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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wieder verschwunden sein?«
    Nellie schwieg. Der Gedanke, der sich in ihr regte, war so ungeheuerlich, dass sie ihn nicht auszusprechen wagte. Ihr Bruder würde es ihr sowieso nicht glauben und sie nur mit seinem Spott überschütten.
    Der Zug setzte sich wieder in Bewegung und zwang sie, auf dem nun schmaler werdenden Pfad hintereinander zu reiten. Nellie sah Mac Gaoths Silhouette ein Stück weiter vorn neben Lorcan auf seinem Pony. Ein eiskalter Schauer ergriff sie und ließ sie frösteln.
     
    »Ireen, nein! Du weißt nicht, was du tust!«
    Die kleine Vampirin aus England drehte sich zu Ivy um. In ihrer Miene lag wilde Entschlossenheit.
    »Doch das weiß ich!«, entgegnete sie mit einer Härte, die die anderen schaudern ließ.
    Franz Leopold war inzwischen dicht hinter Ivy und Seymour, musste aber einsehen, dass sie zu spät kommen würden, sie aufzuhalten.
    Sie waren zu viert. Hinter Ireen erhoben sich drei Gestalten. Er musste ihren Geruch nicht aufnehmen, um zu wissen, dass ihre Verfolger nun ein Gesicht bekamen. Ein hässliches Gesicht! Hinter ihnen erkannte Franz Leopold einen Karren, vor den zwei Pferde gespannt waren, mit einer weiteren Gestalt. Eine große, schwarzhaarige Vampirin saß abwartend auf dem Kutschbock. Franz Leopold maß dem Gespann keine Bedeutung zu - welch tragischer Fehler! -, denn die drei Eindringlinge traten nun in den Hof und zogen ihre Schwerter. Lange, spitze Klingen blitzten silbern im Mondlicht. Ivy stöhnte und bremste abrupt ab. »Silber!«
    Auch Alisa, Luciano und Mervyn, die ihnen gefolgt waren, hielten an. Franz Leopold konnte Luciano keuchen hören.
    »Da sind die Erben der Lycana«, sagte Ireen mit seltsam dünner, hoher Stimme. »Nehmt sie mit euch. Ich habe meinen Teil getan. Nun lasst meine Schwester gehen! Ihr habt es versprochen.«
    Einer der Vampire wandte sich ihr zu. Seine hagere Miene troff vor Verachtung. »Du dummes Kind! Deine Schwester ist längst im Sonnenlicht verglüht. Was bist du nur für ein einfältiges Ding.«
    Ireen stieß einen Schrei aus. »Ihr habt mir euer Wort gegeben, als ihr in der Grotte grundlos meine Servientin vernichtet habt.«
    »Grundlos? Du wolltest nichts mehr von unserer Abmachung wissen. Nur eine notwendige Demonstration, um dir zu zeigen, dass du dich an dein Wort halten musst!«
    »Ihr habt es versprochen«, wiederholte Ireen.
    Der Vampir neben ihm, der im Gegensatz zu den anderen durchaus schön zu nennen war, spuckte auf den Boden. »Na und? Wir haben auch gesagt, dass wir nur die Lycana haben wollen - und dass außer deiner Unreinen keiner mehr vernichtet werden wird, wenn du gehorchst.«
    Der Hagere lächelte kalt. »Ja, du bist ungewöhnlich einfältig. Es war eine gute Wahl, dich auszusuchen. Und nun geh aus dem  Weg, damit wir zu Ende bringen können, was wir so lange schon erstreben!«
    Sie ließen das Mädchen einfach stehen und kamen mit ihren gezückten Schwertern auf die anderen jungen Vampire zu, die langsam zurückwichen.
    »Malcolm!«, kreischte Ireen. Sein Gesicht erschien in der Fensteröffnung des Turmes.
    »Wir brauchen Waffen!«, rief Franz Leopold. »Karl Philipp!«
    Die fremden Vampire lachten. »Die Kinder wollen sich wehren, nein wie nett.« Der Sprecher machte einen Ausfall auf Ivy zu, doch die sprang mit einer eleganten Drehung zur Seite.
    »Alisa!« Sie folgte dem Ruf mit ihrem Blick. Malcolm warf ein altes Schwert aus dem Fenster, das oben in einem Ständer in der Halle gesteckt hatte. Alisa wich zurück, um die Waffe zu fangen, und ließ die drei Angreifer aus den Augen. Die Frau hechtete mit einem unglaublichen Sprung vor und hätte Alisa sicher im nächsten Moment völlig hilflos getroffen, aber Franz Leopold warf sich gegen ihre Seite, sodass ihr Stoß um Haaresbreite danebenging.
    »Danke!«, rief Alisa, das Schwert nun ein wenig ungelenk haltend.
    »Gib es mir!«, forderte Franz Leopold. »Oder kannst du etwa fechten?«
    In diesem Moment kam Karl Philipp aus dem Turm gerannt, zwei leichte Degen in den Händen.
    »Franz, die ist für dich!« Die Waffe wirbelte durch die Luft. Franz Leopold fing sie geschickt auf. Seite an Seite ging er mit seinem Vetter auf die Angreifer los.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass die Dracas mal zu was nütze sein würden«, meinte Luciano, der die widerstrebende Alisa in Deckung zog, nachdem sie Mervyn das wuchtige Schwert überlassen hatte. Malcolm rannte in den Hof hinaus, eine Axt und einen Spieß in den Händen.
    »Zum Turm zurück, schnell! Dort können wir sie

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