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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dass du nicht als Wolf verkleidet auf einen Ball gehen möchtest und sich auch der Nebel in der Hofburg etwas seltsam ausnehmen würde. Ja, so wie es scheint, werden wir hier nur Kram lernen, den wir in Wien überhaupt nicht brauchen können!«
    »Ja, so ähnlich«, stimmte Anna Christina ihm zu, der das Glitzern in seinen Augen offensichtlich entgangen war.
    »So, nun ist es aber wirklich höchste Zeit, dass ihr in eure Särge kommt. Wir haben euch und euren Begleitern in den Räumen rechts und links des Küchenhofes Ruhestätten eingerichtet. Legt euch nieder. Die Sonne kann jeden Augenblick über den Hügeln erscheinen. Wir wünschen euch eine ungestörte Ruhe.«
    Damit waren sie entlassen. Donnchadh winkte zwei der Lycana heran. Einen jungen Mann und eine Frau, die sich sehr ähnlich sahen. Beide hatten lockiges Haar mit einem rötlichen Schimmer, dunkle Augen und einen kräftigen Körperbau. Als sie näher kamen, konnte Alisa blasse Sommersprossen in ihrem Gesicht erkennen. Sie stellten sich als Bridget und Niamh vor und winkten den Besuchern mit ernsten Mienen, ihnen zu folgen. Die Servienten der Erben wurden in dem Gebäude im Westen des Hofes untergebracht, die jungen Vampire selbst im östlichen. Schlichte Steinsärge reihten sich an den Wänden. Im Gegensatz zu ihrem Jahr in Rom schien hier niemand Wert darauf zu legen, die Mädchen von den Jungen zu trennen. Luciano strebte auf den Sarg neben Alisas zu, während sich die Dracas die vier Lager etwas abseits an der rechten Wand aussuchten.
    »Darf ich dir behilflich sein?«, fragte Luciano höflich und hob den Deckel zu Alisas Sarg an.
    »Du bist über den Sommer stärker geworden.«
    »Aber ja!« Luciano nickte stolz. »Und gewachsen bin ich auch.« Er reckte sich, dass er noch ein wenig größer erschien.
    »Leider bist du nicht viel dünner geworden«, erklang Franz Leopolds näselnde Stimme.
    Die Familienmitglieder der Nosferas neigten alle zu Korpulenz, ihnen voran ihr Clanführer Conte Claudio. Und auch Maurizio war schlichtweg nur dick zu nennen. Dennoch fand Alisa, dass Luciano über den Sommer an Leibesumfang verloren hatte, und das sagte sie ihm auch, während sie Franz Leopold einen wütenden Blick zuwarf. Geschmeichelt fuhr sich Luciano durch sein kurzes schwarzes Haar, das stets ein wenig unordentlich nach allen Seiten abstand.
    Misch dich nicht immer in Gespräche ein, die nicht für dich bestimmt sind!, dachte Alisa. Sie war sicher, dass Franz Leopold ihre Gedanken auffing. Und richtig. Schon erklang seine Antwort in ihrem Kopf.
    Warum nicht? Es reizt mich zu hören, wie du stets für Luciano in die Bresche springst. Ich begreife einfach nicht, was du an diesem Jammerlappen findest, der sich hinter dem Rockzipfel eines Mädchens versteckt und es seine Kämpfe austragen lässt!
    Alisa stieg in ihren Sarg und legte sich auf den Rücken. Erstens ist er kein Jammerlappen, und zweitens ist Luciano durchaus in der Lage, es mit dir aufzunehmen, gab sie zurück, ehe sich der Deckel über ihr schloss.
    Endlich war es ruhig und dunkel um sie. Alisa spürte die bleierne Müdigkeit durch ihren Körper strömen, die mit dem Sonnenaufgang einherging. Es war unmöglich, sie zu bekämpfen. Der Schlaf war stärker und vernebelte ihren Geist.
    Ich wünsche dir eine erholsame Ruhe, glaubte sie Franz Leopolds Stimme in ihrem Geist zu hören, doch ehe sich der Gedanke der Besorgnis darüber, dass er sie noch durch zwei geschlossene Särge erreichen konnte, vollständig geformt hatte, fiel sie in die todesähnliche Starre, in der alle Vampire den Tag überdauerten, bis die Sonne wieder hinter dem Horizont verschwunden war.
     

UNTER SCHAFEN
    Die Nacht senkte sich über die Moore von Connemara. Ein böiger Wind fegte von Westen heran und schüttelte die Wipfel der wenigen Bäume. Die verkrüppelten Büsche an den Berghängen und im Tal schienen sich unter ihm noch mehr zu ducken. Ein heller Mond stand am Himmel und beleuchtete die einsame Gestalt, die die Tore von Aughnanure durchschritt, den Fluss überquerte und unerkannt Killarone umrundete. Der Weiler war nur eine Ansammlung ärmlicher Bauernhäuser. Ein paar Hunde kläfften und zogen dann ängstlich winselnd den Schwanz ein, als sie erkannten, wer ihre Ruhe gestört hatte. Doch die nächtliche Wanderin kümmerte sich nicht um sie und auch nicht um die Menschen und das Vieh, das die Hunde bewachten.
    Als sie die letzten Gehöfte passiert hatte, begann sie zu laufen. Sie war schneller und lief leichtfüßiger,

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