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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sagen, was geschehen ist.«
    »Das ist nicht mehr möglich. Meine Söhne haben die Leiche dem Berg zurückgegeben, wie es der Brauch ist.«
    »Du hast dich nicht von ihm verabschiedet?«
    Der alte Werwolf schüttelte den Kopf. »Peregrine hat sich nicht an die Regeln gehalten und mein Vertrauen missbraucht.« Die Druidin unterdrückte ein Stöhnen.
    Die Werwölfe fühlten sich dem Moor und den Twelve Bens so verbunden, dass sie ihre Toten zu der - wie es schien - bodenlosen Spalte im Innern ihrer Höhle trugen und sie dort hineinfallen ließen. Dieses Mal war der übliche feierliche Zug wohl unterblieben. Falls an Peregrines Körper Beweise zu finden gewesen waren, dass nicht ein Vampir ihn getötet hatte, dann waren sie nun für immer verloren. Mac Gaoths zorniges Antlitz tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Vielleicht hatten sie den Körper so schnell beseitigt, eben weil keine Spuren von Vampirzähnen zu sehen waren. Wollten sie gar die Bissspuren eines Werwolfs verbergen?
    Tara überlegte, was sie noch sagen oder tun sollte. Den Bruch zwischen den Lycana und den Werwölfen konnte sie nicht mehr aufhalten. Er war bereits geschehen. Sie hoffte jedoch, dass ihre Stimme bei der Sippe noch immer etwas zählte.
    »Áthair Faolchu, wir haben einander stets vertraut, und ich habe euch niemals Anlass gegeben, an mir und meinem Wort zu zweifeln.« Er neigte zustimmend das Haupt.
    »Ich hoffe daher, dass ich bei deiner Sippe noch immer willkommen bin.«
    »Wenn du dich nicht mit unserem Feind verbündest und uns zu schaden suchst«, sagte der Werwolf.
    »Ich bin mit niemandem verbündet und suche niemandem zu schaden. Ich stehe hier als Mittler zwischen der Anderwelt der Geister und der Natur mit allen ihren Kreaturen.« Wieder nickte er.
    »Werde ich also morgen hier noch willkommen sein? Und auch die, die unter meinem besonderen Schutz stehen?«
    Der Werwolf sah sie aus seinen hellen Augen durchdringend an. »Ich weiß, woran du denkst und was du vorhast, Tamara Clíodhna.« Er zeigte zum Mond hinauf. »Du bist morgen willkommen und auch in der folgenden Nacht. Kehre wieder, wann du willst, doch ehe der Mond vollständig verblasst ist und die Nacht der Leere über uns kommt.«
    Sie wagte nicht zu fragen, was dann geschehen würde. Noch konnte sie die Hoffnung hegen, dass sich bis zum nächsten Neumond alles zum Guten wenden würde. Die Druidin verbeugte sich.
    »Dann werden wir uns also vor Neumond wiedersehen. Ich wünsche dir und den deinen, dass deine Weisheit dich leite und nicht dein Zorn.«
    »Es ist deine Pflicht und dein Recht, so zu sprechen, denn du kennst die heiße Wut nicht, die in einem Werwolf brennt.«
    »Ich kenne sie, auch wenn ich sie selbst nie gespürt habe«, sagte Tara leise. Für einen Moment fühlte sie sich nur wie eine alte Frau, deren Lebenskraft längst verbraucht war. Sie spürte den Blick des Werwolfs auf sich ruhen, in dem sie so etwas wie Verständnis lesen konnte, obwohl ihm jede Schwäche zuwider sein musste. Rasch schüttelte sie die schmerzenden Erinnerungen ab und straffte sich.
    »Vor dem nächsten Neumond«, wiederholte die Druidin, wandte sich ab und schritt den Berg hinunter. Ihre beiden Wölfe folgten ihr.
     
    »Wenn wir wenigstens in den Hof hinausdürften und auf die Ringmauer steigen«, stöhnte Tammo und stützte mit einem Ausdruck tödlicher Langeweile das Kinn in beide Hände. Niemand wunderte es, dass Fernand kurz darauf eine Rauferei anfing, in die sich Joanne natürlich sofort einmischte.
    Anna Christina beschwerte sich über die Seefahrt, die sie hatte erdulden müssen, die schrecklichen Kleider, die sie zu tragen gezwungen war, und die Unbequemlichkeit der Burg, aber kaum jemand achtete auf sie. Zu häufig hatten sie ihre Klagen schon vernommen. Nur Marie Luise hing an ihren Lippen. Sie stimmte  allem zu, was ihre ältere Cousine äußerte. Karl Philipp dagegen wurde es nun ebenfalls zu viel und er entfloh ihrer nörgelnden Stimme.
    Die vier Vyrad aus London saßen etwas abseits in einer Ecke und warfen ihrer Gastgeberin ab und zu finstere Blicke zu. Ulicia hatte sich nicht wie angekündigt in ihr Gemach zurückgezogen, sondern saß auf ihrem Stuhl mit der hohen Rückenlehne und ließ wie eine Clanführerin den Blick hoheitsvoll durch ihre Halle schweifen.
    Alisa sah zu den Londonern hinüber. Während Raymond so unsicher wie immer wirkte, hatte sich seine um ein Jahr jüngere Cousine Ireen über den Sommer zu ihrem Vorteil entwickelt. Zwar war sie mit ihren

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