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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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jedenfalls nicht.
    »Wer seid ihr? Ich kenne euch nicht.«
    Luciano übernahm es, sie vorzustellen. Er verbeugte sich durchaus elegant und nannte ihre Namen und die Familien, von denen sie stammten.
    »Ein Dracas, eine Vamalia und ein Nosferas an meinem Sarg. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich so etwas Seltsames einmal erleben würde. Und was habt ihr hier zu suchen?«
    »Donnchadh und Catriona haben uns hergebracht«, sagte Alisa.
    »Ja, aber nur weil dieser Adler Ivy eine Nachricht von der Druidin Tara überbracht hat und sie sie nicht alleine reisen lassen wollten«, fügte Luciano an.
    »Und weil wir in den Höhlen von Aillwee nicht mehr sicher waren, nachdem irgendwelche Vampire, die bereits bewiesen haben, dass sie nichts Gutes im Schilde führen, uns von Dunluce her gefolgt sind«, ergänzte Franz Leopold.
    So etwas wie ein Lächeln huschte über das haarige Gesicht. »Wenn ich nicht mit Tara vor ihrem Auf bruch gesprochen hätte, wäre ich nun verwirrt. Doch das wollte ich gar nicht hören. Warum steht ihr hier vor meinem Sarg? Wollt ihr euch an meiner Bestiengestalt weiden?«
    Luciano sah ein wenig verlegen zur Seite, aber Alisa schüttelte vehement den Kopf. »Aber nein. Dennoch muss ich zugeben, dass ich mich frage, wie du in diese missliche Lage geraten konntest.«
    »Ich habe durchaus Talent, mich in Schwierigkeiten zu bringen.« Ihr Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein. Dann jedoch sah sie wieder in die drei neugierigen Gesichter.
    »Liebe und Treue bringen Verderben. Das habe ich nicht nur in diesem Leben bitter erfahren müssen.«
    Alisa protestierte, Franz Leopold jedoch nickte mit nachdenklicher Miene. »Wenn man seinem Gefühl erlaubt, sich dem Falschen zuzuwenden, kann man leicht verloren gehen.«
    Áine fixierte den schönen jungen Vampir. »So wie es sich anhört, weißt du, wovon du sprichst.« Sie starrte ihn an, ohne zu blinzeln, bis Franz Leopold unruhig von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Du sprichst von diesem und von dem Leben zuvor. Dann ist dies nicht das erste Leid, das du erfahren musstest. Willst du uns davon erzählen? Wir haben noch Zeit, bis der Tag uns in unsere Särge ruft.«
    Alisa sah Franz Leopold erstaunt von der Seite an. Es klang so, als würde er sich tatsächlich für die Geschichte der irischen Servientin interessieren. Oder war es nur ein Versuch, sie davon abzubringen, in seinen Gedanken zu forschen? Von welcher Liebe sprach er und warum sollte sie ihm Verderben bringen? Sie würde es herausfinden! Áine begann zu erzählen und darüber vergaß Alisa Franz Leopold und seine Geheimnisse.
    »In meiner früheren Existenz trug ich den Namen Anne Devlin. Mein Onkel, Michael Dwyer, bei dem ich aufwuchs, befehligte in den Jahren vor 1800 ein Partisanenregiment in den Wicklow Mountains im Osten, die für ein freies Irland fochten. Ich wuchs also mit den Kämpfern auf und wurde eine glühende Mitstreiterin. Ich war nicht die einzige Frau. Das war vielleicht etwas Neues an diesem Aufstand, dass Frauen nicht nur die Verwundeten pflegten und um ihre Männer bangten.
    Wir sahen, wie die Franzosen sich der drückenden Last des veralteten Königtums entledigten, und auch wir Iren wollten unsere Bastille erstürmen und die Engländer ein für alle Mal von  unserer Insel vertreiben. Die Franzosen sicherten uns ihre Hilfe zu. Bereits im Jahr 1796 segelten vierzehntausend bewaffnete Franzosen in die Bantry Bay in Cork, doch ein Sturm verhinderte ihre Landung. Natürlich war der Versuch den Engländern nicht verborgen geblieben, und so sandten sie General Lake, um die United Irishmen, wie sich die Freiheitskämpfer damals nannten, zu brechen. Er setzte auf Folter und verbrannte Erde, und so wurden bald einige unserer Anführer verhaftet. Dublin war fest im Griff der englischen Spitzel und Geheimpolizisten, doch im Süden, in Wexford und Waterford, waren unsere Revolten erfolgreich. Nun, ich will euch nicht mit alten Geschichten langweilen. Unser Problem war, dass wir keine zentrale Führung hatten, die die Aufstände koordinierte, sodass die Engländer immer wieder die einzelnen Feuer austreten konnten, die an verschiedenen Stellen aufflackerten. General Lake gab Befehl, keine Gefangenen zu machen. Alle Aufständischen, die in seine Hände fielen, wurden getötet. Und obwohl er in diesen Jahren schätzungsweise dreißigtausend von uns umbringen ließ, gaben wir nicht nach. Wexford verlor ein Viertel seiner Bevölkerung. Lake wurde immer brutaler, deportierte, hängte,

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