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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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halten. Ja, wenn Murrough ein besserer Seemann ist oder wir das schnellere Schiff haben, dann können wir sie vielleicht abhängen! Ist das kein guter Vorschlag?« Herausfordernd sah Alisa ihn an, doch Franz Leopold zuckte nur mit den Achseln.
    »Tut, was ihr nicht lassen könnt.«
    Da Ivy einverstanden war, gesellten sich die beiden Vampirinnen zum Bootsführer, der das Steuerruder übernommen hatte. Luciano folgte ihnen. Franz Leopold dagegen blieb an der Reling stehen und beobachtete weiter den winzigen Fleck auf dem nachtschwarzen Wasser, der ihr Verfolger war - vermutlich.
    Murrough hörte sich an, was Alisa zu sagen hatte, und schwieg dann eine Weile, ehe er antwortete. »So, dann habt ihr es also bemerkt. Hätte ich nicht gedacht. Deshalb haben wir uns in den Turm zurückgezogen, den man leicht verbarrikadieren und gut verteidigen kann. Hätten wir einfach in der Bucht geankert, wären wir eine zu verlockende Beute gewesen.«
    »Weißt du, wer sie sind und was sie wollen?«, drängte Alisa, doch der Seemann schüttelte nur den Kopf.
    »Da müsst ihr Donnchadh und Catriona fragen. Ich weiß nur, es ist meine Aufgabe, dass sie uns nicht einholen, bevor ich euch an eurem Ziel abgesetzt habe. An Land müssen dann Donnchadh und Catriona für eure Sicherheit sorgen.«
    »Wo liegt unser Ziel? Gehen wir nach Connemara in die Moore? Du könntest uns noch in dieser Nacht in Killary Harbour absetzen.« In Ivys Stimme schwang eine solche Sehnsucht, dass Alisa sie erstaunt ansah.
    »Nein, nicht nach Connemara. Wir segeln bis zur Küste des Burren. In der Galway-Bucht werden wir anlanden.«
    Ivy sah ihn überrascht an. »In den Burren? Aber was sollen wir da?« Doch ehe Murrough antworten konnte, nickte sie plötzlich wissend. »Die Höhlen, nicht wahr? Unser Ziel sind die Höhlen.«
    »Ja, das vermute ich auch. So, und nun lasst uns zusehen, dass wir die besseren Winde abbekommen - sobald die Réalta nah genug ist.« Er reckte den Hals, um zu sehen, wo sich das zweite Schiff befand. Es segelte einige Schiffslängen schräg hinter ihnen, sodass sie sich nicht gegenseitig den Wind aus dem Tuch nehmen konnten. Murrough nickte zufrieden.
    »Das hört sich an, als wollten wir uns unsere eigenen Winde schaffen«, sagte Luciano und lachte ungläubig. »Als ob so etwas möglich wäre.«
    »Sieh ihn dir an«, flüsterte Alisa, ohne die Augen von dem Seemann zu wenden. »Ich glaube, das versucht er tatsächlich.«
    Vom Bug kam Catriona zu ihnen ans Steuerruder und stellte sich hinter den Schiffsführer. Sie wiegte sich im Takt der Wellen und sprach leise Worte, dann klang es wie Gesang. Auch Murrough brummte in seinem tiefen Bass. Alisa konnte zwar kein Wort verstehen, doch es schien eine Art Zwiegespräch zu sein. Fasziniert starrte sie die beiden an. Luciano beugte sich über die Bordwand und sah ins Wasser, dann wanderte sein Blick zu den geblähten Segeln hinauf.
    »Wir scheinen wirklich schneller zu fahren, und das Boot liegt nicht mehr so schräg im Wasser.«
    Ivy nickte. »Der Wind hat sich gedreht. Wir fahren jetzt vor dem Wind. Dadurch gewinnen wir natürlich an Geschwindigkeit.«
    »Welch ein Glück«, rief Luciano.
    »Glück?«, murmelte Alisa. »Ob das mit Glück zu tun hat?« Sie warf Ivy einen Blick zu, doch deren Miene blieb unbeweglich.
     
    »Warum geht das so langsam?«, herrschte der Hagere den Kapitän an.
    »Wir sind so schnell, wie man mit diesem Schiff hart am Wind segeln kann«, sagte Liam ungerührt, obwohl er einen Schauder unterdrücken musste. Die Kälte der Nacht und des Meeres machten ihm nichts aus. Aber das, was die Gestalt ohne Schatten neben ihm ausstrahlte, war die Kälte des Bösen.
    »Und warum entfernen sie sich dann immer mehr? Du hast gesagt, dein Schiff sei schneller als die ihren.«
    Liam nickte. Äußerlich ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er reichte Danilo sein Fernglas. »Da, seht hindurch. Betrachtet die Stellung der Segel. Sie haben andere Winde. Dort vorn kommt er von Norden und treibt ihre Schiffe vor sich her. Wenn wir die Stelle erreichen und ebenfalls in diese Strömung geraten, dann werden wir auch mehr Fahrt machen.«
    »Wollen wir es hoffen«, sagte der bleiche Fremde. Dann schwiegen sie. Columban trat zu dem Kapitän und warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Was ist?«, fragte der leise.
    »Wir werden den Wind nicht erreichen«, gab der ebenso leise zurück. »Siehst du die Schaumkronen? Sie scheinen vor uns zu fliehen.«
    »Oder ihnen zu folgen«, brummte Liam.

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