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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Gefahr bringen. Also ließ Tara sie allein und schloss das Tor sorgfältig hinter sich. Die Sonne stand nun eine Handbreit über dem Horizont und spiegelte sich in Millionen von Tautropfen auf jedem Halm. So etwas wie Bedauern huschte durch ihren Sinn, dass die Lycana dieses Wunder niemals bestaunen konnten. Dann machte sie sich auf die Suche nach dem Werwolf Peregrine.
     
    Als es dunkel wurde und die Vampire wieder an Deck gehen konnten, waren es Alisa und Franz Leopold, die als Erstes an die Reling traten, um zu sehen, wie weit sie gekommen waren. Während Alisa mit geraffter Tunika hinaufstürmte, kam Franz Leopold hocherhobenen Hauptes und mit gemessenen Schritten hinterher.
    »Kannst du etwas erkennen?«, fragte sie.
    »Die Küste im Süden mit vorgelagerten Inseln. Scheint eine Bucht zu sein.«
    »Das sehe ich auch«, rief Alisa ungeduldig. »Aber welche? Wo sind wir?«
    Franz Leopold hob die Achseln. »Da musst du nicht mich fragen. Wichtiger ist die Frage, wo unsere Verfolger über den Tag abgeblieben sind. Wollen wir mal nachschauen?«
    Alisa folgte ihm nach Achtern. Sie suchten den Horizont mit bloßen Augen ab, konnten aber nichts entdecken. Ivy gesellte sich zu ihnen mit einem Fernrohr in der Hand, doch auch durch das Wunderwerk der Optikerkunst war kein weiteres Segelschiff zu erkennen.
    »Ich glaube, wir haben sie abgehängt«, sagte Alisa, nachdem sie ebenfalls durch das Fernrohr geblickt hatte. Sie gab es Murrough zurück, der wieder das Ruder übernahm.
    »Das ist gut«, sagte er. »Wir sind über Tag besser vorangekommen, als ich dachte. Und sind sogar noch auf Kurs, und das, obwohl ich in meiner Kiste bleiben musste. Das hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Aber anscheinend gibt es immer noch Dinge, die mich überraschen können.«
    Seymour bellte. Es klang zornig. Ivy legte ihm die Hand in den Nacken. Sofort gab er Ruhe, gähnte stattdessen ausgiebig und rollte sich zu ihren Füßen zusammen.
    »Ist ihm nicht gut?«, fragte Alisa besorgt. »So habe ich ihn noch nie erlebt.«
    »Vielleicht kann ein Wolf ja seekrank werden«, sagte Luciano, der sich nun ebenfalls zu ihnen gesellte. »Wie lange sind wir  noch unterwegs? Ich könnte einen Ausflug zu einer Schaf herde gebrauchen.«
    Franz Leopold verdrehte die Augen, doch da er ebenfalls wissen wollte, wann ihre Fahrt auf dem Schiff enden würde, schwieg er.
    »Zwei, drei Stunden vielleicht. Dann gehen wir bei Kinvara an Land. Wir sind bereits in der Galway-Bucht. Das dort im Süden ist Black Head. Ein Stück weiter im Osten könnt ihr die Turmburg von Gleninagh sehen. Bis vor wenigen Jahren war sie von Menschen bewohnt, doch jetzt steht sie leer.«
    »Werden wir dort den Tag verbringen?«, wollte Luciano wissen.
    Der Seemann schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen weiter nach Osten bis zum Ende der Bucht. Der Turm ist sicher nicht schlecht, doch in der Nähe von Kinvara gibt es noch etwas Besseres!«
    Murrough rief seinen Männern ein paar knappe Befehle zu und drehte am Steuerrad, bis der Bug genau nach Osten wies. Das Schiff neigte sich ein wenig nach Steuerbord. Aufgeregt beobachteten die jungen Vampire, wie das Ufer immer näher kam, sich Felsen und Büsche aus den Schatten lösten, Häuser und knorrige Bäume. Noch war es nicht einmal Mitternacht und ein paar Lichter waren zu sehen, erleuchtete Fenster oder schwankende Laternen, und vereinzelt Menschen.
    Das Schiff glitt nun in eine sich wie ein Trichter verengende Bucht, die an ihrem Ende nach Süden gebogen war und in ein Tal überging. Dort, wo das kleine Flüsschen mündete, war eine Ansammlung von Häusern und Hütten auszumachen. Vor der Mole schaukelten Fischerboote im Wasser. Doch der Schiffsführer hielt nicht auf den Ort zu, sondern ließ das Steuerrad nach links wandern, wo sich ein kastenförmiger Schatten in den Nachthimmel reckte. Als sie näher herankamen, sahen die jungen Vampire, dass die Burg auf einer kleinen Insel stand, vom Festland immerhin noch durch einen wassergefüllten Graben mit einer Zugbrücke getrennt. Das Haupthaus war rechteckig und wie so oft hier turmartig gebaut, sodass sein zurückversetztes Satteldach die höchste Erhebung war. Allerdings gab es noch einen weiteren Turm, der, außen an die Ringmauer angesetzt, das Tor bewachte.
    Catriona trat zu ihnen. »Wir werden gleich dort am Steg anlegen. Geht bitte rasch von Bord und direkt durch das Tor in den Hof. Keine Erkundungstouren oder sonstigen Experimente!«
    Die vier sahen sie aus unschuldigen Augen an.

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