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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wischen.
    Lucianos Miene verdüsterte sich. »Dass einem doch niemals reine Freude vergönnt ist! Auf ein Wiedersehen mit dir und deiner hochnäsigen Verwandtschaft hätte ich gut und gern verzichten können. Schade, dass eure Baronesse sich nicht durchgesetzt hat. War sie nicht erpicht darauf, euch in Wien zu behalten?«
    »Sie war erpicht darauf, das Schuljahr in Wien abzuhalten«, korrigierte Franz Leopold. »Das heißt, auch in diesem Fall müssten wir uns jetzt wieder gegenseitig ertragen.« Er wandte sich mit einem Schulterzucken ab, als sei jedes weitere Wort an den Nosferas aus Rom Verschwendung.
    Luciano ballte die Hände zu Fäusten und zog eine Grimasse. »Dieser aufgeblasene, arrogante …«
    »Lass ihn!« Beruhigend legte ihm Alisa den Arm um die Schulter. »Ignoriere ihn einfach. Sag mir lieber, wo Ivy steckt. Ich kann sie nicht entdecken.«
    Sie sah sich suchend um. Inzwischen waren auch Lucianos  Cousine Chiara, sein Vetter Maurizio - wie üblich in Begleitung seines Katers - und die beiden Pyras Joanne und Fernand in den Hof getreten. Fehlten nur noch die Vyrad aus London - und Ivy.
    Luciano hob die Schultern. »Ich habe weder sie noch Seymour bisher gesehen. Seltsam, dass sie uns nicht begrüßen kommt.« Seine Stimme klang gekränkt.
    »Sicher weiß Mervyn, wo sie zu finden ist«, sagte Alisa und deutete auf den zweiten Erben der Lycana, der nun ebenfalls aus der Tür trat. Strahlend eilte sie auf ihn zu. Er war groß und schlank. Sein rötliches Haar trug er noch immer kurz geschnitten. Mit seinen sechzehn Jahren gehörte er zu den älteren Schülern der Akademie. Alisa, Luciano, Ivy und Franz Leopold waren nun alle vierzehn. Tammo war mit seinen zehn Jahren - zu seinem Bedauern - der Jüngste.
    »Ah, Alisa, ihr seid mit den Dracas angekommen, habe ich gehört. Dann fehlen nur noch die Vyrad. Typisch. Die Engländer meinen immer, sie seien die Herren der Welt und könnten es sich leisten, dass alle anderen auf sie warten müssen!«
    Alisa wunderte sich über die Abneigung in seiner Stimme. Bisher war ihr nicht aufgefallen, dass zwischen den Lycana und den Vyrad eine besondere Feindschaft herrschte. War das ein Hass, der sich über Jahrhunderte zwischen den beiden Familien aufgebaut hatte? Wie bei den Menschen Irlands und Englands? Alisa wusste nur wenig über die Geschichte der Länder und beschloss, Ivy zu fragen, wenn sie sie traf.
    »Mervyn, wo ist Ivy?«
    Der Ire zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie ist noch nicht zurück.«
    »Noch nicht zurück?« Alisa legte den Kopf in den Nacken und sah voller Sorge zu dem blasser werdenden Nachthimmel hinauf. Der Sonnenaufgang war nicht mehr fern.
    »Ist sie mit Seymour draußen unterwegs? Dann muss sie sich beeilen!«
    Mervyn schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine, natürlich ist  Seymour mit ihr zusammen, doch ich meinte nicht, dass sie heute  Nacht noch nicht zurück sei. Ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, wo sie sich herumtreibt. Auf Dunluce hat sie den Sommer jedenfalls nicht verbracht!«
    Alisa starrte ihn verblüfft an, doch bevor sie etwas sagen konnte, rief Murrough die jungen Vampire und ihre Begleiter in die große Halle.
    »Sie kann doch nicht wochenlang mit Seymour allein draußen unterwegs sein«, flüsterte Luciano Alisa zu.
    »Kann ich mir auch nicht vorstellen. Vielleicht ist das bei den Lycana anders als bei uns. Vielleicht leben sie gar nicht alle hier in der Burg zusammen.«
    Die Stimme des Clanführers der Lycana ließ beide verstummen. Sie reihten sich unter die anderen Gäste und ihre Begleiter und richteten ihre Aufmerksamkeit auf Donnchadh. Seine tiefe Stimme klang durch die Halle. »Seid gegrüßt und herzlich willkommen auf Dunluce Castle!«
    Er war von drahtiger Gestalt mit grauem Haar, das ihm über die Schultern fiel, und dunklen, durchdringenden Augen, die von einem zum anderen wanderten. Alisa versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren, aber ihr Blick wurde immer stärker von der Vampirin angezogen, die zwei Schritte hinter ihm stand, die Hände züchtig gefaltet. Sie war noch jung, vielleicht zwanzig Jahre alt, und sehr schön. Die dichten roten Locken wallten wie tanzende Flammen über ihre Brust hinab und umrahmten das längliche Gesicht mit der schimmernden weißen Haut. Das lange Gewand hatte das Grün ihrer Augen und schmiegte sich an ihren großen, schlanken Körper. Doch es war nicht ihre Schönheit allein, die Alisa fesselte. Da war etwas in ihren Augen, in ihrer ganzen

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