Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
als er sein Paket, seinen Mantel und die Mütze hinter den Strauch schob und ein Seil aus seiner Innentasche herauszog. „Du hast mir eine ausgezeichnete Gelegenheit verschafft.“ Er schwang das Seil nach oben auf einen der Fenstergiebel und zog scharf daran, so dass der Haken am Seilende sich an der Kante der Giebelspitze verhakte.
Die Katze miaute und schien zu seiner Belustigung auch nickend zuzustimmen und in Anerkennung der eigenen Tat stolz dreinzuschauen, bevor sie sich unter den Busch duckte und dann verschwand. Das Seil sicher verhakt, prüfte Chas es noch einmal und begann dann hochzusteigen.
Er war schnell und pfeilgeschwind, seine Bewegungen beherrscht und geschmeidig, und wenige Augenblicke später zog er sich schon über den Vorsprung und blickte vorsichtig ins Innere.
Völlig leer, bis auf einen Teppich und einen einzigen Stuhl. Er lächelte, aber verspürte auch kurz einen Stich der Enttäuschung, dass hier niemand war, der versuchte ihn aufzuhalten. Sein letzter richtiger Kampf lag schon eine Weile zurück.
Er rollte das Seil wieder auf, und hängte es dann an dem kleinen Dach dort so auf, dass man es nicht sehen konnte, er aber auf seinem Weg zurück gut dran käme.
Und überaus dankbar für das anhaltende Chaos unten auf der Straße kletterte er dann in das Zimmer und lief geräuschlos zur Tür. Bevor er sie öffnete, wartete er darauf, dass dieses vertraute Gefühl ihn überkam ... diese Art von Jucken in der Magengrube, das ihm verriet, dass ein Vampyr sich in der Nähe befand. Je näher ein Vampir ihm kam, desto heftiger wurde und desto tiefer ging das Gefühl, das er in seinen Eingeweiden spürte.
Vor gar nicht allzu langer Zeit, wäre Chas durch das Haus eines Drakule geschlichen und hätte einfach jeden Vampyr gepfählt, der ihm über den Weg lief – oft, wenn sie noch in den Betten lagen und das Tagesslicht verschliefen. Selbst nachdem er den Earl getroffen und gelernt hatte, dass zumindest einer der Diener Satans nicht so ganz dem bösen Wesen entsprach, wie sie in den Geschichten seiner Großmutter geschildert wurden, machte er bei seiner Arbeit solche feinen Unterschiede nicht.
Aber in den letzten paar Jahren, seit er auch Corvindales Freunde kennengelernt und begriffen hatte, trotz der Tatsache, dass sie alle ihre Seelen an den Teufel gekettet hatten, trotzdem gab es unterschiedliche Abstufungen der Sittenlosigkeit und der Gewalt unter ihnen – da war er dann etwas weniger unnachgiebig in seinen Entscheidungen geworden. Nach Chas’ Einschätzung der Dinge konnte jeder Vampyr zu einer Bedrohung für die Menschen werden, aber es gab eine Kluft zwischen denen, die das tatsächlich waren, und den anderen, die einfach versuchten, ein Leben gemäß dem Spruch Leben und leben lassen zu führen.
Er hörte nichts Verdächtiges und ging auf leisen Sohlen zur Tür hinaus in den Korridor. Ein kleines Zwacken in seinem Magen verriet ihm, irgendwo hier war ein Drakule, aber es war so leise, dass Chas wusste, er war nicht in unmittelbarer Nähe.
Als er sich einen Weg durch das Haus bahnte und dabei im Geiste den groben Lageplan überprüfte, den Cale für ihn angefertigt hatte, wurde ihm klar, dass die oberen Stockwerke des Hauses leer und unbewohnt waren. Das erleichterte ihm die Arbeit, denn so wäre es weniger wahrscheinlich, dass er jemandem über den Weg lief, während er sich auf den Weg nach unten zu Moldavis Privatgemächern machte.
Nichtsdestotrotz nahm er das Dienstbotentreppenhaus hinten im Haus, und stellte fest, aus dieser Küche hier kamen keine verlockenden Düfte. Drakule Haushalte brauchten nicht wirklich oft zu kochen.
Das Zwacken in seinen Eingeweiden war allmählich stärker geworden, und er ließ einen Holzpflock aus einer seiner Innentaschen gleiten. Aber als er still an der Haupteingangshalle des Hauses vorbeiging, das möbliert war, um irgendwelche zufälligen Besucher zu beeindrucken, sah er, dass ein größeres Grüppchen von Menschen sich immer noch vor dem Haus aufhielt, und erspähte dort auch kurz die glänzend schwarz lackierte Seite eines umgestürzten Landauers.
Mit Sicherheit befanden sich alle Mitglieder dieses Hauses hier, die wach waren, dort vorne auf der Straße.
Als er sich auf den Treppenabgang zubewegte, der ihn nach den Informationen von Cale in die unterirdischen Gemächer führen würde, konnte Chas nicht umhin sich zu fragen: Kann das alles hier wirklich so einfach sein? So eine glückliche Fügung des Schicksals?
Sonia würde sagen ja,
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