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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dass die anderen sie verwirrt und vielleicht auch ein wenig belustigt ansahen, versuchte sie, es ihnen zu erklären.
    »Erinnert ihr euch noch an carrick a rede, den Fels im Weg?«
    »Die kleine Insel, auf die wir in der ersten Nacht über diese Hängebrücke gelangt sind? Aber ja!«, rief Luciano.
    »Ich sagte dir damals, es sei ein Ort mit besonderen Kräften. Überall in Irland gibt es solche Stellen, an denen sich Bahnen von Energie verdichten und kreuzen. Die Kelten glaubten, hier würden ihre Götter leben, andere sagen, hier ist man dem Land nahe oder seinem Schöpfer. Es ist egal, wie man es bezeichnet. Ich sage, dort lebt Irlands Seele. Dort können wir uns mit ihr verbinden und ihre Kräfte als Geschenk erhalten, um Irlands Natur zu führen.
    Einer der Orte, an dem die Kräfte am stärksten sind, ist Connemara. Ich meine nun nicht die Berge, Seen und Moore - wobei die Berge die Sache noch am ehesten trifft, denn es ist das Gestein, das sich wie ein Band im Untergrund von Südosten bis an die Küste im Nordwesten der Grafschaft zieht. Den Marmor in Verbindung mit seinen Erzen haben die Menschen seit jeher geschätzt, um  Werkzeuge herzustellen, aber vor allem Waffen, mit denen sie sich gegenseitig töten können!« Ivy streckte den Arm aus und zeigte ihren schlichten Armreif aus grün gesprenkeltem Stein. »Das ist Connemara-Marmor, der mir seine Kraft gibt und mich an mein Land bindet.« Seymour brummte missmutig.
    »Wenn die Menschen ihn abbauen, geht dann der Erde die Energie verloren?«, wollte Alisa wissen.
    »Ja. Der Stein behält seine Macht noch eine Zeit lang, doch wenn er nicht mehr mit seinem Mutterfels verbunden ist, kann er sie nicht wieder erneuern. Und auch der Mutterfels wird schwächer, je mehr er von Spitzhacken zerschlagen und von Schwarzpulver in Stücke gesprengt wird.«
    »Meinst du, die Menschen spüren seine Kraft und verwenden ihn gerade deshalb zum Bau ihrer Kirche?«, überlegte Alisa.
    »Ich glaube, das Wissen über die Zusammenhänge ist mit den Kelten untergegangen. Die Kirche lehrt, dass dies Aberglaube sei. Und doch denke ich, dass manche Menschen die Energie wahrnehmen, auch wenn ihnen nicht klar ist, was sie spüren. Möglich, dass der Marmor daher stets als etwas Kostbares empfunden wurde und sie ihn deshalb abbauen und in ihre Kirchen schleppen, zu Ehren des Gottes, der die Druiden vertrieben hat.«
    Sie verließen die Insel über eine zweite Brücke und wandten sich nun wieder nach Norden, immer dem Lauf des Corrib folgend, bis er sich zu einem riesigen See erweiterte, dem Lough Corrib.
    Sie begannen wieder mit ihren Übungen, während sie dem Ufer folgten, bis Ivy rief: »Seht, wie nähern uns Aughnanure. Es ist nicht mehr weit!« Sie beschleunigte ihren Schritt, bis sie ein wenig Abstand zu den anderen hatte, und auch Seymour schien es plötzlich sehr eilig zu haben.
    Franz Leopold legte den Kopf schief und betrachtete die zierliche Gestalt in ihrem silbrig schimmernden Gewand.
    »Kommt es mir nur so vor, oder wollte Seymour nicht, dass sie mit uns über diese Dinge spricht«, flüsterte Alisa.
    »Er ist ein Wolf!«, meinte Luciano. »Zwar ein sehr kluger Wolf, aber ein Wolf.«
    »Und du glaubst vermutlich auch, dass die Erde eine Scheibe ist und sich die Sonne um sie dreht«, gab Franz Leopold zurück.
    »Nein, dass das nicht stimmt, hat Galileo doch schon vor einigen Hundert Jahren herausgefunden!«, sagte Luciano beleidigt.
    »Es war Nikolaus Kopernikus!«, widersprach Alisa. »Galileo hat ein Fernrohr gebaut und die Jupitermonde entdeckt, die Phasen der Venus und Berge und Krater auf dem Mond. Von der Kirche wurde er angeklagt, weil er sich zu Kopernikus’ heliozentrischem Weltbild bekannte. Er widerrief zwar vor dem Inquisitionsgericht, blieb aber bis zu seinem Tod ihr Gefangener.«
    »Was sind wir heute wieder für ein sprudelnder Quell des Wissens«, spottete Franz Leopold, während Luciano »Alte Besserwisserin« murmelte, was Alisa aber nicht zu stören schien, denn sie setzte hinzu: »Und Seymour ist ganz gewiss kein gewöhnlicher Wolf!«
    »Ach ja? Was denn sonst? Ein Lycana, der ständig in Wolfsgestalt herumläuft?«
    Alisa zögerte. »Das wäre möglich, aber ich glaube eher …«
    »Seht, wer da kommt!«, unterbrach sie Ivy, die stehen geblieben war und zum Himmel hinaufzeigte. Die drei richteten ihren Blick nach oben.
    »Ist das der Seeadler?«, wollte Franz Leopold wissen. »Zumindest ist es die Silhouette eines großen Greifs.«
    »Ja, es ist

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