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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Aughnanure davon.
     Oben, an den moorigen Hängen der Hügel, hatte Peregrine angehalten. Er wandte den Kopf und witterte nach allen Seiten. Auch wenn er nichts Ungewöhnliches riechen konnte, so war da dennoch etwas, das ihm nicht behagte. Das ihm gar Furcht einjagte. Nachdenklich ließ Peregrine den Blick ins Tal zurückwandern. In seinem Geist flackerte eine Regung, deren Ursprung irgendwo dort unten war. Áine! Eigentlich müsste sie längst zurück in Aughnanure sein, doch etwas ging dort vor sich, das ihren Geist in Aufruhr versetzte. Der Morgen war nicht mehr fern. Sie brauchte seine Hilfe! Mit langen Sätzen kehrte der Werwolf ins Tal zurück.
     
    Sie brachen am frühen Abend auf, nachdem die Lycana ihnen noch einmal frisches Schafsblut besorgt hatten. Die Cioclón stach als Erstes in See, da die Kisten und ihre Besitzer nicht mühsam mit dem Beiboot übergesetzt werden mussten. Wieder waren Alisa, Ivy, Luciano und Franz Leopold mit ihren Begleitern an Bord, doch dieses Mal reisten auch Tammo, Joanne und Fernand mit ihnen. Fernands Ratte thronte frech auf seiner Schulter und ließ sich vom Fahrtwind das Fell zausen. Franz Leopold hielt ein wenig Abstand zu den beiden Pyras. Sie waren ihm ein Gräuel und verkörperten alles, was er verabscheute: Sie waren schmutzig, hatten kein Benehmen, sprachen ungeschliffen und waren hässlich! Franz Leopold sah auf seine gepflegten Hände hinab mit den sauberen und ordentlich spitz gefeilten Fingernägeln. Die der  Pyras dagegen waren schmierig braun, ihre Krallen wuchsen wild und brachen irgendwann von selbst ab. Und dann diese Ratte, der Fernand offensichtlich so etwas wie freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte. Das war widerlich und lächerlich zugleich!
    Franz Leopold fühlte Ivys Blick auf sich ruhen und wandte seine Gedanken rasch in eine andere Richtung. Obwohl er sich fragte, warum es ihn stören sollte, wenn sie seine Meinung erfuhr. Seine Ansichten waren gut und richtig und jeder durfte sie hören. Und doch fühlte er sich unwohl, wenn er daran dachte, was Ivy davon hielt. Franz Leopold fuhr herum und herrschte die Lycana an.
    »Was ist? Warum siehst du mich so an?«
    »Ich habe vor allem die Insel angesehen und nach dem Schiff Ausschau gehalten, das wir gestern entdeckt haben«, sagte sie ruhig.
    Es ärgerte ihn, dass er sich schuldig fühlte, sie so barsch angefahren zu haben. Dennoch bemühte er sich um einen freundlichen Tonfall. »Und, hast du etwas entdeckt?«
    »Entweder haben sie sich bereits bei Tageslicht aufgemacht oder das Schiff ist noch irgendwo verborgen.«
    Franz Leopold stellte sich neben sie und tastete prüfend das Ufer ab, an dem sie in einiger Entfernung vorbeiglitten. »Ich kann nichts entdecken«, musste er zu seinem Bedauern eingestehen. Er wandte sich Ivy zu, doch dann schweifte sein Blick wieder über Joanne und Fernand. Die Pyras lachte gerade derb über etwas, das Tammo gesagt hatte, und ließ ihre Zahnlücke sehen. Der Schneidezahn war das Opfer einer Rauferei geworden. Allerdings musste man sich bei ihrer Vorliebe für Schlägereien wundern, dass es bisher bei diesem einen Verlust geblieben war. Franz Leopolds Oberlippe kräuselte sich verächtlich. Nichts könnte ihn dazu verleiten, sich mit Mitgliedern dieses Clans zu prügeln. Wenn man sich bekämpfte, dann mit ernsten Absichten in einem Duell mit dem Degen, dem Schwert oder ein paar Pistolen in der Hand!
    »Hättest du lieber die Gesellschaft deines Cousins und deiner Cousinen hier an Bord?«, erkundigte sich Ivy, der wieder einmal nichts entging.
    Franz Leopold dachte einen Moment nach, dann schüttelte er energisch den Kopf. »Aber nein!«, rief er aus tiefstem Herzen. Das Bild Anna Christinas stieg in ihm auf. Ihre makellose Schönheit verblasste beim Anblick ihres angewiderten Gesichtsausdrucks. Er konnte ihre schrille Stimme hören, mit der sie sich über alles beschwerte. Man konnte es ihr nicht recht machen! Und das hübsche Köpfchen der kleinen Marie Luise war so hohl, dass sie sowieso nur das nachplapperte, was ihre ältere Cousine sagte.
    Und Karl Philipp? Seine edlen Züge wurden von einem Hauch Brutalität verdorben. Natürlich sprach er Franz Leopold aus der Seele, wenn er sich über die Bastarde der anderen Clans beschwerte, die man einfach nur verachtenswert finden konnte, nicht mehr wert als Ungeziefer. Es war nur sein rüder Ton, der Franz Leopold auf die Nerven ging.
    Wirklich?
    Franz Leopold war nicht sicher, ob er die Frage gehört oder nur gedacht

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