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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nichts. »Sie ziehen nach Norden über den Pass.«
    Tara nickte. »Solange wir in den Bergen sind, kann mir Álainn nichts nützen, aber wenn wir ins Tal gelangen, brauche ich ihre Dienste.«
    »Mit oder ohne Pferd, Seymour und ich sind viel schneller!«
    »Ich weiß, mein Kind. Auch die Kräfte eines Druiden haben Grenzen. Ich kann nicht auf den Schwingen eines Adlers reisen. Geh du mit Seymour voran. Ich folge mit Geals Hilfe deiner Spur. Ciallmhar sende ich zum Dolmen, um Álainn um die Twelve Bens herum nach Norden zu geleiten. Sie sollen mich am Fuß des Berges erwarten.«
    »Gut, dann machen wir uns auf die Suche.«
    »Ivy!«
    »Ja?«
    »Wenn du sie gefunden hast, kommst du zurück. Du wirst dich ihnen nicht nähern! Versprich es mir. Ich vertraue Áthair Faolchu noch immer, doch es gibt zu viele unter ihnen, die uns nicht freundlich gesinnt sind.«
    Ivy gab das verlangte Versprechen nur widerwillig. Dann spornte sie Seymour an, der Spur zu folgen, so schnell er konnte. Sie selbst verwandelte sich in einen Falken, um hoch über ihm zu schweben und den Berghang weit überblicken zu können. Tara sah ihr nach, bis sie sie am Nachthimmel nicht mehr ausmachen konnte. Dann packte sie ihren Stab fester und machte sich mit Geal auf den Weg, Seymour zu folgen.
    Ivy stieg hinauf bis zum Pass und spähte den Nordhang hinunter, konnte aber keine Bewegung ausmachen. So kehrte sie zu Seymour zurück und blieb in weiten Kreisen über ihm. Immer wieder stieß Ivy zu dem Wolf hinab, dessen weißes Fell sie gut erkennen konnte, selbst wenn die Fährte ihn durch Buschwerk führte.
    Kommen wir ihnen näher? Das war die drängende Frage.
    Sie sind schnell unterwegs. Noch kann ich es nicht sagen.
    Ivy flog wieder zum Pass. Ungeduldig strich sie den Grat entlang, bis Seymour ihn endlich überwunden hatte. Kannst du nicht ein wenig schneller laufen?
    Nein, das kann ich nicht! Ich muss an der Fährte dranbleiben. Durch deine Ungeduld finden wir sie nicht früher. Was ist mit dir los, Ivy? Wo ist deine Gelassenheit, die ich an dir immer bewundert habe? Das freundliche Lächeln, mit dem du jede schwierige Lage zu meistern imstande warst?
    Ivy landete auf einem Felsvorsprung. Du hast recht, mich zu rügen. Es ist unverzeihlich, die Fassung zu verlieren. Es wird nicht mehr vorkommen. Das Verschwinden des Steins hat mich mehr berührt, als ich es für möglich gehalten hatte. Seymour knurrte.
    Was?
    Bist du sicher, dass der Stein dich so durcheinanderbringt und nicht etwa dieser Dracas?
    Ja, das bin ich! Und ich will nichts mehr über dieses Thema hören!  Der Falke schraubte sich in die Luft, bis er nicht mehr zu sehen war.
    Du wolltest deine Fassung nicht mehr verlieren!
    Er war sicher, dass seine Gedanken sie erreichten, doch sie verweigerte ihm eine Antwort. Seymour schüttelte sich und konzentrierte sich dann wieder auf die Witterung vor ihm. Die Werwölfe mussten sehr schnell gelaufen sein. Obwohl er den Pass überquert und die Hälfte des Berghangs hinter sich gelassen hatte, kam ihm der Verdacht, dass er ihnen nicht näher kam. Sollte er Ivy zum Umkehren zwingen und sie in die Höhle am Gipfel zurückschicken? Wo sonst könnte sie sicher den Tag zubringen? Auf Taras Rat konnte er nicht hoffen. Sie war weit zurück und hatte vermutlich noch nicht einmal den Grat erreicht. Seymour lief noch schneller, obwohl der Hang steil und rutschig war. Und er fragte sich, ob dieser Weg sie direkt ins Verderben führte.
     

ANNE DEVLIN
    »Oscar, so glaube mir doch!«, beschwor Bram Stoker seinen Freund. »Ich stand in der Ruine der Friedhofskirche und diese Vampirin hat mich direkt angesehen. Mir ist das Blut in den Adern gefroren!«
    Oscar Wilde hob die Hand und berührte kurz die Wange seines Freundes. »Inzwischen scheint es sich wieder erwärmt zu haben.«
    »Du glaubst mir nicht.« Bram widmete sich wieder seinem Frühstück und lud sich Eier mit Speck auf den Teller.
    »Oh, ich glaube dir, dass du in dieser Ruine gestanden bist und eine Frau gesehen hast. Nur, ob diese Frau eine Vampirin war, das wage ich zu bezweifeln.« Er beugte sich vor, die Gabel wie eine Waffe in der Hand. »Ich glaube an viele merkwürdige Dinge: an Spiritualismus und die Kraft magnetischer Schwingungen und vor allem an die Kunst des Handlesens. Doch wenn diese Blutsauger so sind, wie du mir erzählt hast, dann frage ich mich, warum du mir jetzt noch sehr lebendig gegenübersitzt. Zeige mir deinen Hals! Er scheint mir so unversehrt wie am Abend zuvor.«
    Bram aß

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