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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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spürte er schon nicht mehr.
    »Was ist das?« Mac Gaoths Stimme hatte ihr gegenüber noch nie so schroff geklungen.
    Die Vampirin tupfte sich die Lippen mit einem Spitzentaschentuch ab, stieg über den Körper am Boden hinweg und trat zu dem Werwolf, der die erste der beiden kleinen Kisten geöffnet hatte. In seiner Hand lag ein kleiner silberner Zylinder mit gerundeter Spitze.
    »Eine Gewehrkugel, wie du sicher schon erkannt hast.«
    »Das ist Silber!«
    »Aber ja«, stimmte sie ihm zu. »Tödliches, zerstörerisches Silber!«
    »Das nicht nur Vampire vernichtet, sondern auch Werwölfe!«, sagte er mit einem drohenden Unterton, der ihr nicht gefiel. Die fremde Vampirin reckte sich und baute sich zu ihrer vollen Größe vor ihm auf.
    »Es ist nicht deine Sache, zu denken und zu planen, Mac Gaoth. Das obliegt ganz alleine mir, verstehst du?«
    Sie sah seinen Blick sich eintrüben. Die Macht ihrer Gedanken wirkte nicht nur auf Menschen. Sie konnte auch jeden räudigen Werwolf bezwingen.
    »Nimm diese Kisten mit und gib den Menschen die Munition, die sie brauchen, um ein wenig Verwirrung zu stiften. Es liegt in deiner Hand, auf wen die Gewehre gerichtet werden. Sorge du dafür, dass es nicht deine Sippe ist - oder nur die trifft, die du bei deinen großen Plänen entbehren kannst. Ist es um ein paar Lycana oder Unreine anderer Sippen schade?« Sie näherte ihre roten Lippen seinem Ohr und hauchte: »Und wenn sie alle gegeneinander kämpfen und die Verwirrung am größten ist, dann ist der Zeitpunkt gekommen, mir den Stein zu bringen!«
    Er schüttelte sich, als wäre Wasser in seine Ohren gedrungen, und wich vor ihr zurück. Sein Blick war wieder klar. »Den Stein? Ihr wollt den Stein? Das war nicht abgemacht. Ihr habt gesagt, ihr helft mir, Áthair Faolchu zu entmachten und unsere Sippe unter meiner Führung zu ihrer alten Größe zurückzuführen. Und ich versprach Euch, dass kein Druide oder Lycana den Stein mehr berühren würde.«
    Die Vampirin nickte. »Ja, das hast du gesagt, aber, verzeih mir, mein Junge, ich sorge lieber selbst dafür, dass sie das nicht mehr tun können. Endgültig!«
    »Ihr wollt den cloch adhair zerstören? Das ist unmöglich! Er ist die Seele von Connemara, von Irland!«
    Die Vampirin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, davon habe ich gehört. Ihr Iren neigt zu romantischer Verklärung.  Es ist ein Stein! Und kein Stein ist so hart, dass man ihn nicht zerstören könnte.«
    »Nicht die Seele, denn sie ist nicht nur Stein, sondern reine Energie, und sie gehört uns!«
    Er griff so unvermittelt an, dass ihr kaum Zeit blieb zurückzuspringen. Seine Arme schossen nach vorn. Seine langen, kräftigen Finger umklammerten ihren Hals.
    »Du willst einen Vampir erwürgen?«, keuchte sie seltsam tonlos. Ihr Lachen war ein Ächzen. »Dummer Junge. Auf diese Weise kannst du uns nicht vernichten! Aber ich dich damit!«
    Der silberne Dolch war so schnell an seiner Kehle, dass er mitten in der Bewegung erstarrte. Während sie ihn mit der einen Hand in Schach hielt, löste sie mit der anderen seine Finger von ihrem Hals.
    »Und nun hör mir gut zu. Alles läuft so, wie wir es besprochen haben. Du darfst deine Machtgelüste befriedigen. Und ich schwöre dir, dass ich euren wertvollen Stein nicht zerstöre.« Sie ließ das Messer sinken.
    »Ihr habt es noch immer nicht begriffen, nicht wahr?« Er rieb sich den Hals an der Stelle, an der das Messer die Haut geritzt hatte. »Man kann ihn nicht zerstören!«
    »Umso besser für euch. Und nun nimm die Kugeln mit - für alle Fälle. Wir wissen nicht, wie es laufen wird. Wie viele Menschen haben den Zug begleitet?«
    »Fünf Männer, eine Frau und zwei Halbwüchsige.«
    Die Vampirin nickte. »Gut. Mit den richtigen Waffen sollten sie in der Lage sein, die Lycana aufzuschrecken. Sie werden an zwei Fronten kämpfen müssen. Das wird ihnen eine Lehre sein - und euch eine gute Verhandlungsposition verschaffen. Ich will ständig über alles informiert werden, was vor sich geht, hörst du?« Sie trat näher, griff ihm unter das Kinn und näherte ihre Lippen den seinen. »Vertraue mir! Alles wird sich zum Guten wenden.« Sie küsste ihn auf den Mund, doch ihr Bann über ihn war gebrochen. Er machte sich von ihr los und wandte sich zum Gehen.
    »Zum Guten?«, murmelte er. »Für Euch oder für mich?«
    Die Vampirin sah ihm nach, bis er verschwunden war. Mit einem kräftigen Tritt beförderte sie die Leiche des jungen Bootsführers ins Wasser, wo sie mit dem

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