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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Gestalt, das ihr ein inneres Strahlen verlieh. Alisa hörte Luciano neben sich seufzen. Sie sah, dass sein Blick ebenfalls starr auf die Rothaarige gerichtet war.
    »Wenn sie nur keine Unreine wäre«, hauchte er.
    »Was dann?«, sagte Alisa scharf.
    Luciano zuckte zusammen, als habe sie ihn aus einem Traum gerissen. »Nichts, ich meine nur, sie ist eine außergewöhnliche Erscheinung für eine Servientin.«
    »Wenn sie überhaupt eine ist«, gab Alisa zurück.
    »Natürlich ist sie das! Weißt du nicht, wer sie ist? Catriona ist Donnchadhs Schatten und selbst in der Domus Aurea spricht man über sie!«
    Obwohl ihre Hände gefaltet waren und sie hinter dem Clanführer blieb, sprach aus ihrem Blick keine Unterwürfigkeit. Anscheinend nahmen die Schatten der Lycana keine so untergeordnete Stellung ein wie bei manch anderem Clan. Es war eher wie in ihrer Familie ein gleichberechtigtes Miteinander der Mitglieder reinen Blutes und der Servienten.
    Alisa zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder dem Clanführer und seinen Worten zuzuwenden.
    »Wenn ihr euch anstrengt, könnt ihr hier in Irland viel lernen und im nächsten Sommer gestärkt zu euren Familien zurückkehren. Es wird nicht leicht und ihr werdet viele Rückschläge hinnehmen müssen, doch wenn ihr euch mit ganzem Herzen und wachem Geist der Aufgaben verschreibt, dann könnt ihr euch zu Recht und mit hoch erhobenem Haupt Vampire nennen!«
    Anna Christina zog eine Grimasse. »Was könnte das schon Außergewöhnliches sein?« Alisa sah, wie sich der Blick der rothaarigen Servientin auf Anna Christina richtete. Die Dracas zuckte zusammen wie unter einem plötzlichen Schmerz, versuchte aber tapfer, ihre abfällige Miene zu wahren. Donnchadh, der gerade vom Beherrschen der niederen Lebensformen gesprochen hatte, hielt inne, als lausche er Worten, die nur er hören konnte. Dann nickte er knapp.
    »Vielleicht sind Taten beeindruckender als Worte.« Er hob beide Arme, dass die Handflächen auf seine Zuhörer zeigten. Die Finger waren gespreizt. Alisa hörte ein zirpendes Geräusch. Kam es aus seinem Mund? Er bewegte nicht einmal die Lippen. Für einige Augenblicke geschah nichts. Karl Philipp lachte spöttisch. »Unsichtbare kleine Helfer? Vielleicht hat er einen Mückenschwarm gerufen oder ein paar Flöhe?«
    Plötzlich war ein Rauschen in der Luft. »Fledermäuse!«, rief Tammo und duckte sich, als sie zu Hunderten durch die offenen Fenster hereinflatterten und sich zu einem einzigen Strom vereinten. Donnchadh reckte den Zeigefinger in die Luft. Sofort flogen sie auf ihn zu, umhüllten ihn wie eine Wolke und formten dann einen Ring, der zur hölzernen Balkendecke aufstieg. Als sie langsam höher schwebten, sah Alisa, dass der Clanführer verschwunden war.
    »Ich glaube, das ist er«, rief Luciano und deutete auf die größte der Fledermäuse, die sich nun an die Spitze des Zuges setzte und ihnen voran durch die Türöffnung hinausschoss. Das schrille Fiepen und Flügelschlagen verklang.
    »Das war beeindruckend«, gab Luciano zu. »Sie haben alle auf seinen Befehl gehört.«
    »Beeindruckend?«, widersprach Anna Christina. »Ich wüsste nicht, wozu es dienen sollte, in Wien mit einem Schwarm Fledermäuse um den Kopf unterwegs zu sein. Außer vielleicht, ich wollte die Menschen darauf aufmerksam machen, dass ein Vampir unter ihnen weilt!« Karl Philipp und Marie Luise lachten.
    In der Türöffnung erschien ein grauer Wolf. Der größte, den Alisa je gesehen hatte. Wie selbstverständlich bahnte er sich seinen Weg zwischen den Gästen und Bewohnern von Dunluce Castle hindurch und setzte sich dann auf den Platz, den der Clanführer noch vor wenigen Augenblicken eingenommen hatte. Catriona schnippte mit den Fingern. Dichter Nebel begann, träge um ihre Füße zu wabern. Er schimmerte ein wenig im Grün ihres Gewandes. Dann verdichtete er sich zu Schwaden, die sich wie Finger suchend reckten. Sie flossen auf den Wolf zu, der reglos auf den Hinterbeinen saß. Catriona zeichnete mit zwei Fingern einen kleinen Kreis, und sofort rotierten die Schwaden, stiegen auf und umhüllten den Wolf und die rothaarige Frau. Alisa hörte sie mit tiefer Stimme etwas rufen, das wie gaoth klang. Bevor sie  Mervyn fragen konnte, was das Wort bedeutete, fuhr ein Windstoß durch die Halle und fegte den Nebel davon. Statt des Wolfes stand nun wieder Donnchadh an seinem Platz. Catriona aber war verschwunden. Alisa sah, wie sich Franz Leopold zu Anna Christina neigte.
    »Nun wirst du vermutlich sagen,

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