LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
erinnern, den Mund zu halten.« Schon allein diese Vermutung auszusprechen, ließ Emma erzittern.
Ethan setzte sich auf und zog die Knie an die Brust. »Glaubst du, Thayer hat Sutton umgebracht?«
»Möglich wäre es. Er ist der Einzige, über den wir noch keine Nachforschungen anstellen konnten. Was ist denn deiner Meinung nach zwischen Sutton und Thayer passiert, bevor er abgehauen ist?« Emma legte die flache Hand auf den Asphalt, um seine Hitze zu spüren. Sie musste sich an etwas Solidem festhalten, an etwas, das sie verstand.
Über Ethans Gesicht huschte ein Ausdruck von Bedauern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich wünschte, es wäre anders, aber ich hatte nie viel mit Suttons Clique zu tun.«
»Ein paar Leute haben angedeutet, dass zwischen ihm und Sutton etwas gelaufen ist«, sagte Emma. Unter anderem Garrett, Suttons Ex, der ihr das beim Schulball indirekt vorgeworfen hatte. Und auch Nisha Banerjee hatte behauptet, Sutton habe sich den Jungen gekrallt, in den Laurel verliebt gewesen war. Das würde erklären, warum Laurel ihr seit Thayers unerwartetem Besuch nur noch eisige Blicke zuwarf. Was hatte sie noch gesagt? Du machst immer alles nur noch schlimmer. Was genau hatte sie damit gemeint?
»Manche Andeutungen klangen aber auch so, als sei Sutton schuld daran, dass Thayer abgehauen ist«, sagte Emma langsam.
»Das habe ich auch schon gehört.« Ethan bohrte seine Ferse in einen Riss im Boden. »Aber wer weiß schon, ob das stimmt. Dieses Gerücht ist noch nicht lange im Umlauf. Als Thayer im Juni verschwand, dachten alle, er sei vor seinem Vater abgehauen. Mr. Vega hat Thayer auf dem Fußballplatz ständig angeschrien und ihn übel unter Druck gesetzt.«
Emma verzog das Gesicht, als ihr etwas einfiel. Beim Schulball waren ihr violette Blutergüsse an Madelines Armen aufgefallen. Sie hatte gesagt, die habe ihr Vater ihr verpasst, und für Thayer sei es noch schlimmer gewesen. Ihr Geständnis hatte Emma geschockt, aber trotz allem war es ein gutes Gefühl gewesen, endlich einmal ein ehrliches, offenes Gespräch mit einer von Suttons Freundinnen zu führen. Sie sehnte sich nach solchen Verbindungen, denn außer ihrer besten Freundin Alex aus Henderson, Nevada, hatte sie kaum langjährige Freunde, weil sie so oft umgezogen war.
Ich musste zugeben, dass es mich ein bisschen traurig machte, dass Emma zu meiner besten Freundin so einen guten Draht bekam. In mancher Hinsicht war Emma eine bessere Version von mir, sozusagen Sutton 2.0, und das tat weh. Madeline hatte mir die Sache mit ihrem Vater nie anvertraut – sie hatte angedeutet, dass sie der Meinung war, ich würde mich nicht dafür interessieren. Aber ich hatte schon immer gespürt, dass mit Mr. Vega etwas nicht ganz koscher war. Eines Abends hatten Charlotte, Laurel und ich in Madelines Schlafzimmer gesessen, während Mr. Vega in der Küche Töpfe und Pfannen durch die Gegend schleuderte und Mads und Thayer wegen irgendeiner Nichtigkeit anschrie. Als Madeline mit roten, weit aufgerissenen Augen in ihr Zimmer zurückgekehrt war, hatten wir alle so getan, als sei nichts passiert. Hätte ich Mads doch nur gefragt, ob alles in Ordnung sei! Wahrscheinlich hatte sie mir eine Menge Hinweise gegeben. Es stellte sich heraus, dass meine Zwillingsschwester Mads und Char eine bessere Freundin war als ich – und jetzt konnte ich daran leider nichts mehr ändern.
Ethan lehnte sich auf die Ellbogen zurück und entblößte dabei eine Handbreit gebräunte Bauchmuskeln. »Thayer könnte auch andere Gründe gehabt haben, abzuhauen. Es muss nicht an Sutton oder seinem Dad gelegen haben. Ich habe gehört, dass er ein paar ziemlich gefährliche Sachen gemacht hat.«
»Meinst du Alkohol oder Drogen?«, fragte Emma, die sich daran erinnerte, was Mr. Mercer gesagt hatte.
»Das war nur Klatsch«, sagte Ethan achselzuckend. »Ich kann mich noch mal umhören, wenn du willst. Jetzt, wo er wieder da ist, werden sich die Leute auf jeden Fall das Maul über ihn zerreißen. Wir müssen dann nur noch die Gerüchte von den Tatsachen trennen.«
Emma ließ sich auf den harten Boden zurücksinken. »Habe ich schon mal erwähnt, wie frustrierend das alles ist? Ich habe keine Ahnung, wie ich herausfinden soll, was zwischen Thayer und Sutton gelaufen ist, ohne meine wahre Identität preiszugeben.«
Ethan verschränkte seine Finger mit ihren. »Wir finden die Wahrheit heraus, das verspreche ich dir. Wir sind schon so viel näher dran als noch vor einem Monat.«
Dankbarkeit
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