Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde
warf einen Blick auf die Uhr.
»Du hast Recht«, sagte er, und die Erinnerung an letzte Nacht und an die Gefahr, in der Lydia schwebte, holten ihn ein. »Wir sollten uns mit Benny Savroy unterhalten.«
Benjamin Savroy und seine Mutter Greta wohnten in einem kleinen, charmanten Hexenhäuschen mit roter Fassade, weißen Fensterläden und Blumenkästen auf jeder Fensterbank. Üppige Stauden und ein weißer Holzzaun umgaben den akkurat gemähten Rasen. Lydia und Jeffrey betraten den schmalen Pfad aus Kopfsteinpflaster, der zum Haus führte. Die bunten Blumenbeete zu ihrer Rechten waren ebenso gepflegt wie die Beete im Kirchgarten. Lydia fragte sich, ob Benny sich um beide Gärten kümmerte.
Die Frau an der Tür sah aus wie eine Großmutter aus dem Bilderbuch. Greta war klein und rundlich und hatte dichtes, graues, zu einem geflochtenen Knoten frisiertes Haar, und sie trug ein rotes T-Shirt unter einer Jeansjacke. Ihre Wangen waren gerötet. Sie hatte freundliche, strahlend blaue Augen.
»Hören Sie«, sagte sie mit unverwechselbarem New Yorker Akzent, »Pater Luis hat mich angerufen und Ihren Besuch angekündigt. Ich möchte nicht, dass mein Sohn belästigt wird. Er ist ein guter Junge und hat noch nie Ärger gemacht.«
»Mrs Savroy …«, hob Lydia an.
»Miss«, unterbrach Greta sie.
»Miss Savroy, wir wollen Ihren Sohn nicht belästigen. Wir wollten ihm lediglich ein paar Fragen stellen.«
»Wozu?«
»Es geht um die Ermordung von Maria Lopez und Christine und Harold Wallace. Und um das Verschwinden von Shawna Fox. Alle waren Mitglieder der Kirchengemeinde zum Heiligen Namen«, erklärte Jeffrey. »Wir befragen alle Kirchgänger und ehrenamtlichen Helfer, denn vielleicht hat jemand etwas Verdächtiges bemerkt.«
»Falls Sie glauben, mein Sohn hätte irgendwas damit zu tun, haben Sie nicht alle Tassen im Schrank«, sagte Greta mit zittriger Stimme und lief vor Wut rot an. »Er ist geistig auf der Stufe eines Zwölfjährigen.«
Greta fuchtelte erbost mit ihrem Geschirrtuch herum. Die Frau reagierte völlig übertrieben.
»Nein, Madam«, sagte Jeffrey besänftigend, »wir wollen nur wissen, ob er was gesehen hat. Sie können mit uns zusammenarbeiten – oder wir lassen ihn von der Polizei zur Befragung abholen.«
Greta kniff die Augen zusammen, rang die Hände und dachte über Jeffreys Angebot nach.
»Wehe, Sie regen ihn auf. Dann bekommen Sie es mit mir zu tun«, sagte sie, trat beiseite und führte sie durch den Flur in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer.
Benny saß auf dem Fußboden, trank Milch und schaute eine Folge von Batman of the Future auf dem Großbildfernseher.
Er trug den beigefarbenen Overall, in dem Jeffrey ihn am Morgen gesehen hatte. Er war mindestens eins achtzig groß und wog auf jeden Fall über hundert Kilo. Seine dunkelblonden Haare waren penibel gescheitelt, und sein rundes Gesicht hatte die Farbe und Konsistenz von Kuchenteig. Seine Hände erinnerten an Bärentatzen.
»Benny«, sagte Greta mit warmer Stimme, »du hast Besuch. Diese Leute möchten dir ein paar Fragen stellen.«
Benny drehte sich um.
»Benny, mach den Fernseher aus«, befahl Greta. Er gehorchte und stand auf. Als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, wichen Jeffrey und Lydia unwillkürlich zurück. Er schaltete den Fernseher aus und setzte sich aufs Sofa.
»Ich habe euch in der Kirche gesehen«, sagte er.
»Ja, das stimmt. Warum bist du weggelaufen, Benny?«, fragte Jeffrey.
»Ihr habt böse Sachen erzählt. Da habe ich Angst bekommen.«
»Warum, Benny?«
Schweigend wiegte er sich vor und zurück. Er sah seine Mutter an, und sie nickte.
»Ich weiß nicht«, sagte er leise, ließ sich aufs Sofa sinken und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Kümmerst du dich um den Garten draußen?«, fragte Lydia und setzte sich ebenfalls, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein.
Er nickte.
»Und um den Garten hinter der Kirche?«
Er nickte wieder.
»Ich mag Blumen. Die tun nie was Böses. Die sind immer ganz still.«
»Ich weiß, was du meinst. Die Menschen tun böse Dinge, aber Blumen nicht, richtig?«
Benny nickte eifrig, und seine Miene hellte sich auf. Er freute sich, Verständnis zu ernten.
»Man muss die Samen in die Erde legen und immer gießen. Und dann kommt die Blume raus. Es dauert lange, aber dann kommt sie. Gott lässt die Blumen wachsen.«
»Kennst du Pater Luis und Juno?«
»Ja.«
»Magst du sie?«
»Ja.«
»Wen kennst du noch in der Kirche?«
»Niemanden.«
»Sicher?«
Benny warf
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