Lycana
freundlich, doch der Vorwurf ärgerte Alisa. Die Klage über Franz Leopolds unfaires Eindringen in ihren Geist lag ihr auf der Zunge, aber sie schluckte sie hinunter. Das musste sie alleine mit ihm regeln!
Die schöne Servientin der Lycana betrachtete Alisa aufmerksam. »Du musst lernen, dich gegen Störungen zu verschließen. Dieses Mal war es der Dracas, ein anderes Mal wird es etwas anderes sein, das an deiner Aufmerksamkeit zerrt. Eine wahre Meisterin wird auch inmitten eines tobenden Sturmes den einmal geknüpften Faden nicht abreißen lassen. Wir werden später Übungen machen, bei denen ihr auf mehrere Dinge gleichzeitig achten müsst. Versuch es noch einmal!«
Alisas Wut amüsierte Franz Leopold. Doch bevor er seinen Triumph auskosten konnte, spürte er, wie Catriona mühelos in sein Bewusstsein eindrang. Er zuckte zusammen. Man musste die Unreine im Auge behalten! Sie war nicht nur klug und verfügte über mächtige Fähigkeiten. Sie war auch eine Persönlichkeit, deren Stärke man nicht unterschätzen sollte. Er versuchte, dem Ansturm standzuhalten, musste jedoch nach wenigen Augenblicken zähneknirschend seine Niederlage eingestehen. Er durchbohrte Catriona mit seinem Blick, was sie nur zu erheitern schien. Das verärgerte Franz Leopold noch mehr, dennoch sah er gebannt zu, wie Alisa zum zweiten Mal eine Fledermaus rief, sie einmal um ihren Kopf kreisen ließ und ihr dann befahl, auf ihrer Hand zu landen.
»Und nun verbinde deine Sinne mit ihren«, forderte Catriona. »Ich helfe dir.« Alisas Stirn legte sich in Falten, so sehr konzentrierte sie sich. Dennoch war der Versuch nicht von Erfolg gekrönt, das konnte Franz Leopold spüren. Ohne Vorwarnung fuhr die Lycana zu ihm herum und wies ihn an, die Fledermaus zu sich zu rufen.
»Lass sie los und entspanne dich ein wenig, ehe wir es ein weiteres Mal versuchen«, sagte sie zu Alisa. Franz Leopold freute sich, wie leicht es ihm fiel, die Fledermaus zu sich zu lenken. Sich ihrer Sinne zu bedienen, war dagegen etwas anderes. Er probierte verschiedene Möglichkeiten aus doch erst als Catriona ihn unterstützte, war ihm, als könne er für einige Momente hören und riechen, was die Fledermaus wahrnahm. Es gelang ihm aber nicht, an das Echobild heranzukommen. Er stieß einen kurzen Knurrlaut aus, hatte sich aber sofort wieder unter Kontrolle.
»Das war schon sehr gut«, lobte Catriona. »Ihr werdet es nun noch ein paar Mal gemeinsam versuchen. Da du bereits ein Meister der Gedankenübertragung bist, wirst du Alisas Kräfte mit deinen stärken, sobald sie die Fledermaus zu sich geholt hat und ihre Sinne mit dem Tier teilen will.« Catriona wandte sich ab, um zu sehen, wie Ivy mit Luciano vorankam.
Alisa und Franz Leopold starrten sich an. Er konnte ihren Groll spüren. Dennoch sagte sie nach einer Weile mit bemüht ruhiger Stimme: »Wir haben in Rom bewiesen, was wir gemeinsam erreichen können. Also, fangen wir an. Es ist nur zu unserem Vorteil, wenn wir es schnell lernen!«
Franz Leopold nickte. »Ja, eine gewisse Unabhängigkeit in der Finsternis der Höhlengänge kommt mir durchaus erstrebenswert vor.«
Nur Momente später waren sie so in ihre Aufgabe vertieft, dass sie alles um sich herum vergaßen. Alisa sträubte sich zu Anfang. Erst als Franz Leopold über ihren unvernünftigen Widerstand schimpfte, ließ sie die Verbindung zu.
»Das ist unangenehm«, verteidigte sie sich. »Ich mache das nicht absichtlich. Mein Geist schützt sich ohne mein Zutun.«
»Allerdings nur mit mäßigem Erfolg!«, sagte Franz Leopold und schnitt ihre Widerworte gleich ab. »Wir können uns später noch ausgiebig streiten, wenn dir danach ist. Lass uns nun weitermachen. Ich will es schaffen. Das kann doch nicht so schwer sein, wenn die Lycana es alle mit Leichtigkeit vollbringen.«
Es war nach Mitternacht, als sie beide zugleich einen Schrei der Überraschung ausstießen. Zum ersten Mal in ihrem Dasein nahmen sie für ein paar Augenblicke die Welt um sich wahr, wie sie das Echo der hellen Rufe einer Fledermaus formte.
»Ist das nicht fantastisch?«, hauchte Alisa hingerissen.
»Konzentrier dich!«, herrschte Franz Leopold sie an, doch da war das Band bereits zerrissen. Trotz seines Ärgers konnte er sich eines Lächelns nicht erwehren. Er sah zu Ivy hinüber, die neben einem sichtlich frustrierten Luciano stand, sich aber weiter um ihn bemühte. Sie hob den Blick und erwiderte sein Lächeln.
»Komm, lass es uns noch einmal versuchen!«
»Was?«, erwiderte Franz
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