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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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heftig den Kopf. »Oh nein! Oliver Cromwell war  einer der grausamsten englischen Heerführer, die Irland jemals heimgesucht haben.«
    »Und auch einer der erfolgreichsten, als es darum ging, die aufständischen Iren in die Knie zu zwingen, das darfst du nicht unterschlagen!«, mischte sich eine Stimme ein. Malcolm war zu ihnen getreten und sah Ivy herausfordernd an.
    Alisa blickte von Ivy zu Malcolm, die sichtbar dabei waren, in Rage zu geraten. »Ach, hört schon auf, über die Menschen und ihre Kriege zu streiten. Seht nach vorn. Ist das der Burren?«
    Vier Augenpaare hoben sich und wanderten in das Tal, das sich nach Süden erstreckte und zu den Bergrücken zu beiden Seiten.
    »Kein Wasser zum Ertränken, kein Baum zum Hängen, keine Erde zum Begraben«, sagte Luciano. »Kein sehr einladender Ort!«
    Während das Tal noch von üppigen Weiden bedeckt war, fehlte den Berghängen und Kuppen fast jedes Grün. Graue Felsen reckten sich in mächtigen Plattformen übereinandergestapelt in den Himmel. Als sie den Talboden verließen und die ansteigenden Felsen erreichten, erkannten sie, dass die Oberfläche tief zerfurcht war, von geraden Rinnen und Löchern, die die Form verzweigter Äste und Blätter hatten. Manche sahen wie riesige Farnblätter aus. Allen gleich war, dass die Kanten scharf waren wie Klingen. Obwohl sie nun genau aufpassen mussten, wohin sie ihre Füße setzten, behielten Donnchadh und die anderen das Tempo ungemindert bei. Anna Christina schimpfte mal wieder vor sich hin und klagte über die Unannehmlichkeiten des rauen Landes. Marie Luise unterstützte sie. Während Ivys nackte Füße mit schlafwandlerischer Sicherheit ihren Weg fanden und stets auf der glatten Steinoberfläche landeten, beugte sich Luciano ein wenig vor, um nicht zu straucheln. Da er für jeden Tritt erst den rechten Platz suchte, fiel er schnell hinter der Gruppe zurück. Alisa ließ den Blick über die gefurchte Oberfläche huschen. Bald hatte sie ihren Rhythmus gefunden und schritt und sprang neben Ivy und Seymour her - und neben Franz Leopold, dessen Bewegungen trotz  des ungewohnten Untergrunds nichts von ihrer Eleganz eingebüßt hatten. Malcolm dagegen hatte sich zu seinen Cousinen und seinem Vetter zurückfallen lassen. Während Rowena, die wie üblich vor sich hin summte und den Blick in die Ferne schweifen ließ, gar nicht zu bemerken schien, dass sich ihre Umgebung verändert hatte, wirkten Raymond und Ireen ein wenig unsicher.
    »Ist das Kalkgestein?«, wollte Alisa wissen. »Wie kommt es, dass die Landschaft hier so anders ist?«
    »Du hast richtig gesehen. Diese Berge bestehen aus mächtigen Kalksteinschichten. Wenn wir innehalten und die Oberfläche genau betrachten würden, könnten wir überall Muscheln und Schnecken im Gestein entdecken. Tara sagt, diese Berge waren einst tiefer Meeresgrund.«
    »Wie kann so etwas sein?«
    »Die Erde lebt und unterliegt einem ständigen Wandel, hervorgebracht von Feuer, Wasser und Eis. Schaut euch um und blickt ins Tal hinab. Wasser hat den so fest scheinenden Kalk weggewaschen. Und auch hier arbeitet es Tag und Nacht. Die kleinsten Brüche genügen dem Regenwasser, um hindurchzuschlüpfen. Dabei nimmt es immer ein wenig Fels mit sich, erweitert die Risse, höhlt ihn aus und formt dieses Labyrinth an Furchen. Irgendwo im Untergrund sammelt sich das Wasser zu einem unterirdischen Fluss und kommt dann dort im Tal hervor, um dem Meer zuzueilen.«
    »Ein unterirdischer Fluss?« Alisas Augen leuchteten. »Den würde ich gerne einmal sehen.«
    »Das wirst du. Den Fluss, und das Höhlenlabyrinth, das er auf seinem Weg geschaffen hat, denn das ist unser Ziel.«
    Sie hielten an. Donnchadh, Catriona und die anderen waren stehen geblieben und besprachen sich leise. Während die Nachzügler zu ihnen aufschlossen, schaute Alisa zu den oben abgeplatteten Bergen. Der Regen hatte Erde in den Rinnen und Mulden angeschwemmt, sodass dort ein wenig Gras und vereinzelt auch niedere Weiß- und Schwarzdornbüsche wuchsen. Zwischen den Höhenzügen fiel der Blick in das grüne Tal ab. Der Übergang  zwischen grauem Fels und saftigem Grasland war wie mit dem Messer gezogen. Während auf dem felsigen Grund kein Mensch zu wohnen schien, standen unten im Tal verstreut Farmhäuser, Weiden waren mit Steinmauern abgetrennt, und am sanft ansteigenden Hang auf der anderen Seite erhob sich eine Turmburg. Ein paar niedere Häuser befanden sich zu ihren Füßen, Baumgruppen wie kleine Inseln und Weiden schlossen

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