LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
stieg in Emma auf. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.«
Ethan winkte ab. »Ach, hör auf. Wir stecken da zusammen drin.« Dann verlagerte er sein Gewicht und zog ein zerknittertes Stück Papier aus seiner Gesäßtasche. »Hey, also … ich wollte dich fragen, ob du vielleicht Lust hättest, mit mir da hinzugehen?«
Emma strich den Flyer glatt. 10. jährlicher Poetry-Slam, stand in Schreibmaschinenschrift darauf geschrieben. Der Termin war Freitag in drei Wochen. Sie schaute Ethan fragend an.
»Ich habe an den letzten paar Wochenenden meine Gedichte im Club Congress vorgelesen«, erklärte Ethan. »Und ich dachte, es wäre ganz schön, wenn ausnahmsweise mal jemand im Publikum sitzt, der mir wohlgesonnen ist.«
Emma spürte, wie sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Ich darf deine Gedichte hören?« An dem Abend, an dem sie Ethan kennengelernt hatte – ihrem ersten Abend in Tucson –, hatte sie ihn dabei überrascht, wie er ein Gedicht in ein Notizbuch schrieb. Seitdem wollte sie unbedingt lesen, was er verfasst hatte, aber bisher hatte ihr der Mut gefehlt, ihn danach zu fragen.
»Solange du dich nicht über mich lustig machst.« Ethan senkte das Kinn.
»Natürlich nicht!« Emma packte seine Hand fester. »Ich werde auf jeden Fall da sein!«
Ethans Augen leuchteten. »Ehrlich?«
Emma nickte. Es rührte sie, wie verletzlich er auf einmal wirkte. Ihre Fingerspitzen berührten seine Handfläche. In der Ferne blinkten Glühwürmchen, die zwischen Kakteen und Erdbeerbäumen hin und her schwirrten. Der Wind verwehte Ethans dunkles Haar. Er legte Emma den Arm um die Schultern. Sie rückte näher und ihre Knie berührten den rauen Stoff von Ethans Jeans. Sie dachte an seinen Kuss gestern Abend, daran, wie weich sich seine Lippen auf ihren angefühlt hatten. Sie kam sich egoistisch vor, weil sie ihren Gefühlen für Ethan nachgab, obwohl der Mord an ihrer Schwester noch nicht aufgeklärt war. Aber ohne Ethan wäre sie schon längst verrückt geworden.
Und seltsamerweise machte es auch mich gelassener, meiner Schwester dabei zuzusehen, wie sie etwas tat, was sie so glücklich machte.
Emma beugte sich vor und legte den Kopf schief. Ethan rückte näher. Aber plötzlich hörten sie ein metallisches Klicken von der anderen Seite des Zauns. Emma fuhr herum und kniff die Augen zusammen. Eine langbeinige Gestalt zwängte sich zwischen zwei Eichen hindurch.
»Hallo?«, rief sie, und ihr Puls beschleunigte sich. »Wer ist da?«
Ethan sprang auf, warf eine Münze in den Automaten und schaltete die Flutlichter an. Sie waren so hell, dass Emma sich schützend die Hand über die Augen hielt. Beide blickten suchend über den Tennisplatz. Ohrenbetäubende Stille. Das Basketballspiel hatte aufgehört und es fuhren keine Autos mehr die Straße entlang. Wie lange war es schon so still gewesen? Wie laut hatten sie und Ethan geredet? Hatte jemand sie gehört?
Als die Gestalt zwischen den Bäumen hervorkam, packte Emma Ethans Arm und unterdrückte einen Schrei. Dann gewöhnten sich ihre Augen an das Licht und sie sah ein Mädchen in schwarzen Leggings, einem silbernen Sport-Bustier und weißen Turnschuhen. Ihr blondes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengefasst, und sie lief auf der Stelle, als sei sie gerade erst angekommen. Emma fiel die Kinnlade hinunter. Es war Laurel.
Laurel riss die Augen auf, als sie Ethan und Emma sah. Nach einem Augenblick hob sie die Hand und winkte ihnen zu. »Oh, hallo!« Sie sagte es, als habe sie gerade erst gemerkt, dass sie es waren, aber Emma wusste es besser.
Und ich auch. Vor allem, weil Laurel stumm Ertappt! sagte, bevor sie sich die iPod-Kopfhörer wieder in die Ohren steckte. Dann rannte sie los und verschwand zwischen den Bäumen.
4
Ball-Kater
Am Montagmorgen hatte sich der Campus der Hollier High noch nicht restlos von den Festivitäten am Freitagabend erholt. Die Schule schmiss an Halloween jedes Jahr einen Themen-Schulball und auf dem Gelände lagen noch eine Menge Überbleibsel der wilden Party herum. Ein einsamer Fetzen orangefarbenes Krepppapier flatterte an einem Fenster der Turnhalle und auf einem Rasenfleck lag ein vergessenes Vampirgebiss. Die Überreste eines geplatzten schwarzen Luftballons klebten auf dem Gehweg. Und am Lendenschurz der steinernen Indianerstatue im Schulbrunnen prangte ein Klumpen pinkfarbener Kaugummi.
»Die Schule sieht total verkatert aus«, murmelte Emma, aber Laurel, die neben ihr am Steuer ihres VW Jetta
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