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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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einen magischen Schutz gegen Fremde besaß. Also war es ihre Aufgabe, einen Weg zu finden, wie die Verfolger diesen Schutz umgehen konnten, oder die Erben, um die es ging, mussten die Burg verlassen. Sie zerbrach sich den Kopf, doch ihr fiel weder für die eine noch für die andere Möglichkeit eine Lösung ein. Alle waren in Aufregung, weil Alisa, Luciano und Franz Leopold sich unerlaubt  entfernt hatten, diese Dummköpfe. Wegen ihnen würden die Sicherheitsmaßnahmen nun vermutlich noch verschärft. Und Ivy war mit dieser Druidin und den Wölfen unterwegs. Vielleicht nutzten sie ja die Gelegenheit, ihrer habhaft zu werden. Immerhin waren die beiden Begleiter, die mit ihr ausgesandt worden waren, mit den drei Ausreißern zurückgekehrt. Vielleicht war das ja die erste gute Gelegenheit, einen Vorstoß zu wagen. Doch wussten sie überhaupt, dass Ivy gerade kaum geschützt durch die Moore strich? Oder warteten sie dort draußen vor den Mauern auf eine Chance - oder auf eine Nachricht von ihr?
    Die Vampirin schlenderte möglichst unauffällig zum Tor und schlüpfte hinaus. Sie eilte über die Brücke und tauchte in den grünen Hain ein, dessen Unterholz so dicht war, dass sie selbst von einem Posten auf der Mauer nicht mehr gesehen werden konnte. Sie blieb stehen und lauschte. Nur der Wind rauschte in den Bäumen. Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Sinne auf die Anwesenheit eines fremden Wesens auszurichten. Sie spürte eine Aura, die zu keinem der hier versammelten Clans passte. Und noch ehe sie die Augen wieder öffnen konnte, legten sich schlanke Finger um ihren Arm.
    »Du hast uns lange warten lassen! Wir streichen hier seit Stunden um die Mauern und dachten schon, du würdest deinen Schwur brechen wollen. Du weißt doch noch, was dann passiert?«
    Die junge Vampirin versuchte, ihren Arm aus dem Griff der Frau zu lösen, doch sie war zu stark.
    »Vielleicht ist euch nicht entgangen, dass es ziemliche Aufregung gab, weil sich drei der Erben heimlich davongemacht haben. Wenn ihr schon seit dem Abend hier seid, wisst ihr auch, dass Ivy und ihr Wolf mit der Druidin ins Moor gegangen und noch nicht zurückgekehrt sind. Mervyn ist allerdings nicht dabei. Er ist, glaube ich, unten am Fluss, um sich mit irgendwelchem Gewürm abzugeben.« Ihre Miene zeigte Abscheu.
    »Außerhalb der Burgmauer?«, fragte Danilo, der neben sie getreten war.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, man kann vom Hof aus ans Wasser hinunter.«
    »Hast du erfahren, was das für ein Schutz ist, der um die Burg gelegt wurde?«
    »Ich habe versucht, ein paar der hier ansässigen Lycana auszufragen, aber sie waren nicht bereit, zu sehr ins Detail zu gehen. Ich weiß nur, dass dies schon immer ein magischer Platz war, der Eiben wegen. Nun sind sie zwar fast alle verschwunden, doch den Lycana ist es gelungen, gemeinsam mit einem Zauber der Druidin einen Bannkreis zu errichten.«
    Die vier fremden Vampire wechselten einen Blick. Ehe Tonka noch weiter in sie dringen konnte, hörten sie einen Ruf von der Burg her.
    »Das ist mein Vetter. Ich sollte gehen, ehe jemand Verdacht schöpft. Bitte lasst mich los.«
    Tonka lockerte ihren Griff und mit einem Ruck entzog die Vampirin ihr den Arm. Ohne sich zu verabschieden, raffte sie ihr langes Gewand und wand sich aus dem Unterholz. Mit langen Sätzen lief sie über die Zugbrücke und auf das Tor zu, unter dem sie von ihrem Vetter in Empfang genommen wurde.
    »Wo warst du? Weißt du nicht, dass es gefährlich ist, sich alleine draußen herumzutreiben? Sie haben es uns nicht aus einer Laune heraus verboten!«
    »Und du meinst, du bist der Richtige, mir das zu sagen?«, murmelte sie. Es fiel ihr schwer, ihn nicht wütend anzufahren. Er nahm sie beim Arm, und obwohl ihr danach war, sich loszureißen, ließ sie sich von ihrem Cousin in den Turm führen und folgte ihm in die obere Halle hinauf, wo die anderen bereits in ihren Särgen lagen.
     
    Die Nacht neigte sich unerbittlich ihrem Ende zu und noch immer folgte der weiße Wolf den Spuren. Der Falke kreiste im zunehmend heller werdenden Himmel und schoss dann nach Westen davon.
    Ivy, komm zurück!
    Sie wollte nicht auf ihn hören, auch wenn sie wusste, dass es vernünftig gewesen wäre.
    Du musst dir einen Platz für den Tag suchen. Lass sie ziehen. Ich kann ihrer Spur weiter folgen, während du ruhst, aber komm jetzt zurück!
    Ivy und Seymour hatten die Twelve Bens hinter sich gelassen und waren bis ins Tal abgestiegen, das in einem Bogen von Nordwesten her

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