gepfählt hat.“
Woodmore betrachtete ihn mit einem trockenen Lächeln. „Er war in der Tat einer der ersten, die ich erlegt habe. Ich war sechzehn.“
„Ich dachte es war ein unglücklicher Zufall, ein Unfall“, erwiderte Brickbank, ganz offensichtlich verblüfft. „Bei den Eiern Luzifers!“
„Ich lasse die meisten so aussehen. Ich möchte die verdammten Ordnungshüter, diese Bluthunde aus der Bow Street, nicht auf den Fersen haben, die herumschnüffeln, und alles nur erschweren. Die kommen mir eh schon oft genug in die Quere.“
„Es war nicht lange danach, als du versucht hast, mich zu pfählen“, sagte Corvindale. „Selbstverständlich war diesem Unterfangen kein Erfolg beschieden.“
Eddersley, dessen Augen immer halbgeschlossen waren, blickte auf einmal sehr interessiert drein. „Du hast versucht, Corvindale zu erlegen? Und du bist noch am Leben?“
Woodmore nickte. „Er nutzte die Gelegenheit, um mir eine Unterrichtstunde darin zu geben, wie ich den Pflock besser, also im richtigen Winkel, halte – ich hatte ihn nicht ganz richtig angesetzt, damals war ich bei weitem nicht so gut wie jetzt. Und dann artete die Unterrichtsstunde in eine philosophische Diskussion aus, darüber, wie es – genau wie bei den Menschen – auch bei den Vampyren gute und böse gibt, und von da dann zu dem Pakt mit dem Teufel, und wie man diesem wieder entkommen kann, wo es hier doch kein Entrinnen gibt.“
„Ich habe Chas lediglich davon überzeugen können, seine wahrhaft außergewöhnlichen Fähigkeiten doch besser dafür einzusetzen, nur solche Drakule vom Erdboden zu tilgen, die andere Ansichten darüber haben als wir, was das Leben als Unsterblicher unter Sterblichen anbetrifft. Anstatt Jagd auf uns zu machen.“
„Du meinst diejenigen, die nicht mit dir Geschäfte machen wollen, Dimitri, oder die auf irgendeine Weise für dich zu Konkurrenten werden“, sagte Cale. „Auf deine ganz eigene Art bist du ein skrupelloser Bastard.“ Sein Glas war zwischenzeitlich zum dritten Mal gefüllt und wieder geleert worden, und der Charme, den er sonst immer ausstrahlte, war gänzlich verschwunden.
„Sind wir das nicht alle?“, entgegnete Corvindale betont gleichgültig, aber da war kein gefährliches Glühen in seinen Augen. Im Gegenteil, er sah sehr nachdenklich aus. „Und ist das nicht auch genau der Grund, warum wir hier sitzen – ausgenommen Woodmore, natürlich? Weil wir alle skrupellose Bastarde sind, selbstsüchtig und gewalttätig und lüstern? Deswegen kam Luzifer überhaupt zu uns, mit seinem Angebot. Und nicht einer von uns hat sich seither geändert.“
„Sich ändern?“, kam es wie ein Echo von Brickbank, der sein Glas so wild schwenkte, dass er reichlich davon verschüttete. „Warum bei den verdammten Schicksalsgöttinnen sollten wir uns denn ändern? Ewiges Leben. Frauen – oder Männer“, fügte er mit einem Blick auf Eddersley hinzu, der gerade in diesem Augenblick gar nicht schläfrig aussah. „Alles, was wir uns wünschen. Geld, Macht. Einfach alles. Niemand kann uns etwas anhaben.“ Seine Augen funkelten vor Vergnügen.
„Aber genau das ist der Haken“, sagte Corvindale, der mit einem Fingerzeig Anweisung gab, sein Glas aufzufüllen. „Wir leben nicht ewig. Zumindest nicht hier auf Erden.“ Er wies auf Woodmore. „Und manche von uns verlassen dieses Leben hier unten schneller als andere, dank unserem Freund hier. Irgendwann, werden wir von Luzifer eingefordert. Wir gehören alle ihm.“
Corvindales heftige Bitterkeit setzte der guten Laune jäh und endgültig ein Ende, und alle verstummten.
Woodmore war fasziniert und auch entsetzt, angesichts der Tatsache, welchen Tiefgang dieses Gespräch plötzlich hatte – und ihm ging da auf, dass vielleicht nicht alle Vampyre es verdienten, gejagt und dann kaltblütig getötet zu werden.
Und er vermutete in der Tat auch, dass Cale sehr wohl wusste, dass seine Anschuldigung nicht ganz zutraf – Corvindale
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