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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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hinterrücks Gefühle, die ihm bislang fremd gewesen waren – Todesangst und eine unbeschreibliche Traurigkeit. Er versuchte, die Emotionen zu ignorieren und verhielt sich wie immer. Die Schlafzimmertür seines Onkels war geschlossen. Juno hätte beinahe angeklopft, riss sich aber zusammen. Vielleicht bereitete der Priester sich gerade auf die Messe vor. Juno durfte ihn keinesfalls stören.
    Als er die Kirche betrat, spürte er sofort, dass die Tür zum Garten offen stand. Frische Luft und der süßliche Duft der Blumen erfüllten den Innenraum. Juno ging zur Tür, zögerte aber hinauszugehen; zu frisch war die Erinnerung an die Blutlache, in der er vor einigen Wochen ausgerutscht war. Er zog die Tür zu und ging zum Altar, setzte sich auf seinen Hocker und griff zur Gitarre.
    Sein Spiel tröstete und beanspruchte ihn so sehr, dass er beinahe das Telefonklingeln im Büro überhört hätte. Er war überzeugt, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, aber als er den Hörer endlich in der Hand hielt, hatte er Lydia am Apparat.
    »Juno?«
    »Lydia? Hallo.«
    »Juno, ich muss Sie etwas fragen. Dieser Junge, dem Sie nicht helfen konnten … wie hieß er?«
    »Es ist lange her«, antwortete Juno.
    »Ich habe den Namen damals bei meiner Internetrecherche gelesen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Sie vielleicht?«
    »Er hieß … Robbie. Robbie Hugo.«
    »Ist er der einzige Junge, den Sie nicht zu heilen vermochten und der starb?«
    »Ja.«
    »Was ist mit seinen Eltern?«
    »Seine Mutter Jennifer gehörte unserer Gemeinde an. Ihr Mann war nicht gläubig. Ich kann mich nicht an seinen Vornamen erinnern, und ich glaube auch nicht, dass ich ihm je begegnet bin. Nach dem Tod des Jungen ist sie nach Colorado gezogen. Der Mann vermutlich auch.«
    »Was wissen Sie noch über die Familie?«
    »Nichts, tut mir leid.«
    »Juno, hat die Gemeinde ein Mitglied namens Christian I. Deeme? Könnte es sein, dass auf der Liste, die Ihr Onkel uns gegeben hat, Gemeindemitglieder fehlen?«
    »Ich weiß nicht, wer auf dieser Liste steht. Aber der Name kommt mir bekannt vor. Sie sollten meinen Onkel selbst fragen, er kann Ihre Fragen sicherlich beantworten.«
    »Kann ich ihn sprechen?«
    »Er bereitet gerade die Messe vor«, sagte Juno widerwillig.
    »Juno, es ist wirklich dringend.«
    Juno klopfte an die Tür des Onkels, und als keine Antwort kam, öffnete er sie.
    »Onkel?« Er durchquerte das Zimmer und tastete nach dem Bett. Es war gemacht und eiskalt.
    Juno kehrte ins Büro zurück.
    »Lydia, er ist nicht hier. Das ist wirklich seltsam.«
    »Okay. Hören Sie, vor der Kirche steht ein Streifenwagen. Gehen Sie raus und sagen Sie den Kollegen, dass wir ein Problem haben. Falls draußen kein Streifenwagen ist, sollten Sie sich einschließen und den Notruf wählen. Rühren Sie sich nicht vom Fleck, bis die Polizei da ist, verstanden?«
    »Ja. Lydia, was ist los?«
    »Halten Sie durch, ich komme zu Ihnen, so schnell ich kann. Ich muss nur vorher kurz etwas erledigen.«
    Juno stolperte durch die Kirche und stieß sich zweimal den Fuß. Der sonst so vertraute Raum hatte sich in einen Hindernisparcours mit böswillig platzierten, harten Gegenständen verwandelt, die ihre Position offenbar nach Belieben veränderten. Als er es endlich zum Haupteingang geschafft hatte, riss er die schwere Holztür auf und rief um Hilfe. Aber niemand antwortete.
    Simon Morrow kochte vor Wut. Nachdem die Leiche aus dem Vorgarten der Savroys abtransportiert worden war, war er ins Krankenhaus gefahren und hatte sich vor Bennys Krankenzimmer gesetzt. Er würde warten, bis der Junge aufwachte. Ob behindert oder nicht – er war in die Sache verwickelt. Verdammt nochmal, man hatte eine Leiche in seinem Garten gefunden! Diese Zicke hatte ihn wie einen Idioten stehen lassen, nur weil er einen Behinderten verdächtigt hatte. Der Junge war verdächtig! Und Morrow fest entschlossen, die entscheidenden Informationen als Erster aus ihm herauszupressen.
    Er lehnte den Kopf an die kühle, verputzte Wand des Wartebereichs und versuchte, es sich auf den harten Plastikstühlen mit den Metallrohren bequem zu machen. Er hörte die Krankenschwestern auf quietschenden Sohlen vorbeieilen und gelegentlich das Rauschen der Sprechanlage, wenn ein Arzt in die Notaufnahme gerufen wurde.
    Er war müde. In der vergangenen Nacht hatte er kaum geschlafen.
    Er war lange im Büro geblieben, um alte Berichte zu ordnen und über die letzten Jahre nachzudenken. Um jeden Preis wollte er diesen Fall

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